REVIEW

DEMON’S EYE „Under the Neon“ (Hard Rock)

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„Under the Neon“
(Hard Rock)

Wertung: gut

: 18.09.2015

Label: MMS‘

Webseite: Homepage, Facebook

Verfluchte Axt! DEMON’S EYE, die es in der Vergangenheit als DEEP PURPLE-Tribut-Band zu einigen hochgezogenen Augenbrauen geschafft hat, legen mit „Under the Neon“ ihr zweites eigenes Album vor, welches es in sich hat. Zuerst aber muss ich schimpfen: das Namedropping auf der CD sieht scheiße aus: unter dem DEMON’S EYE-Schriftzug steht zu lesen: „featuring Doogie White (ex-RAINBOW)“. Sieht blöd aus, auch wenn ich durchaus verstehe, dass man heutzutage mit allen Mitteln auf sich und seine Musik aufmerksam machen muss, zumal es doppelt schwer ist, wenn man als Tribut-Band angefangen hat. Aber: dass man Doogie White mit an Bord hat, ist so ziemlich das Geilste, was der Band passieren konnte! Der ehemalige Sänger von RAINBOW, YNGWIE MALMSTEEN und aktueller Barde bei MICHAEL SCHENKER’S TEMPLE OF ROCK hat eine Hard Rock-Röhre, die ihresgleichen sucht und den famosen Hard Rock der Band perfekt ergänzt!
Musikalisch geben sich RAINBOW und DEEP PURPLE die Referenzschreiben an die Hand und wenn ich mal ganz ehrlich sein darf: würden DEEP PURPLE heutzutage ein Album mit so viel Dampf unter der Haube veröffentlichen oder RITCHIE BLACKMORE seine Mittelalterukulele mal wieder mit einer Stromgitarre tauschen, wären die Kritiker der Bands verstummt und die Legenden wären wieder im Rennen!

Warum aber, und das frage ich mich ständig, gibt es wenig bzw. keine Bands, die es schaffen das DEEP PURPLE-Erbe auf dem Fundament der legendären Alben bis 1972 fortzuführen, die Urheber eingeschlossen? Die Alben „Deep Purple in Rock“, „Fireball“ und „Machine Head“ sind gottgleiche Meilensteine der Musik, sprühen auch 45 Jahre nach deren Veröffentlichung vor Esprit, Power und vor allem Kreativität, die anscheinend im Hard Rock-Bereich kurz danach beerdigt wurde. Ups, ich schweife ab…

Aber warum alten Helden hinterher trauern, wenn man junge Bands genießen kann, die das Erbe der guten, alten Zeit weiterführen können?! Also genießen wir die 53 Minuten klassischen Hard Rocks, erfreuen uns an den Ideen und vor allem an den grandiosen Keyboardspiel von Gert-Jan Naus, der sich mit Mark Zyk zwar nicht so legendäre Keyboard-Gitarren-Schlachten liefert, wie es Anno Dunnemal Jon Lord und Ritchie Blackmore taten, aber ständig Akzente setzt.

Auch DEMON’S EYE haben kein zweites „Machine Head“ geschrieben; ich bezweifle, dass sie das überhaupt vorgehabt haben, aber als Fan darf man doch hoffen…
Der Opener „Road to Glory“ kommt meinem geäußerten Wunsch schon verdammt nah, denn dieser Song hat einen unglaublichen Drive, viel Power inklusive eines phantastischen Keyboard-Gitarren-Parts, dass es mir ganz schwummerig wird… ein echter DEEP PURPLE Mk II-Trademark-Song; „Closer to Heaven“ hat einen herrlich käsigen Refrain, aber beim Rest des Songs regiert der Hammer und der Rock; „Finest Moment“ bietet Klammerblues vom Feinsten; der „Five Knuckle Shuffle“ groovt herrlich vor sich hin, „Dancing on Air“ ist mein persönlicher Gute-Laune-Garant und „Blood Red Sky“ begeistert mich immer wieder durch das Zusammenspiel von Orgel und Gitarre.

Über Doogie White muss man nicht viele Worte verlieren, denn er ist einer der besten Hard Rock-Sänger zur Zeit und liefert eine mehr als respektable Leistung ab und man hat zum Glück auch nie den Eindruck, dass es sich um eine Auftragsarbeit handelt, für die man halbherzig ins Studio geht, um für ein paar Euro / Pfund / Dollar einige Songs einzusingen. Das beweist auch die Tatsache, dass man im Oktober 2015 auf eine feine Deutschlandtour kommt, die sie u.a. nach Isernhagen in die Blues Garage führt! Yeah! (chris)