INTERVIEW, TOP THEMA

MOSAIC :: Ein Interview in mehreren Schüben

MOSAIC zählt, seitdem ich sie entdeckt habe, zu meinen absoluten Top 5 deutscher Black Metal Bands.
Ein Interview gab es bei uns schon zu lesen (Interview hier), aber mit der Zeit kamen mir immer mehr Fragen, die ich gern beantwortet haben wollte.
So ist dieses Interview über einen Zeitraum von etwas mehr als 2 Jahren stetig gewachsen. Mit dem neuen Album von MOSAIC (Review hier), haben Valkenstijn und ich diesen Marathon zu einem Ende gebracht. Mir hat das Ganze eine Riesenfreude bereitet und ich hoffe ihr habt Spaß beim Lesen.
Los geht es!

AMBOSS: Seit unserem letzten Interview ist viel bei MOSAIC passiert. Da wollen wir uns mal gerne drüber unterhalten. Aber als erstes, wie geht es dir zur Zeit mit all den Einschränkungen?

VALKENSTIJN: Man hat sich arrangiert würde ich dazu sagen. Ich hab viel Zeit um an liegen gebliebenem Material zuarbeiten und leider war ich da wohl etwas zu produktiv seit dem ersten Lockdown, denn mit dem Material was ich momentan als aktuell erachte könnte ich mehrere Alben füllen.

AMBOSS: Seit damals gab es vier Veröffentlichungen von MOSAIC. Magst du uns zu den einzelnen VÖ´s was sagen?

VALKENSTIJN: Huch das klingt viel. Aber soviel ist es im Endeffekt gar nicht. Denn mit „Harvest“ wurde jüngst das älteste Material von MOSAIC wieder veröffentlicht, welches mit dem Lied-Zyklus „Samhain Celebration“ zu einem vollen Album erweitert wurde.

Secret Ambrosian Fire – ist das erste volle Album – mit der Prämisse alle Formen von MOSAIC zu bedienen. Ein großes MOSAIK, sehr vielschichtig, dynamisch und vielleicht auch unvorhersehbar.

Fensterverse und Nachtgespinste – ist eine Liedersammlung auf Basis von Texten und Gedichten von Ulrike Serowy. Sehr minimal, expressionistisch, urban und modern.

Songs of Origin and Sprit – ist eine vier Wegesplit und quasi eines der ersten „Corona“ Ergebnisse. Hier trafen sich vier Eisenwald Künstler und vertonten ihre Heimat und ihre Ansichten zu Sprititualiät. Von MOSAIC sind hier vier Songs vertreten, welche bereits vorhandene Werke  erweitern und Konnektieren – so findet man Lieder die Thematisch die frühen MOSAICwerke aufgreifen – The Waterhorse, Harvest sowie Old Man’s Wyntar – und zu einem neuen Kaptitel hinleiten welches dieses Jahr präsentiert wird.

AMBOSS: Ende letzten Jahres war auch euer Debüt dabei, was mich sehr gefreut hat. Auch der Auftritt in Bremen (Livebericht hier) hat mir sehr gut gefallen. Warum hast du nicht schon vorher ein Album veröffentlicht? Material wäre theoretisch ja genug da gewesen!

VALKENSTIJN: So ist es. Aber leider verliere ich mich gerne in Mikro-Veröffentlichungen und bei „Secret Ambrosian Fire“ bin ich vor allem über dem Sound zerbrochen – wodurch der Verzug zustande kam – denn hat man einen der ersten Flyer, welcher das Album beworben hat – sieht man dort das ursprünglich anberaumte VÖ-Datum, welches mittlerweile über 5 Jahre zurückliegt. So gab ich es letztendlich in die Hände meines Freundes – Markus Stock (Empyrium, Klangschmiede Studio E) – um es endlich abschließen zu können.

AMBOSS: Was bedeutet die persönlich das Debüt?

VALKENSTIJN: Für mich war die Idee mit diesem Album alles zu bedienen was MOSAIC sein kann. Also von Black Metal, über Folk, zu rituellem Ambient und Klanglandschaften, bis hin zu Martial und elektronischen Einflüssen. Dazu kam die Idee viele verschiedene Einflüsse und Gäste bei der Gestaltung als auch musikalisch hineinzuweben. Wobei das auch eher ein zufällig gewachsener Faktor war – der zu keiner Zeit erzwungen war – sondern natürlich gewachsen und sich eben ergeben hat. So richtig realisiert habe ich das erst – als ich die Credits niederschrieb – und mir dachte – ein wahrlich großes Mosaik.

AMBOSS: Wie kommst du denn als Künstler durch die momentane Zeit?

