REVIEW

WEAK „Dark Desires“ (Dark Rock)

WEAK

„Dark Desires“
(Dark Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 10.11.2017

Label: (Woodhouse (Cargo Records))

Webseite: Facebook

Komm nach Hagen, werde Popstar, mach dein Glück. Was in den 80ern galt, kann heute nicht falsch sein. Allerdings geht es hier nur ganz bedingt um die deutsche Welle der Hagener Ausrichtung. Denn das deutsche Lied „Jede Nacht“ schielt eher nach Berlin und da geht es ins Jahr 86, als die Ärzte ihre gleichnamige LP veröffentlichten. Damals waren sie richtig düster. In der Ausrichtung von WEAK ist das Ganze natürlich wesentlich moderner ausgerichtet und geht dann doch mehr in den darkrockigen Bereich und zudem verfeinert man das Gesamtbild mit einer weiblichen Stimme.

Das Quartett ist bereits seit einiger Zeit zusammen, laut Bio seit 1999. Und das merkt man den Songs auch an, denn sowohl vom Songwriting her (Melodien, Strophe-Refrain, Gesangslinien), als auch von der Fingerfertigkeit an den Instrumenten genügt man höchsten Ansprüchen. Zu guter Letzt überzeugt auch der tieftönende, leicht angeraute Gesang von Sänger Quim. Auch wenn die Band etwas von Sisters (of Speed) in ihrer Beschreibung erwähnt (wenn überhaupt, dann in Richtung „Floodland“), geht das Gesamtkonstrukt doch eher in Richtung Skandinavien, denn beim Durchhören scheint man immer wieder HIM oder den 69 Eyes zu begegnen. Wenn man bedenkt, dass HIM auf Platte und Live zwei unterschiedliche Dinge sind, hat man hier die Melange. Also insgesamt eine verführerische Symbiose verschiedenster Einflüsse des Düsterpops. Da mir scheint, als würde die Band das Wort Pop eher scheuen und als Teufels Weihwasser bezeichnen, gibt es reichlich Ausuferungen in den experimentellen Bereich, was vor allem die Industrialparts, Stimmverzerrungen und Sprachsamples betrifft. Quasi ein dreigeteiltes Konstrukt, dessen Gesamtheit dann doch nicht mehr ist als seine Einzelteile. Aber hier gibt es reichlich Material, welche zur Entdeckung freigegeben sind. Da ist das stark an Secret Discovery angelehnte und latent bombastisch arrangierte „My World“, das oben erwähnte „Jede Nacht“, welches vor allem Bela B. Fans erfreuen dürfte oder die knallende Düster Hymne „Wolfmoon“ mit einem verspielten Keyboard im Mittelteil. Genug Härte, um live zu rocken und genug Sanftheit für einen berührenden, melancholischen Moment.

„Into the night“ ist ein wundervoller Düstersong, der mit einer betörenden Melodie glänzt. Songs wie dieser, wenn die Band den Dark Rock geradeheraus interpretiert, gehören zu den Stärken. Nicht ganz optimal gelungen die eingeschwungenen Breaks, welche zwischen störend und immanent zwingend pendeln. Das zurück zur klaren Linie funktioniert dann aber einwandfrei.

Fazit: Vom Gesamteindruck her bleibt ein positiver Eindruck haften. Dezent kritikbedürftig sind das Men without Hats- Cover „Safety Dance“ oder die verspielten Experimente, welche teilweise etwas gezwungen daherkommen, quasi nach dem Motto, bloß nicht in Richtung kleine-Mädchen-Goth-Pop abdriften. Dabei beherrscht man doch gerade die verführerischen Melodien, behält sich vor, Pathos und Kitsch zu zelebrieren und doch druckvoll und vehement die rockige Seite des Düster-Rocks zu besetzen. „Don’t farewell“ besitzt all diese Versatzstücke, geht leicht ins Ohr und… ganz wichtig… geht dort nicht schnell wieder raus, wäre aber ohne Break hymnenhafter. Das Tor zum Sauerland besitzt eine neue musikalische Fassade. Jetzt wo das bekannte Hochhaus nur noch Erdbodencharakter besitzt. (andreas)