ARVEN sind ein Hingucker. Fünf hübsche Mädels plus männlichem Drummer spielen gefühlvolle Songs, die mit einem gewissen Maß an Härte mit den Bereichen Folk, Gothic und Melodic Metal zu hause sind. Mit ihrem ersten Album, „Music of Light“, sind sie fast aus dem Nichts via Massacre Records aufgetaucht. Sängerin Carina stand für die Newcomer Rede und Antwort, wie es soweit kam. (eller).
Review „Music Of Light“ (Female Melodic/Gothic/Folk Metal) lesen
Ihr habt euer erstes Album via Massacre Records raus. Wie fühlt sich das an?
Carina: Es ist ein unglaubliches, wahnsinnig tolles Gefühl, endlich seine erste Platte veröffentlicht zu haben. Wir haben einige Zeit an dem Album gebastelt, vieles umgeschrieben und uns immer wieder weiterentwickelt. Jetzt das Endprodukt der ganzen „kreativen Phase“ konkret in den Händen halten zu können ist wirklich unbeschreiblich.
Wie kam es zu dem Deal mit Massacre Records? Demo hinschicken und das wars?
Carina: Heutzutage ist es zunehmend schwieriger geworden, Deals mit namhaften Labels zu bekommen. Wir haben 2008 unsere Demo veröffentlicht und an diverse Labels verschickt, standen dann mit ein paar Labels in Kontakt, haben aber keinen Plattenvertrag bekommen der uns wirklich zugesagt hätte. Daraufhin haben wir beschlossen, unser Album in Eigenregie aufzunehmen und es mit dem fertigen Album bei den Plattenfirmen zu versuchen, was dann letztendlich gut geklappt hat. Wir können jedenfalls nicht abstreiten, dass der Weg zum Plattendeal ein sehr verschlungener und manchmal auch steiniger Weg war, wie sicherlich bei vielen anderen Bands zuvor auch.
Wie habt ihr Mädels euch zusammengefunden und wie kam Till dazu?
Carina: (schmunzelt) wirklich lustig, dass uns fast jeder auf Till, unseren Drummer anspricht. Ursprünglich entstand die Idee für Arven von unserer Gitarristin Anastasia aus, die, nachdem sie in diversen Metalbands mit männlicher Besetzung gespielt hat, etwas Besonderes entwickeln wollte: Sie wollte einen Haufen netter Mädels mit der nötigen Erfahrung finden und mit ihnen eine Band gründen. Dazu hat sie seeehr viele Zettelchen in ganz Frankfurt und Umgebung verteilen müssen, wie sie mir später berichtete. Wir haben uns nach und nach zusammengefunden, Till war der letzte Musiker, der damals noch fehlte. Da es unglaublich schwer war, eine geeignete Schlagzeugerin zu finden, entschieden wir uns dann letztendlich für Till, weil er auch am besten zu uns in die Gruppe passte. Das zeigt auch, dass nicht das Geschlecht, sondern der Charakter und natürlich das Können entscheidend waren, um bei uns mitzuspielen.
Wie fühlt sich euer männliches Bandmitglied bei all der Frauenpower?
Carina: Ich glaube, der fühlt sich bei uns Frauen ganz wohl (grins), er hat sich jedenfalls noch nie beschwert. Und das liegt nicht daran, dass er sich bei uns nicht beschweren darf, wenn er wollte (lacht).
Und wie sieht das bei euch mit dem unter vielen Frauen üblichen „Zickenterror“ aus?
Carina: Ich würde sagen, da sind wir ganz cool (lacht), wirklichen „Zickenterror“, wie man ihn für gewöhnlich kennt, wird man bei uns innerhalb der Band nicht finden. Wir versuchen Konflikte, die logischerweise in jeder Band einmal auftreten, gleich anzusprechen und zu klären, damit sind wir immer gut gefahren.
An sich sind Frauen im Metal ja immer noch in der Unterzahl zum Leidwesen der männlichen Fraktion. Über welche Wege seid ihr auf die härtere Musik gestoßen?
Carina: Das ist bei jedem sehr unterschiedlich. Ich bin durch einen damaligen Freund auf Metal aufmerksam geworden und habe mir daraufhin stundenlang Nightwish, Stratovarius und Sonata Arctica Alben angehört. Von da an war ich mit dem Metal-Virus infiziert, für das es zum Glück kein Heilmittel gibt 😉
Ich empfand Metal außerdem als sehr interessant, da ich mich schon immer für Operngesang interessiert habe und im Metalbereich viele sehr gute Sängerinnen und Sänger zu finden sind.
