REVIEW

V.A. „La Danse Macabre 3“ (Gothic/Dark Wave Sampler)

V.A.

„La Danse Macabre 3“
(Gothic/Dark Wave Sampler)

Wertung: Ohne Wertung

VÖ: 24.02.2018

Label: Eigenproduktion

Webseite:  Bandcamp / Facebook / Homepage

Zum dritten Mal widmet sich die „at the Sea“ Compilation Reihe den unbekannten Gothic/Dark Wave Perlen der Neuzeit. Das staubbedeckte Buch aus dem Regal geholt, die Nebelmaschine angeworfen und blättern. Die Masse erschreckt zunächst, anhand der übermächtig erscheinenden Auswahl und nirgends ein Aschenputtel in Sicht, welche unterstützend unsere Auswahl eingrenzen könnte. So beschäftigen wir uns mal mit 40 Bands und über 180 Minuten dunkler Musik.

Richtig dunkel geht es selten zu, eher gibt es romantisch bis verspielte Ergüsse zwischen Post Punk, Dark Wave, Gothic, Dark Metal, Wave Pop, Synthpop usw.

Ein alter Bekannter eröffnet den Reigen, HOUSE OF USHER spielen gediegenen, sehr eigenständigen Goth/Wave, der nicht zuletzt von Text und Stimme lebt. Nach dem EDEN ihren Garten parfümierten, gibt es eigentlich, rein vom Bandnamen her, die perfekte Fortsetzung des Openers mit der amerikanischen Noir Rock Band EDGAR ALLAN POETS. Hernach folgt eine an Fuzzbox erinnerte Combo namens THE LONG LOTS. DUSK TO DAWN beherbergt stimmlich eine ganz eigenartige Monotonie. Zwischendrin elektronische Spielereien, sehr unausgegoren.

Mir gefällt hier mit Sicherheit nicht alles, evtl. nicht vieles. Da gibt es zu viel dadaistische Exkursionen (z.B. NONE), da gibt es zu viel Wave Pop (z.B. MANNEQUIN / die Melodie ist gemeint). Teils gut gemacht, teils aber auch in einer Form dargelegt, die nicht dazu anregt, sich mit der Band näher zu beschäftigen.

SHIPS IN THE NIGHT (auch schon auf dem ersten Teil vertreten) ist das Solo Projekt von Alethea Leventhal aus den USA, welche mit ihrer gefühlvollen, gehauchten Stimme überzeugen kann. UNWOMAN versucht mit ihrem Song in Richtung Anne Clark zu gehen. RONIIT covern mit „Loveool“ einen Song der Cardigans, eine gelungene Huldigung, weil auch die fragile Erotik der Stimme überzeugt. HANTE dürfte mit ihrem Cold Wave bekannt sein und ist hier mit „lonely horse“ vertreten. YENDRI ist mir seit längeren bekannt, veröffentlichte doch die, hinter dem Solo Projekt stehende Künstlerin Nina Cording reichlich Werke über Trisol. Ihr Trance Instrumental ist jetzt nicht mein Fall. Weiter geht es mit straighter Elektronik, hier in wirklich nerviger Form. Wunderschön aus den Ärger holt mich die belgische Female Goth Legende BREATH OF LIFE. Gewohnt gute Qualität und gewohnt gutes Songwriting und gewohnt guter Gesang. BLOODSUCKING MALLORY aus Bielefeld ist eine innovative Band, welche mit verschiedenen Facetten spielt und eine bluesige Form der dunklen Musik zelebriert. Ihr Song „stop Dreaming“ hat zudem, zum richtigen Zeitpunkt eine eingängige Hookline platziert.

Zwischendrin sei mal gesagt, dass mich viele Künstler an verschiedene Singer/Songwriter erinnern, so auch ALEXANDER DUST, der mit wunderschönen (Akustik)-Gitarren Wave begeistert. Wobei unterschwellig eine heftiger instrumentierte Passage begeistert. Auch das folgende Stück „in the sun“ legt sich in dieses gemachte Bett. Sehr schöne Stimme, aber die Lieblichkeit seziert den Dark Wave zum feminin dahinschleichenden Glashaus ohne innendrin noch Steine zu beherbergen, die Grenzen brechen könnten. LUNAR SOL liefern eine verträumte Version des Heavenly Voices. Wunderschöne Melancholie mit einer umrahmten kühlen Atmosphäre. DER KLINKE klingt als hätten Sisters ihr Adrenochrome sämtlichst genommen. Durchdringender Goth Rock mit einer latent wütenden Facette, welche ein wenig an The Fair Sex erinnert.

LOVE’S LABOUR’S LOST sind so gut, dass hier mal zwischendrin ein Video eingestreut werden darf …

SILENT RUNNERS oder LUCID LIVING verlieren sich ebenfalls im Wave Pop, hier wird des Öfteren eine Verschmelzung von Visage und OMD Pate gestanden haben. COME WITH REVERSE aus Griechenland sind wohl die Gothic Institution im sonnigen Süden. Ihr Debüt fand eine wohlwollende Kritik bei uns.

FAZIT: Ich kann euch nur empfehlen, sich diese 3 Stunden mal zu Gemüte zu führen. Hier gibt es viel zu entdecken. Meine persönliche Meinung soll hier mal zurücktreten. Eine mit viel Liebe zum Detail zusammengestellte Compilation. Sehr viele unbekannte Bands, welche hier eine Plattform bekommen. Aber ob mehr Heu ein Weg ist, die Nadel im Heuhaufen zu finden, das sei dahingestellt. Ein bisschen Werbung für diese Zusammenstellung sollte aber jedem Redakteur eine Selbstverständlichkeit sein. (andreas)