VALKENSTIJN: Schwierig, man muss sich etwas neu erfinden und neue Wege beschreiten. Volle Bandproben sind momentan nicht möglich – was unseren internen Zeitplan – wieder mal etwas aus den Fugen bringt. Somit habe ich andere Konzepte weitergesponnen die ich schon länger liegen hatte und habe auch jüngst dazu zwei Werke abgeschlossen, welche ich dieses Jahr dann veröffentlichen werde. Ich merke dennoch das die Live-Auftritte fehlen, wir „Secret Ambrosian Fire“ nicht richtig live promoten konnten deswegen. So habe ich mir nun ein Soloprogramm erarbeitet, mit welchem ich ohne große Probleme in der heutigen Zeit nahezu überall auftreten kann – ohne größeren Aufwand. Denn ich denke – leider wird es sich noch hinziehen – bis es wieder vollwertige Veranstaltungen gibt. Mit meinem Soloprogramm kann ich jedoch etwas flexibler reagieren und auch kleinere Veranstaltungen bespielen. Somit ich hoffe ich zumindest dieses Jahr eine Handvoll Termine realisieren zu können.

AMBOSS: Gibt es schon Pläne bzw. Material für weitere Veröffentlichungen?

VALKENSTIJN: Tatsächlich gibt es die. Einige davon schon sehr greifbar, andere in sehr fortgeschrittenen Stadien. Jedoch möchte ich dazu gerade noch nicht zu viel verraten, nur das es dieses Jahr definitiv einiges an neuem Material geben wird.

AMBOSS: Was bedeutet dir die besondere Aufmachung deiner Veröffentlichungen? Wie zum Beispiel das sehr umfangreiche A5 Digibook von „Old Man´s Wyntar“, mit den Zeichnungen und viel Text dazu. Oder die goldene CD des Debüts. Das kostet doch sicherlich alles extra.

VALKENSTIJN: Das stimmt und dafür bin ich meinem Label – Eisenwald – sehr dankbar mich in meinen Visionen so zu unterstützen. Ich mag sowohl die OMW und SAF Deluxe CD Edition sehr – sie eröffnen neben der Musik auch einen visuellen Zugang zum Werk. Für die kommenden Sachen wird dies höchstwahrscheinlich etwas reduzierter ausfallen – da meine Ästhetik momentan eher puristisch ist. Viel großartige Kunst wird momentan nahezu inflationär in Tonträgern verwendet – einmal angeschaut – und weggelegt – und da stelle ich mir die Frage ob das der Kunst gerecht wird? Natürlich wird die Liebe zum Detail bei MOSAIC nicht verschwinden – jedoch will ich es etwas subtiler und einfacher gestalten und auf die Essenz herunterbrechen für die kommenden Veröffentlichungen.

AMBOSS: Nicht lange nach dem offiziellen Debüt haut ihr nun Album Nummer 2 auf die Meute los! Ist in der Zwischenzeit so viel neues Material entstanden, vielleicht auch coronabedingt? Ich denke ja eher nicht, dass das rein vertragliche Hintergründe hat, oder?

VALKENSTIJN: Ich arbeite ja meistens an verschiedenen Werken simultan. Nun ja und tatsächlich ist HEIMATSPUK nicht das Album was ursprünglich geplant war. Denn eigentlich wollten wir ein anderes Album veröffentlichen, was aber aufgrund der Pandemie nicht realisiert werden konnte. So entstand quasi HEIMATSPUK nahezu im Alleingang und vertraglichen Druck haben wir in keinster Weise – dennoch ist es grundsätzlich schon gut regelmäßig ein Album an den Start zu bringen.

AMBOSS: Ich weiß von dir, dass 5 Metalsongs auf der Scheibe sein werden, obwohl das vorher nicht so geplant war. Was hat dich bewogen, den vorherigen Plan diesbezüglich zu ändern? Ist das Material einfach so gut? Oder „fühlt“ sich die Scheibe so besser an?

VALKENSTIJN: Ja die Grundkonzeption von HEIMATSPUK war ursprünglich wieder sehr experimentell, es sollte beispielsweise auch „Haus Der Stille“ mit darauf sein und mehr Folk und Ambient Songs und dann hatte ich das Lied „Unterhulz Zoubar“ gemacht und dieser puristische, sehr ursprüngliche Black Metal Song kam wirklich gut an und einige Leute sagten: „Mach doch ein ganzes Album in diesem Stil“ und da dachte ich mir „Ja ok, warum nicht“ und begann die Albumkonzeption umzugestalten und weitere Songs in dieser Richtung zu schreiben und auszuarbeiten. Und ich muss wirklich sagen, das mir diese Revision des Albumkonzeptes am Ende doch besser gefällt – als die ursprüngliche Idee. Also braucht es manchmal nur einen kleinen Funken.

