REVIEW

CINEMASCAPE „Cold Heaven“ (Synthpop / Wavepop)

CINEMASCAPE

„Cold Heaven“
(Synthpop / Wavepop)

Wertung: Gut

VÖ: 22.03.2013

Label: Conzoom

Webseite: Homepage / Facebook

Die schwedische Formation spielt auf ihrem zweiten Album erneut eine ganz eigene Variante des Synthpops. Ihr verträumter Sound fusst in den 80ern und könnte als Melange aus Erasure, Pet Shop Boys und Marc Almond durchgehen. Dabei agiert das Quartett mit gefühlvollen Gesang und leichtgängigen Pop-Hymnen, welche zuweilen den Kitsch in bunte Luftballone blasen. Trotzdem gelingt es, auch weil die Texte nicht dem belanglosen Singsang entspringen, eine Spur galante Düsternis in die harmonischen Soundvariationen zu integrieren.

Romantische, synthetische Sounds mit analoger 80er Note bestimmen das gefühlvolle „Frantic“, welches auch von den hohen männlichen Gesangsstimmen lebt. Hier gibt es durchaus Anleihen an Marc Almond (allerdings dürften eher Marcs Solo Alben als frühe Soft Cell herhalten). Gerade wenn man ein wenig in Chanson Bereich driftet („in the company of strangers“) wird das auch hörbar. Es sind unaufdringliche Pop Songs, die von samtweichen Melodielinien in die Gehörgänge transportiert werden. Die Schweden setzen hier nicht direkt auf Tanzbarkeit, auch wenn z.B. „Silhouettes“ durchaus dafür geeignet ist, sondern eher auf introvertierte Rotwein-Atmosphäre. Ein anderes Stück, dass sich ebenso für die Tanzflächen (zu später Stunde, kurz vor der Frage „zu mir oder zu dir“) eignet, ist die Single Auskopplung „Private Property“. Hier gleiten dann auch mal puristische, dennoch moderne Electro-Sequenzen in die poppige rosa-graue Welt.

Die Schweden wären früher rein Erscheinungsmäßig in die New Romantik Bewegung eingeordnet worden. Heute spricht man wohl von Visual Kai, egal, die Jungs und Mädchen verführen uns mit einer entschleunigten Variante des Synthwaves. Sicherlich wird das Ergebnis dieser melodischen und nostalgischen, auch wegen unterschwelliger Gefühlsduselei, den meisten Modern-Hörern reichlich kitschig vorkommen. Dem entgegen steht dann aber das Fehlen von Trivialität in den Texten. Man kann es auch filmisch umschreiben: Tim Burton verfilmt La boum. (andreas)