REVIEW

ELVIS DE SADE „World For Us“ (Cold Post Punk)

ELVIS DE SADE

„World For Us“
(Cold Post Punk)

Wertung: Gut+

VÖ: 05.11.2021

Label: Eigenproduktion

Webseite: Facebook / Bandcamp

ELVIS DE SADE ist eine Münchener Post Punk Band, welche mit „world for us“ ihr Full Length Debüt (nach der 2000er EP “Angelus Novus”) vorstellt. Dabei gelingt es der Band famos, nicht als x-te Kopie von den üblichen Verdächtigen rüber zu kommen, sondern von Beginn an, einen eigenen Stempel zu besitzen, welche man hier und dort auf die alte Postkarte stempelt. Da ist zunächst der Gesang, der in Phasen ein wenig abgehackt daherkommt, dann aber auch harmonisch die Klangspektren begleiten kann, das erinnert zuweilen ein wenig an She Past away.

Der Opener beginnt mit verwirrender Elektronik, Science Fiction Loops und soundtrackartigen Intermezzos. Dann schleichen langsam die Gitarren heran und zu guter Letzt ein Gesang, der sich mit Druck in die Szenerie drängt und fast lakonisch eine Geschichte erzählt. Geräuschkulissen und dezente Sprachsamples vervollständigen den Song. „The Heart’s Approved“ beginnt düster schleppend mit einem prägnanten Basslauf. Dezent, dennoch bestimmend erhebt sich der Gesang und erzählt in Ich-Form eine spannende Geschichte. Das Gesamtbild verschmilzt schräge Strukturen mit harmonischen Facetten. Ich würde den Song „Forget the Lyrics“ mal ganz einfach als abgedreht bezeichnen. Hier agiert die Chaostheorie, wobei man bei aller, die Melodie sezierenden Vehemenz, den Grund in all seiner Tiefe mit dem Atemhauch des schwarzen Pinselstrichs wahrnehmen kann. Schwere Kost im kuschelig eingerichteten Wohnzimmer der Dunkelheit.

Der Titelsong beherbergt eine sphärisch-synthetische Klangkunst. Mal reduzierte Instrumentierung, mal heranschleichende Gitarren, mal Klangskulpturen aus einer fremden Welt. Sprachsamples unterstützen den Gesang, der zwischen Energie und Gefühl pendelt.

„Juliette“ balanciert dann geschickt zwischen den Genres Dark Pop, Dark Wave und Post Punk. Hinzu kommt diese bewundernswerte Eleganz und das Schweben zwischen angestaubter Tradition und der Moderne, welche den Staubbläser immer parat hat. Das Gesamtgefüge macht einfach Spaß und das zuhörende Wandern zwischen Genres und den verschiedensten Einsprengsel wird zum Pilgern, wobei der Weg wichtiger und interessanter als das Ziel ist. So richtig düster wird es beim melancholisch-verrauchten „Ecstasy Blues“. Schleppend, nur leicht aufgehellt von den Saiten dringt der Song in die Gehörgänge. Die Drums sorgen neben Rhythmik auch für eine latente Dramatik.

Im Nebel der Melancholie schleicht das depressive Schlussepos „Eternal Doom“ dahin. Die samtenen Gitarren konkurrieren mit einer verführerischen Melodielinie und aus dem Hintergrund dringt eine galante Schräge in die Manege und überstrahlt die dezenten Temposteigerungen und den überraschenden Stilwechsel im Mittelteil mit einer in sich stimmigen Schwermut. Der traurige Gesang duelliert sich zum klanglosen Ende hin mit verschwörerischen Sprachsamples.

Fazit: Ein spannendes Album und soweit entfernt von allen aktuellen VÖs im Genre Dark Wave/Post Punk. Fast könnte man sagen, die Band hat im Dschungel der dunklen Musik eine Nische gefunden, auf der sich am besten ganz alleine thronen lässt. Nicht neu, aber komplett anders. Unbedingt mal reinhören. Im Januar folgt die Veröffentlichung auf Vinyl bei Young & Cold Records! (andreas)