EMPFEHLUNG, REVIEW

MÖTLEY CRÜE + Neil Strauss „The Dirt“ (Biographie)

MÖTLEY CRÜE + Neil Strauss

„The Dirt“
(Biographie)

Wertung: Empfehlung

: 2006

Verlag: Heyne Hardcore

Webseite:www.motley.com

Paperback

464 Seiten

mit zahlreichen Abbildungen

 Inhalt:
Drogeneskapaden, wilde Sexabenteuer, kaputte Hotelzimmer, Schlägereien und Gefängnisaufenthalte. Wer glaubt, schon alles über Rock’n’Roll-Exzesse zu wissen, kennt entweder Mötley Crüe nicht oder hat dieses Buch nicht gelesen. Die amerikanische Hardrockband hat seit ihrer Gründung Anfang der 80er Jahre alles unternommen, um den bekannten Rockstar-Klischees die Krone aufzusetzen. Gemeinsam mit Bestsellerautor Neil Strauss gelang ihnen mit »The Dirt« eine unglaublich wilde, unterhaltsame und grandios witzige Bandchronik, die demnächst auch auf die Kinoleinwand kommen wird.
Der Nummer-1-Bestseller aus den USA – das unentbehrliche Kultbuch für jeden echten Rock’n’Roll-Freak. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Autor:
Neil Strauss schreibt als Journalist für die New York Times und den Rolling Stone. Er war Co-Autor der beiden New York Times-Bestseller-Autobiographien »Pornostar« von Jenna Jameson, »The Dirt« von Mötley Crüe und »The Long Hard Road Out of Hell« von Marilyn Manson. (Quelle: www.heyne-hardcore.de)

Meine Herren. Dieser dicke Schmöker hat es in sich. Das Besondere an dieser Biographie, die bereits 2006 erschienen ist und demnach die letzten Bandjahre nicht berücksichtigen kann, ist die Herangehensweise, dass sich alle vier Mitglieder äußern. Und zwar in den einzelnen Kapiteln zu den gleichen Themen, Problemen und Ereignissen. Das sorgt manchmal für viel Gelächter und Kopfschütteln, aber es gibt nun mal nicht die eine Wahrheit. Die Wahrheit liegt schließlich im Auge des Betrachters.

Was mich beim Lesen am meisten beeindruckt hat, ist die Tatsache, dass die vier Typen in Wirklichkeit (wenn man mal die vielleicht vorhandene Fiktion außer Acht lässt) eigentlich Menschen sind, wie du und ich. OK, sie haben eine andere Weg gewählt, mit ihrer Kindheit und den Problemen klarzukommen, aber ganz tief im Innern wollen sie nur Liebe und Verständnis. Außer in den ersten Jahren, da wollten sie nur bumsen, Drogen nehmen und Musik machen. Später, im Verlauf des Buches, reifen aber erstaunliche Erkenntnisse in unseren Protagonisten heran und ihre Sichtweise auf viele Dinge ändert sich.

Sehr spannend waren die Kapitel über die Kindheit zu lesen, die vielleicht erklären, warum sie so sind, wie sie sind. Das düsterste Kapitel ist aber, als Vince Neill seine Tochter verliert. Das ist so intensiv geschrieben, dass man beim Lesen aufpassen muss, nicht die eine oder andere Träne zu verdrücken.

Überhaupt erhält man Einblicke in die Persönlichkeiten, wobei vor allem Mick Mars, der im Buch nicht allzu häufig zu Wort kommen will, eine wahrlich tragische Figur ist. Durch seine Erkrankung ist das Ende seiner Musiker-Karriere definitiv vorprogrammiert, aber er kämpft dafür, es bis dahin amtlich krachen zu lassen.

Tommy Lee ist Tommy Lee und auch er zeichnet sich als armen, kleinen Jungen, der zwar Scheiße gebaut hat, aber im Knast (nachdem er Pamela Anderson angegriffen haben soll / hat / oder was auch immer) hat er zum ersten Mal genug Muße, sich mit dem Leben und Verhalten auseinanderzusetzen.

Vince Neill ist der impulsivste Charakter, der auch mal eine Tour platzen lässt, wenn die Probleme einfach zu übermächtig werden, sich aber nach einer Aussprache mit seinem Erzfeind Nikki Sixx wird man zu den besten Freunden. Leute, so ist das Leben, dargestellt im Mikrokosmos einer amerikanischen Band.

Und sonst bekommt ihr alles, was ihr euch wünschen könnt: Sex in rauen Mengen mit den seltsamsten Utensilien, Drogen wohin die Nase schnieft und Rock’n’Roll satt. Wer nach diese Lektüre noch heiratet, wenn er ein dickes Bankkonto hat, ist selbst schuld. Ich bin mir nicht sicher, was zuerst da war: das viele Geld, das die Ehefrauen angelockt hat oder die Ehefrauen, die Leute mit Kohle gesucht haben. Ist ja auch Wurst, wenn eure Frau einen monatlichen Bedarf von 40.000 Dollar hat, solltet ihr überlegen, sie schnellstmöglich loszuwerden.

Einer meiner Lieblingssätze lautet sinngemäß: „Wir waren nicht drogenabhängig. Wir haben nur ständig Drogen genommen, weil es Spaß gemacht hat.“ Das ist auch ein Standpunkt.

Die optische Aufmachung mit vielen Verzierungen und Fotos ist sehr ansprechend und das Buch liest sich genauso, wie ein MÖTLEY CRÜE-Song: schnell, unkompliziert und voll auf die Zwölf. Wer schon immer in die Rockstar-Abgründe abtauchen wollte, sollte sich schleunigst sein Exemplar ordern! (chris)