REVIEW

SLIME „Zwei“ (Deutsch Punk)

SLIME

„Zwei“
(Deutsch Punk)

Wertung: Gut

VÖ: 15.07.2022

Label: (Slime (Edel))

Webseite: Wikipedia / Facebook

Im Sommer 2020 schien mit dem Ausstieg von Sänger Dirk „Diggen“ Jora das Ende von Slime besiegelt. Für mich hatte die Reise mit SLIME  jedenfalls ein Ende. Mich interessierte auch nicht die neue Single 1-3, aber hey, öffne mal dein reichhaltig gefülltes Lager an „zwei“ten Chancen-GEHT DOCH:

„Herzlich willkommen in der Scheiße!“

Wütend und mit einer enormen Energie startet das Werk mit eben dieser Zeile und legt im Refrain eine feine Pun(k)tlandung hin. Das mächtige „ich komm schon klar“ wird leise mit „na klar“ negiert. Auch das brachiale in die Welt gefeuerte „Ich lebe noch“ bei „Heute nicht“ ist eine positive Parole für den Kampf und für das Leben. Kleine anekdotische Ruhespiele lassen das „sterben will ich heute nicht“ glanzvoll erklingen.Durchaus zwiespältig wird der Konsum von „Amphetamin“ bearbeitet („mein bester Freund, mein größter Feind“)

Ein kleiner romantischer Touch mit leichten Reminiszenzen an Rio Reiser bieten nachdenkliche, latent ruhige Songs wie „Taschenlampe“ oder das klangvolle „sein wie du“. Wie vielfältig die Themen gesetzt sind, beweist „Mea Culpa“, welches sich mit der (katholischen) Kirche auseinandersetzt. Natürlich im typischen Slime Slang – Kinderficker! Es folgt der perfekte Song für alle Außenseiter, die dann auch immer noch Fucking „Outlaw“ bleiben

„FICKT EUCH ALLE“

Dann weckt weckt uns das brachial intronierte „Fickt euch alle“ aus denn „Alp“Träumereien. Typisch Norddeutsch beschreibt man Befindungen mit der Tide.

 

Fazit: Frischer Wind weht durch die alten Parolen. ACAB ist heuer etwas versteckt, die Sprache ist moderner („läuft bei mir“), Frieden den Hütten…. ist da und die kleine Huldigung an Schimanski’s Wort ist erkennbar. Aber die Texte leben (wie zuvor), von persönlichen Erlebnissen, klaren Vorstellungen und einer direkten Ansprache. Es wäre schon ein Treppenwitz der Geschichte, wenn parallel zur Linkspartei auch SLIME sich opfern oder selbst zerfleischen. Die Band ist da wesentlich schlauer und genau so radikal (anarchistisch) wie früher. Und das ist gut so!

So und nun: Der große Zopf, der die Suppe mit Haaren verunfeinert. SLIME war eine Institution, mehr als eine Band, eher ein Statement -> Auch für Fans. Konsequent wäre eine Namensänderung gewesen. So bleibt leider ein fader Beigeschmack, bei aller Qualität und reichlich schielen in die britische Punkrockszene von Dead Kennedys bis Bad Religion.

Trotzdem: SLIME ohne Diggen ist halt nicht SLIME .

„Diggen“ äußert sich zur Fortführung von SLIME mit neuem Sänger