LIVEBERICHT

BLACKFIELD FESTIVAL 2011 :: Das Festival der Gegensätze


am 25.+26. Juni 2011 im Amphitheater Gelsenkirchen
u.a. mit: And One, Schandmaul, Eisbrecher , Diary Of Dreams, Apoptygma Berzerk Letzte Instanz, Rotersand, Rabia Sorda, Absolute Body Control, Sono, Solar Fake Stahlmann, Blitzmaschine
Info: www.blackfield-festival.de

 

Wenigstens eines bleibt einem gewiss in Erinnerung. Selten waren zwei Tage desselben Festivals so unterschiedlich wie dieses Wochenende in Gelsenkirchen. Dabei ist der Unterschied eben nicht nur am Wetter auszumachen. Obschon das wohl auch sehr dazu beigetragen hat.


Samstag, der Tag ist noch jung und doch total betrübt, startet eben leider nicht so, wie man es sich wünscht. Regenwolken überall und entsprechend ist auch die Stimmung. Nicht so extrem aufbrausend, schwer in die Gänge zu bringen und der beliebteste Getränkestand ist der EINER mit Kaffee!!! Und als dann auch noch dem Betreiber die Filtertüten ausgehen, sah man nicht nur einen trüben Himmel, sondern auch betrübte Gesichter. Am frühen Nachmittag!

 


Auf der Bühne und vor der Bühne ist es nicht so betrüblich. Obwohl der Frontmann von MONO INC. die Wolken beschwört, wird es leider nur wenige trockene Momente geben. Auch RABIA SORDA, teilweise mexikanisch besetzt, können nicht solch eine Hitze entwickeln, als dass wenigstens die Luft brennt. Fanseitig hat das alles zumindest vor der Bühne kaum wem die Stimmung vermiest. Nun ja. Manch einer saß schon eher dick eingemummelt mit Pullover und Jacke anstelle von leichtem Top und Sommerstimmung vor der Bühne. Immerhin war deren Show im Vergleich zu anderen Electro-Bands lebhafter.

 


Davon konnte vor allem dann APOPTYGMA BBERZERK echten Nutzen ziehen. Auch wenn deren Start die ersten technischen Probleme offenbarte. Die ersten Gesangseinlagen waren allenfalls von hochfrequenten Hörgeräten wahrnehmbar. Nachdem dann auch bei der Keyborderin das eine oder andere nachgeregelt wurde, konnten die Nordmänner nebst Damenbesetzung mit alten und neuen Hits punkten. Es zeigte sich, dass man auch unterm Regenschirm tanzen kann, wenn man denn will. Nur die Futterstände und die anderen mobilen Shops hatten noch mehr Zulauf, da trocken shoppen, der eine oder andere Regenponcho und auch eine Zweitgardrobe viel schöner sein können, als sich betrübt vor die Bühne zu setzen. Schade eigentlich für die Bands. Obschon man sich mit viel Spaß an der Sache zum Tanzen auch im Regen amüsieren konnte. Wie auch alle Bands zuvor, gab man sich redlichst mühe, dem Trübsal ein Ende zu bereiten. Wenn man sich am Rande der Bühne umsah hat man auch einige der Bands des Folgetags sehen können. Die haben sich schon mal bei den Altstars etwas abschauen können.

 


Auch IAMX sind ja eigentlich keine Bühnenunbekannten. Trotzdem war der Auftritt dieses Jahr nicht mit dem letzten Mal in gleicher Lokation zu vergleichen. Ob es nur an der Tonanlage lag, konnte ich leider nicht feststellen. Klanglich war das alles andere als ein Leckerbissen. Chris hat sich zwar alle Mühe gegeben was zu reißen. Trotzdem war dieser Auftritt einfach zu schade. Auch IAMX-typisch war, dass die Formation gerade mal ein viertel der Bühne beanspruchte und nutzte. Wenn jemand viel Bewegungsdrang hatte, dann Janine Gezang, die sich mit Gitarre mal hinter mal vor oder auch UNTER dem Keyboard bewegte. Mitunter mutete es etwas Skurrilem an sie mit ihrer Jacke kuscheln zu sehen.

 


DIARY OF DREAMS starteten mit dem wohl beliebtesten Song, „The Wedding“. Dazu haben sie sich bei einigen Feuershows was abgeschaut und mit viel Feuerwerk ihren Auftritt begleitet. Mit unter eindrucksvoll mit unter auch etwas viel des Gutem. Aber in Gänze war es ein gelungener Auftritt. Auch wenn die Band sich bei vielen Fans mal wieder unbeliebt gemacht hat. Denn 10min früher, als eigentlich vom Timetable vorgesehen, verließen sie den Autogrammstundenstand und damit ihre Fans, die sich ein Autogrammwunsch trotz ewigem Anstehen erfüllen wollten, sprichwörtlich im Regen stehen. Der Auftritt indes hat sicherlich einige wieder beruhigt und befriedigt.

