REVIEW

OLD CORPSE ROAD „On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“ (Black Metal)

OLD CORPSE ROAD

„On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“
(Black Metal)

Wertung: Gut-

VÖ: 15.05.2020

Label: Trollzorn

Webseite: Homepage / Facebook

Die 2007 gegründeten Briten haben OLD CORPSE ROAD mit „On Ghastly Shores Lays The Wreckage Of Our Lore“ ihr neues Werk veröffentlicht und erzählen von dunklen Mythen und Legenden aus ihrer Heimat. Ich habe das Album zugegebenermaßen nach den ersten Hördurchläufen etwas liegen lassen müssen, um dann nochmal einen zweiten Anlauf zu nehmen. Die 66 Minuten des abwechslungsreichen Werkes benötigen Zeit, um die Vielfalt sacken zu lassen, und nach anfänglichen Schwierigkeiten sollte ein erneutes Reinhören mehr Klarheit für ein Review bringen.

Nach dem atmosphärischen, epischen Titelstück zu Beginn, das mit über 3 Minuten als quasi Instrumentaltrack stimmungsvoll, aber etwas lang daherkommt, geht’s im darauffolgenden Song düster, etwas rumpelig, aber am Ende durchaus auch erhaben in die Vollen. Bereits hier kommen einem erste Vergleiche zu CRADLE OF FILTH auf sowohl bei der Musik als auch bei den zum teil gekeiften Vocals. OLD CORPSE ROAD haben aber dennoch ihren eigenen Stil trotz gewisser Ähnlichkeiten. Zum Beispiel sind da einige folkige Aspekte wie beim düsteren, mittelalter folkiger Beginn des 11-Minüters „Black Ship“, der als dritter Track querbeet von Melodic Black Metal über Geprügel bis Epic Black Metal viel zu bieten hat. Das Stück gefällt mir aber auch nach mehrmaligem Hören nur phasenweise, was sich für mich beim Hören durch das gesamte Album zieht. Da gibt es immer wieder Passagen, die mir gefallen, aber auch einiges an Leerlauf.

Neben den kraftvollen Stücken findet man in der Mitte mit „As Waves Devour Their Carcasses“ ein ruhigeres Stück, das vom Keyboard getragen wird und wo der später einsetzemden Krächz-/Sprechegsang die Lyrics darbietet.

Bei den Vocals ist positiv hervorzuheben, dass OLD CORPSE ROAD insgesamt sehr vielseitig und zur Stimmung passend unterwegs sind, Cradle-mäßiges Gekeife, aber auch Growls sind ebenso vertreten wie teils mystisch gesprochene Parts und manchmal erhabenem Cleangesang á la Falkenbach.

Nach dem etwas ruhigeren Stück ist man mit dem nachfolgenden sechsten Stück wieder sehr nach an CRADLE OF FILTH, bevor man im vorletzten Track des Albums dann ein echtes Highlight zu bieten hat. Bis hierhin war mein Eindruck eher durchwachsen, aber der 16-Minüter „The Ghosts of the Ruinous Dunstanburgh Castle“ beeindruckt trotz seiner Länge. In diesem Track schaffen es die Briten, alle ihre Elemente so zu verbinden, das trotz aller Vielfalt eine Einheit herauskommt. Das Gefühl hab ich bei den anderen Stücken so nicht gehabt. Da war es echt mehr Stückwerk. Sakraler (Orgel-)Anfang, gefolgt von epischen Momenten mit krächzendem Erzähler, um dann wieder Cradle mäßig schnell und melodisch voranzuschreiten wird man durch den Song geführt. Der Track gipfelt dabei in grandiosen, mitreißenden Elementen, wenn der Erzähler (vor allem im Finale) clean und erhaben über der Musik liegt und wahrhaft monumental und dämonisch die Lyrics darbietet. Großes Kino! Zum Ausklang des Album gibt es noch einen ruhiger, atmosphärischen 6-Minüter.

Fazit:
Das neue Album OLD CORPSE ROAD gestaltet sich als sehr abwechslungsreich mit vielen Tempowechseln und unterschiedlichen Atmosphären. Für meinen Geschmack aber bietet es auch zu viele verschiedene Elemente in den Stücken, da fehlt mir eine etwas klarere Linie. Zum Beispiel taucht man mal in düsteres Mittelalter ein, dann verschwinden diese Elemente aber wieder komplett. Die Stücke sind teilweise etwas zu lang und von den 8 Stücken schafft es nur „The Ghosts of the Ruinous Dunstanburgh Castle“ durchweg zu überzeugen. Aber das kann er auch richtig gut. Trotz der Kritikpunkte bleibt am Ende ein insgesamt durchaus gutes Album für Fans von anspruchsvollem melodischen Black Metal. (eller)