REVIEW

DEMON EYE „Tempora Infernalia“ (Doom Rock)

DEMON EYE

„Tempora Infernalia“
(Doom Rock)

Wertung: highly recommended!

: 08.05.2015

Label: Soulseller Records

Webseite: Facebook

Mittlerweile kann ich verstehen, warum einigen Menschen das Retro/Okkult/70s Rock-Revival auf die Nüsse geht: wenn man dieser Musik nicht schon vor dem großen Revival zugetan war, muss man sie auch nicht lieben, wenn sie verstärkt unterstützt wird. Ich verstehe auch, dass, wenn eine Musikrichtung überproportional gefördert wird, die man selber nicht schätzt, man seinen Unmut äußert. Ähnliches steht mir persönlich wohl ins Haus, wenn es um Death Metal geht. In der letzten Zeit erreichen mich viele Death Metal-Promos, aber auch wenn mich diese Musik Anfang der Neunziger extrem geprägt hat, wird nicht jedes Album auf meine Zuneigung hoffen dürfen… wobei sowohl meine alten Death Metal-Helden, als auch Newcomer mich durchaus begeistern können….

Wenn man aber schon vor dem Revival BLACK SABBATH zur größten und wichtigsten Heavy Metal-Band gekürt hat, zu PENTAGRAM abgeht wie Schmitz′ Katze, JETHRO TULL, THE DOORS und TROUBLE liebt, ST. VITUS und THE OBSESSED verehrt und LED ZEPPELIN huldigt, dann darf man sich seit einigen Jahren wie ein Kind im Bonbonladen fühlen. Dann treten die „neuen Großen“ auf den Plan, wie BLUES PILLS oder ORCHID, aber der Untergrund… der Untergrund brodelt, meine Freunde.

Plötzlich und völlig unerwartet findet sich dann so ein Kleinod, wie das zweite Album von DEMON EYE in meiner mp3-Playlist wieder! Der 2014er Erstling „Leave a light“ ist leider an mir vorbeigegangen, aber das neue Album „Tempora Infernalia“ ist der Hammer. Alle 10 Songs inhalieren den Staub der 70er so tief ein, das sie damit selbigen auch Anno 2015 aufwirbeln können. Die Songs sind einfach nur knackig und vor allem frisch, als wäre es das Natürlichste der Welt, dass man tief in den 70er Jahren verwurzelte Musik so energiegeladen rüberbringen kann. Lediglich „Please, Father“, ein direkter Nachkomme vom „Planet Caravan“ stört ein wenig den Fluss…

BLACK SABBATH und PENTAGRAM sind schon einmal gute Anhaltspunkte, aber auch die knackigen Phasen von JETHRO TULL oder LED ZEPPELIN finden sich hier wieder; die Gitarren von Larry Burlison und Sänger Erik Sugg sind heavy, aber gleichzeitig fluffig, der Bass wird von Paul Walz mehr als überdurchschnittlich beansprucht und Drummer Bill Eagan ist ein energiegeladener Drummer, der mit vielen rhythmischen Parts das Spiel aufwertet. Immer wieder findet meine feine Jam-Parts in den Songs, die mich richtig wuschig machen (z.B. „Give up the ghost“ oder „In the world, not of it“), die für mich den wahren Spirit der Musikalität versprühen… was würde ich mich freuen, die Bande mal live auf eine kleinen Bühne erleben zu dürfen! Dazu kommt, dass Erik Sugg eine absolut einmalige Stimme hat, die schlichtweg unverwechselbar ist! Das Gesamtpaket wird mit Hits der Marke „End of days“, dem swingenden „I′ll be creeping“ oder dem massiven „Black Winds“ (höre ich da an manchen Stellen einen jungen Robert Plant?) endgültig veredelt und ich freu mich wie doof, dass es dieses Album nicht nur auf CD, sondern auch als Vinyl zu kaufen gibt. Das kommt auf meinen Einkaufszettel nach ganz oben!

Freunde des 70s Hard / Doom Rock haben hier eine absolute Empfehlung vor sich, alle anderen… ach, ist mir egal. (chris)