 


Als letzter Akt des Regentages kam AND ONE auf die Bühne. Chic im Anzug präsentierte Steve Hits aus den 90ern und aktuelle Songs. Erwähnenswert war oder ist natürlich, dass die Besetzung sich während der aktuellen/letzten Tour abrupt geändert hat. So waren es ältere Weggenossen und nicht Chris und Gio, die dort in die Tasten drückten. Als Alleinunterhalter sprang und hüpfte Steve allein quer von rechts nach links von vorn nach hinten und hat seinen Ruf als Alleinunterhalter bestens verteidigen können. Nach dem dann gegen 23 Uhr die letzten Melodien ihren Weg in die Ohren der Fans gefunden hatten, wurde es Zeit für einen besseren Tag.

 


Dieser Tag war definitiv was für Fans und Frühbucher. Sicherlich hätte man einen der Wettergötter besser bestechen oder eine Jungfrau opfern sollen. Vielleicht hat sich das eine oder andere Ritual auch über Nacht in einer der Zelte abgespielt oder war es doch „nur“ die reine Anwesenheit des Regengottes „Sven Friedrich“, der mit SOLAR FAKE leider die Wolken erfolglos bekämpft hat. Weiterhin waren noch erwähnenswert natürlich der Opener des Festivals, BURN, die seit Jahren existieren und doch leider nur selten auf großen Festivals spielen. Oder auch ABSOLUTE BODY CONTROL und AUTODAFEH, die nach einhelliger Meinung ihr bestes gaben, aber eben einfach zu früh am Tag spielten. Somit waren dafür einfach zu wenige Gäste vor Ort, um deren Leistungen zu huldigen.

 


Sonntag war alles anders. Schon viel früher füllte sich das Amphitheater mit einer ordentlichen Zahl an Besuchern auf dem Weg, und um das Theater herum gab es auch viel mehr „Einheimische“, die sich das Schwarzvolk mal aus der Nähe anschauen wollten oder einfach von denen beim sonntäglichen Spaziergang überrascht wurden.

 


Auch die in der Nacht vielfach angebeteten Wettergötter hatten ein Einsehen und trugen ihren Teil dazu bei, den Tag zu einem echten Erlebnis zu machen. Nach dem zur frühen Stunde sich BLITZMASCHINE mit einer Visitenkarte ans Volk meldete und bis REAPER so allmählich echte Festivalstimmung aufkam, wurde es Zeit für eine zwar alteingesessene Band, die aber trotzdem relativ unbekannt ist.

 


A LIFE DIVIDED
mit Jürgen von Eisbrecher als Frontmann und unterstützt von vier weiteren Kollegen, brachten etwas Rock auf’s Gelände. Dabei konnten die fünf bühnenerfahrenen in der Besetzung aber eher unbekannten Jungs mit vielen Songs ihres aktuellen Albums begeistern. Einzig „schade“ empfand ich nur den Hinweis, dass man das natürlich auch käuflich am Merch-Stand erwerben könne. Solche Hinweise sind zwar immer mal von der Bühne zu hören, aber eigentlich überflüssig, denke ich. Trotzdem wurden die Jungs gut gefeiert und haben viel Spaß gemacht.

 


Die relativ kurzfristige Änderung des Programms war dann der Auftritt von ASSEMBLAGE 23, die als Ersatz für die ausgefallenen ROTERSAND eingesprungen sind. Obschon ich deren Musik eigentlich mag und manches auch wirklich zum Tanzen animierte, fand ich deren „Show“, wenn man es denn so nennen darf, etwas sehr langweilig. Abgesehen von zwei sich spartanisch bewegenden Keybordern war allein ein bisschen Bewegung am Mikrophon. Schade eigentlich. Mit der Erfahrung die hinter denen steht, hab ich etwas mehr erwartet. Auch als „Ersatz-Truppe“.

Dafür hat die LETZTE INSTANZ das tanzwillige Volk endlich aufwecken können. Hüpfen und Springen sind bei denen ja eh an der Tagesordnung und so wurde der eigentliche Tanz entsprechend mit eher mittelalterlichem Rock eingeläutet. Obschon ich kein Fan der Formation bin, haben sie mich mehr überzeugt als bei dem letzten Besuch. Daher waren sie ein echter Gewinn. Sei es um die Gäste endlich aufzuwecken, sei es um sie auf das vorzubereiten, was eben noch folgen sollte.

