REVIEW

ELIZIUM „Elysium“ (Epic Dark Rock)

eliziumELIZIUM

„Elysium“
(Epic Dark Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 11.12.2015

Label: STF Records

Webseite: Homepage / Facebook

Die niederländischen Dark Rocker feiern bald ihr silbernes Bestehen, mit „Elysium“ gibt es nun das dritte Lebenszeichen in Form einer gelungen CD mit 11 dunklen Hymnen. Atmosphärisch dicht gestrickte Soundstrukturen, bestechendes Songwriting, reichlich Gefühl und eine kratzige, tieftönige Stimme dienen als Grundsubstanz. Dazu gesellt sich ein kräftiger Wall of Sound, der auch mal in sakralen Gefilden jagen darf. Die Keys balancieren sich geschickt zwischen der Rhythmusfraktion und besitzen im Mark etwas klassisch Angehauchtes.

Von Beginn an gelingt es Elizium den Hörer zu fesseln. Egal ob Saiten, die Stimme oder diese betörende Eleganz in den Melodielinien. Der Opener „Awaken“ glänzt mit einer feinen Atmosphäre und begeistert durch ein verspieltes Songwriting. Hier wechseln Erzählphasen mit Hooklines und eindringlicher Melancholie. Die Instrumentierung ist sphärisch und erinnert in Koalition mit dem rauen Gesang an die düstere Seite von Moonspell. „Dark defined“ stürzt den Hörer in ein Wechselbad der Gefühle. Druckvoll Orchestral, verführerisch ruhig und eine Stimme deren betörender Klang in Facetten an den jungen Bowie erinnert (Hört euch einfach die cleanen Parts an und schließt die Augen). Zwischendrin gehen gehen Grüße nach Schottland und Irland. Saiten eröffnen den Titelsong, erneut lanciert man den Hörer ein Klangspiel zwischen Hingabe, Emotion und gradueller Energie. Reichlich Ruhepole lassen die Energie sanft eruptieren. Weiche Streicher unterstützen das Wehleideige im Gesang, während die Verzweiflung durch Drums und Gitarren mit rauen Stimmbändern in energetische Bahnen gelenkt werden.

Das feinfühlige „lost“ variiert Bombast und klassische Elemente mit erneut Bowieesken Stimmbandakrobatiken, während „beneth me“ in Harmonie zu versinken droht. Hier gelingt der Spagat zwischen Wave, Goth Rock und einer Energie in bester Killing Joke Manier. „Your heaven my hell“ ist ein, im besten Sinne, wunderschöner Song voller extrovertierter Emotionen. Wie man hier Anmut mit exzessiven Goth Rock paart ist gelungen. Danach folgt mit „false prophet“ eine hingebungsvolle Ballade, wobei man gerade in dieser Ruhe eine Energie generiert, die sich am Hörer zur Gänsehaut entwickelt. Perfekt auch das Songwriting mit dieser dezent oktroyierten Eleganz und der latenten Fantasy Variation. Und schon giert die Energie und bekommt Nahrung mit „14“, welches die Schrecken des ersten Weltkriegs thematisiert. Druckvolle Komposition, kantige Melodie, versteckte Harmonie. Daneben existiert das Piano-balladeske Schlussepos als tränenreicher Trauermarsch.

Fazit: Die Niederländer kredenzen ein Werk, welches den Goth Rock in epische Breiten lenkt. Ein genialer Sänger, der rotzt und die cleanen Parts mit unglaublicher Leidenschaft intoniert, Gefühle transportiert und dessen Stimmbänder Authentizität besitzen. Wundervolle Melodielinien treffen auf kantige Eruptionen, ausladende Kreationen treffen gradlinige Strukturen. Wave Pop, durchdringende, düstere Romantik und ein auf tiefen Emotionen fußender Expressionismus sind bestimmende Elemente und doch gelingt es mit fast jedem Song ein kleines Überraschungsmoment zu kreieren. Erhalten habe ich das Album zusammen mit der neuen Sweet Ermengarde und so unterschiedlich manche Passagen erscheinen, beide Alben begeistern den betagten Goth Rocker zu tiefst. Elizium dürfte mit dem Drittwerk auf einem persönlichen Höhepunkt angelangt zu sein. Ein qualitativ hochwertiges Werk. Ein niederländisches Package mit The Wounded, The Essence, Elizium, das fehlt jetzt noch. (andreas)