Wie benehmen sich die Männer im Publikum, wenn ihr auf der Bühne steht? Was bekommt ihr so mit von euren „Groupies“?
Carina: Das ist ganz unterschiedlich, aber das Feedback als Frauenband ist von den Männern durchweg postiv. Natürlich gibt es auch schwarze Schafe, die nicht nur auf die Musik aus sind, aber das haben wir gut im Griff 😉 Viele unserer Groupies sind sehr sympathisch, wie wir bei Gesprächen nach den Auftritten immer wieder festgestellt haben.
Im Infoblatt steht, dass ihr alle was mit Musik macht, Studium etc. Was genau ist das so bei den einzelnen?
Carina: Ich habe beispielsweise seit meinem 17. Lebensjahr klassischen Gesangsunterricht bei wirklich sehr guten Gesangslehrerinnen aus Konservatorien oder Musikhochschulen, die meine stimmliche Entwicklung enorm vorangetrieben haben. Lena studiert Klavier und gibt Musikunterricht, Ines studiert klassische Gitarre und gibt ebenfalls Unterricht. Anastasia hat auch an der Musikhochschule klassische Gitarre studiert. Und zu guter letzt haben Lisa und Till sehr viel Erfahrung mit zahlreichen Bands sammeln können. Die musikalische Professionalität ist uns sehr wichtig, ohne diese wäre unsere Musik gar nicht möglich.
Welche Instrumente habt ihr so gelernt bisher?
Carina: Oh, je, ob ich das noch alles zusammenbekomme? Mal überlegen: Lena spielt Klavier, Keyboard und Schlagzeug, Till Schlagzeug, Anna Gitarre und ein bisschen Bass, Ines spielt akustische Gitarre und Cello, Lisa spielt E-Gitarre und Bass und ich habe Gesang und Klavier gelernt, werde aber bald mit Harfe beginnen.
Wer schreibt die Texte bei euch und warum sind es Mittelalter-Themen? – das macht doch im Metal jeder Zweite 😉
Carina: Erstmal muss ich kurz klarstellen, dass unsere Texte bei weitem nicht immer vom Mittelalter handeln. Viele Texte sind in sehr emotionalen Momenten entstanden und behandeln auch Themen wie die zunehmende Isolation in der Gesellschaft, aber auch Inhalte wie Liebeskummer oder auch mystische und auch mittelalterliche Inhalte sind bei uns zu finden. Wir möchten uns nicht ausschließlich thematisch im Mittelalter aufhalten, wir schreiben das, was uns gerade bewegt. In der Band schreiben Anastasia und ich die Texte, je nachdem wer gerade einen interessanten Gedanken hat, den er festhalten möchte. Manchmal schreiben wir aber auch zusammen, was immer sehr viel Spaß macht (grinst).
Welche (Live-)pläne habt ihr in den nächsten Wochen vor euch?
Carina: Es stehen bereits einige Auftritte an, aber hauptsächlich erst im Winter bzw. im Frühjahr. Zum Beispiel spielen wir im Mai im Colos-Saal Aschaffenburg mit 2 weiteren female fronted Metalbands, das ganze wird „Ladies Metal Night“ heißen, und findet bereits zum zweiten Mal statt.
Wir haben jedoch in den nächsten Wochen erst einmal bewusst auf eine Tour verzichtet, da wir alle außer der Musik noch einen beruflichen Hintergrund haben. Es ist aber durchaus möglich, dass wir bald mal eine Tour durch Deutschland starten, wer ein Konzert mit uns veranstalten möchte, kann sich gerne diesbezüglich bei uns melden!
Wie lautet der größte Wunsch in Bezug auf eure Band?
Carina: Unser größter Wunsch ist es, weiter so Musik machen zu können wie bisher, schön wäre es natürlich , wenn wir noch mehr Menschen mit unserer Musik berühren könnten. Es ist immer ein schönes Gefühl, wenn man mit ein paar Tönen so viel aussagen kann. Das ist es, was mich an der Musik so sehr fasziniert. Daher hoffe ich, dass wir noch mehr Menschen auf diese Weise erreichen können.
Ergänze folgenden Satz: „Wenn ich Musikminister wäre…
Carina: Wenn ich Musikminister wäre, gäbe es Musikinstrumente für jeden überall zu kaufen (lacht). Es ist wirklich schade, wie viele Menschen ich im Laufe der letzten Jahre kennen gelernt habe, die aufgrund finanzieller Umstände nicht das verwirklichen können was sie sich wünschen. Ich selbst habe mir das Geld für den Musikunterricht immer hart verdienen müssen, daher weiß ich wovon ich rede. Dabei finde ich es persönlich so wichtig, sich auch musikalisch ausdrücken zu können..