 


COMBICHRIST. Mit dem von den Amerikanern um Andy vorgetragenen Aggro-Tech/Industrial kam nämlich die Musikanlage überhaupt nicht mehr klar. Abgesehen von der schon am Vortag von mir bemängelten Lautstärke, war es dann komplett vorbei. STILLE. nach etwa dem vierten Song ist ein entscheidendes technisches Hilfsmittel ausgefallen. Nach dem Andy, Trevor oder auch Gregory versucht haben, ein wenig Zeit zu gewinnen und mit kleinen Soloeinlagen das Publikum unterhielten, musste dann leider nach etlichen Rettungsversuchen, der Auftritt abgebrochen werden. Verschiedene Stimmen meinten, dass so was einer derartig professionell aufgestellten Band nicht passieren dürfte, aber andererseits? Es sind auch nur Menschen und auf Grund des mengenmäßig großen Materials, das zum Einsatz kommt, kann man nicht alles in doppelter Ausführung dabei haben. Sei es drum. Zwei Bands blieben ja noch um den Abend zu retten.

 


Und mit EISBRECHER, die als Wunschband in das Festival gewählt wurden, kam natürlich auch die „Rampensau“ schlechthin auf die Bühne. Bei gefühlten 35° kamen sie, wie sonst auch bei ihren Auftritten, in dicker Winterjacke auf die Bühne. WOW… man selbst ist in kurzer Kleidung in der Sonne zerflossen und denen fällt nix besseres ein, als mit Felljacke, Kaputze und Handschuhen auf die Bühne zu rennen. Dafür ein großes RESPEKT. Aber der Auftritt selbst war, so nicht anders zu erwarten, wahrlich schön anzuschauen und endlich konnte noch mal so richtig getanzt werden. Wer kein Interesse mehr hatte, konnte sich an Eis, kühlem Bier oder einer Fanta laben. Mit großer Spannung wird dann das neue Album erwartet, das im Herbst erscheinen soll. Scherzhaft merkte Alexx denn auch an, das auf Grund der Temperaturen und dem Bühnenoutfit, es wohl eher ein tropisches Album für Hawaiihemd und Boxershorts werden könne. Nun ja, ich glaub ja nicht so daran.

 


Aber zu guter Letzt wurde SCHANDMAUL auf die Bühne gerufen. Ich find sie zwar nett, aber Headliner? Dafür fehlte dem Ganzen irgendwas. Sie sind nicht schlecht und haben ganz sicher ihre Berechtigung in der Szene. Trotzdem fehlte dem Auftritt ein wenig mehr Glanz. Zwar mag das daran gelegen haben, dass ihr Frontmann, wie schon vor einer Woche auf dem Zita-Rock&Folk mit einer Armschlaufe auf Grund einer Verletzung trug und daher persönlich wenig machen konnte, aber sie wirkten an dem Tage auch etwas spielmüde. So einige kritische Blicke seitens der Musikerinnen Richtung Publikum zeigten keine rechte Begeisterung. Nun ja. Ich möchte nicht drüber spekulieren, sondern will nur berichten. Daher freue ich mich einfach auf das kommende Blackfield-Festival, das bereits in Planung steht und zu dem es hier bald weitere Infos geben wird. Der Vorverkauf ist bereits für August angekündigt, so dass als bald auch erste bestätigte Bands benannt werden.

 


Mein Fazit: nicht alles was als Headliner geführt wird, ist es auch wert und viele Kandidaten stehen in den Startlöchern diese Lücken zu füllen. Die Lokation ist und bleibt ein Traum, welche nur durch wenig ähnliche Venues ersetzt werden könnte. (Waldbühne in Bergen auf Rügen z.B.?) Lautstärke ersetzt keinen Klang und wie bereits in Berlin erlebt, geht es auch anders. Schade ist, dass der Festivalkalender der Szene terminlich so eng besetzt ist. Denn sicherlich ist es auch dem zu verdanken, dass aus meiner Sicht mehr Gäste gekommen wären. Von dem zwei komplett unterschiedlichen Wettern der Tage abgesehen.

 


Wenn ich mir was wünschen dürfte, wäre es zudem eine kleine Presseecke, in der sich Fotografen und Redakteure auch mal mit Bands/Musikern/Machern austauschen können. So wie es ähnlich auch auf diversen anderen Festivals der Fall ist. Aber sei es drum. Es war echt toll und es geht noch besser!!! Ich freu mich und lasse mich immer wieder überraschen bis dahin. Alles Gute und bis bald (oliver garrandt)..