REVIEW

ABWÄRTS „Smart Bomb“ (Melodic Deutsch Punk)

ABWÄRTS

„Smart Bomb“
(Melodic Deutsch Punk)

Wertung: Gut

VÖ: 28.09.2018

Label: Off Ya Tree Records (Broken Silence)

Webseite: Homepage / Facebook

Ende der 70er von FRANK Z. gegründet, hat man sich schon immer den ungemütlicheren bzw. politischen Themen gewidmet und sich schon früh einen festen Platz in der deutschsprachigen New Wave und Punk-Szene gesichert. 40 Jahre später bleibt sich eine Band treu und wenn man bedenkt, dass einer ihrer größten Hits Anfang der 80er „Computerstaat“ hieß, dürfte man ihnen nicht nur eine perfekte Beschreibung der Realität unterstellen, nein, auch prophetische Fähigkeiten in bester George Orwell-Manier war ihr Ding. Auch palindromische Wortspiele wie der Titel ihres ersten Albums „Amok Koma“ hatten Abwärts im Repertoire, wobei Frank Z. Seine Ausbildung als Schriftsetzer wohl entgegenkam. „Smart Bomb“ ist die fünfte Veröffentlichung nach der „Wiedervereinigung“ im Jahre 2004. Aktuell besteht das Quartett aus Sänger FRANK Z., Gitarrist RODRIGO GONZÁLEZ, Bassist BJÖRN WERRA und Schlagzeuger MARTIN KESSLER.

Mit dem Opener „aber für nichts“ beginnt das Werk mit einem eher ruhigen Song. Während die Saiten sich eher sanft entfalten, lässt Frank sein zynisches „Schandmaul“ über die aktuelle Social-Media Welt schwadronieren. Frank nimmt nicht dran teil, das unterstreicht er mit einer drei bis vierfachen Negation („für nichts und doppelt gar nichts“). Rüstungswahn, globale Kriege, Krisenherde und vor allem die Roboter-Logik der neuen Systeme sind dann die anzuklagenden Themen beim wütenden Titelsong.

Einen wahren Ohrwurm haben die Jungs mit dem verführerischen „Going down“ inszeniert. Aussage: „Pack die ganze Scheiße in den Sarg“.

„Lass Blumen sprechen“ fährt zunächst wieder in ruhigeren Gewässern. Auch wenn sich der Song zu einem krachigen Inferno hin entwickelt, bleibt insgesamt (auch textlich) ein tief melancholisches Stück im Ohr hängen.

„All die Fressen“ ist kein Aufruf zum Essen von Supermärkten, auch keine Fassbinder oder Ferreri-Adaption. Fressen ist als Synonym für Gesichter zu betrachten, welche die aktuelle Medienwelt mit Unsinn bevölkern. Wobei Wortspielereien im Endeffekt nicht ausgeschlossen sind.

„Vorsicht“ ist eine Persiflage auf die herrschende Angst vor verschiedenen Lebensmittel und ihren Inhaltsstoffen und damit einhergehenden Einschränkung von Lebensqualität. Könnte auch „Gesundheit um jedem Preis“ heißen, wobei die Physis die Psyche antiproportional beeinflusst.

Mit dem Calypso „Rum & Coca Cola“ überraschen Abwärts mit einer gewöhnungsbedürftigen Cover Version von den Andrew Sisters aus den 40er Jahren des letzten Jahrhunderts. Hernach gibt es zum Schluss ein paar Wasserstandmeldungen vom Tag der Arbeit aus Kreuzberg.

Fazit: Abwärts liefert ein Punk Album, dessen galante Ausuferungen nicht nur dem Pogo dienen, nein, auch hochmelodiöse Up-Tempo Songs gibt es hier zu hören. Extrem druckvolle Kompositionen, latenter Pop und verwegene Exzesse in alle Richtungen werden wie gewohnt mit zynischen bis sarkastischen Texten von Frank Z. vervollständigt. (andreas)

Die Tour:
02.10.18 Arnstadt – Prinzenhofkeller
03.10.18 St. Gallen (CH) – Torpedo Bar
04.10.18 Solothurn (CH) – Kofmehl
05.10.18 Winterthur (CH) – Gaswerk Kulturzentrum
06.10.18 Zug (CH) – Galvanik Kulturzentrum
11.10.18 Osnabrück – Bastard
12.10.18 Düsseldorf – The Tube
13.10.18 Lüneburg – Gasthausbrauerei
08.11.18 Rüsselsheim – Rind
09.11.18 Saarbrücken – Garage
10.11.18 Bonn – Bla
15.11.18 Berlin – SO36
16.11.18 Husum – Speicher
17.11.18 Hamburg – Nachtspeicher