REVIEW

THE HALO TREES „Summergloom“ (Dark Indie/Alternative Rock)

THE HALO TREES

„Summergloom“
(Dark Indie/Alternative Rock)

Wertung: Gut

VÖ: 08.10.2021

Label: Winter Solitude Productions

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

Vorweg: Zwei Besonderheiten erschwerten mir die Arbeit an dieser Rezension.
1. Sascha Blach hat in so vielen Bands gespielt, hat so viele Lieder geschrieben/gesungen, aber immer hab ich diesen Song im Kopf („Ocean’s Lullaby“ von Transit Poetry)
2. Das Werk ist derart facettenreich, dass man gar nicht weiß, wie man die verschiedensten Eindrücke verarbeiten soll. Wenn dann beim Hören auch noch so überraschende Vergleiche wie The Doors in den Sinn kommen, ist der Rezensent hoffnungslos verloren im Dickicht des Gehörten.

Der ruhige, balladeske Opener „Invisible“ bewegt sich ein wenig in Richtung Singer/Songwriter Cave’scher Prägung. Die betörende Akustikgitarre erhebt sich schwermütig über die leichtgängige Melodie. Dezente Country Anleihen, fast versteckt, und klassische Versatzstücke vervollständigen die Irrungen der Schönheit. Wesentlich schwungvoller geht es mit „The Admiral“ weiter. Wobei auch in der eingängigen Melodie ein Hauch von verwegener Tragik liegt, was auch am Text liegen könnte. Zum Ende hin gibt es einen kleinen Geschwindigkeitsrausch.

„Dark clouds over London“ besitzt dann wieder diese lakonische Eleganz, wie ein fluffiger Pop-Song, dem die Schwärze als Gewürz erst nach dem Kochen hinzugegeben wurde, was das Essen aber umso schmackhafter macht.

„Cardboard Cities“ ist einer dieser ganz besonderen Songs. Ein sphärischer Untergrund. Galante Erzählstimme, wabernde Eleganz, cineastische Klangvielfalt. Spannungsbogen. Verwegene Lenkung auf die Stimme, plötzliche Opulenz. Warmer Reigen der Melodie. Ergeben des Gesangs. Hingabe der Leichtigkeit. Wohlfühlen, schleichen, baden, die Harmonie genießen, das Einfache genießen.

Hernach überzeugt das klangvolle „Algorithm“ mit schwungvoller Darbietung. Dezente Steigerung, dezente Harmonie im Gesang, Vokale ziehen, die Violine weint. Trauer küsst die Melodie. Fragil, dennoch kraftvoll und im passenden Moment aufgestachelt und mit weiblichen Backings aufgehübscht.

Im Reigen der besonderen Songs bekommt dann „Birdsong“ noch eine Schleife dazu. Nicht einfach Musik. Eine betörende, samtene Melodielinie als verführerischer Untergrund. Darüber thront der Erzähler, fragil, klagend. Ein Trauerflor begleitet die Harmonie. Die Hookline bestimmt von einem wunderschönen Duett. Dann der überraschende deutsche Text-Einsprengsel.

„Marihuana Kid“ könnte die Filmmusik zu einem Road Movie sein, während das folgende, in Ruhe badende „The House of Sadness“ irgendwo die drei großen C beherbergt (Cohen, Cash, Cave).

Fazit: Es ist müßig, dieses Zweitwerk mit dem Debüt oder anderen VÖs von Sascha zu vergleichen (aber Danke für’s Kopfkino), weil hier Altbekanntes mit Neuem derart geschickt vermischt wurde, dass man genau die Schnittmenge zwischen Neuerfindung und „weiter so“ trifft. Herrlich, wie sich bei jedem Hörgang das Album weiter entblättert und man neue Details erkennt/hört. Während einerseits immer noch der Schwerpunkt auf eingängigen Melodien liegt, erhöhen nun anspruchsvollere harmonische Konstruktionen und einige rhythmische Eigenheiten die Komplexität. (andreas)