 

AMBOSS: Bevor ich erfahren habe, dass es bei Spotify eine Metalplaylist eurer Songs gibt, hatte ich mir schon selbst eine gemacht. Nicht das mir der Rest nicht gefällt, aber manchmal brauche ich die reine „Metaldröhnung“! Dabei ist mir grad eben nochmal bewusst geworden, dass eure Einflüsse schwer auszumachen sind, weder im Spiel noch im Sound! Wo würdest du sie verorten und was hörst du dir privat aus dem Bereich momentan gerne an?

VALKENSTIJN: Zu dieser Frage habe ich bereits eine HEIMATSPUK Inspiration Playlist zusammen gestellt – welche alle Einflüsse aufzeigt die relevant für das Album sind. Hier geht es zur Playlist Ich denke die Haupteinflüsse sind Lunar Aurora, Sturmpercht und Lönndom für dieses Album. Ansonsten höre ich momentan eher keine Metalmusik, abgesehen von unseren Eisenwald Produktionen, sondern eher Post-Punk, Volksmusik, Soundtracks, sehr viel deutschsprachige Non Metal Musik jeglicher Sparten und so weiter.

AMBOSS: Was hat dich denn bezüglich der atmosphärischen Anteile bei MOSAIC beeinflusst? Gibt es da Vorbilder und ist das komplett durchdacht oder entsteht das aus dem Bauch heraus, evtl. im Proberaum?

VALKENSTIJN: Es gibt schon die ein oder anderen Schlüsselalbum die mich Atmo-technisch stark beeinflusst haben:

Empyrium – Songs of Moors… & Weiland

Dornenreich – Hexenwind

Rome – Masse, Mensch, Material & Die Aesthetik Reihe

Void of Silence – Human Antithesis

Grundsätzlich auch alles von und mit Till Lindemann, mit seinen Texten und der Art und Weise wie er singt.

Dazu kommen Acts wie Zemial, Absu, Primordial, Melechesh und Deströyer 666.

Ich denke das sind so die essentiellsten Einflüsse von MOSAIC und bei der Bandbreite ist aus all dem dann doch schon etwas recht eigenes entstanden würde ich sagen.

AMBOSS: Da Corona immer und überall Thema ist, kann ich es auch hier nicht außen vorlassen! Mich würde interessieren wie die Pandemie die Band negativ aber ja evtl. auch positiv beeinflusst hat? Könnte mir vorstellen, dass durch nicht stattfindende Konzerte die finanzielle Seite erheblich beeinflusst wird! Könnte mir aber genau so gut vorstellen, dass durch die Lockdowns und andere Einschränkungen im Umgang, mehr Zeit für Proben oder sonstige Arbeit für die Band abgefallen ist. Wie sieht es da bei euch aus?

VALKENSTIJN: Wie zu Beginn besagt, wollten wir eigentlich im Frühjahr 2020 beginnen ein Album aufzunehmen. Da  wurde nichts draus, da wir ganz besondere Nachbarn beim Proberaum haben, die quasi nur darauf gewartet haben das „zu viele“ Haushalte sich in einem Raum zusammenfinden. Ergo haben wir nahezu zwei Jahre nicht wirklich geprobt. In den Lockerungsphasen kamen 2-3 Proben zustande. Wenn man aber bedenkt das wir normal, jede Woche geprobt haben, ist dies natürlich nicht wirklich nennenswert.
Auch finanziell habe ich es natürlich gemerkt. So wurde die Idee geboren ein Solo-Set einzustudieren, da dies während der Pandemie das einfachste war – irgendwie überhaupt kleine Konzerte spielen zu können. Viele dachten das MOSAIC jetzt nur noch so auftreten, aber das war wie gesagt ein notgeborenes Kind – und bald stehen wir wieder als Band auf der Bühne und da freue ich mich sehr darauf. Dennoch werde ich auch weiterhin Soloshows machen, wenn es sich anbietet oder wenn danach gefragt wird.

AMBOSS: Was hat dich dazu bewogen, bei diesem Album alles  alleine einzuspielen? Vorher hattest du meistens Gäste dabei, wenn ich mich nicht irre!

VALKENSTIJN: Also Gäste habe ich vor allem immer an den Drums und der Percussion seit jeher. Ansonsten spiele ich schon weitestgehend alles selbst ein. So half mir Danijel Zambo auf HEIMATSPUK dabei die Drums umzusetzen, ansonsten sind keine weiteren Leute zu hören, eben auch aus den Gründen der vorhergehenden Frage.
Und wir werden diesen Sommer endlich das Album beginnen aufzunehmen, welches wir schon 2020 machen wollten. Dies wird als Band geschehen, also jeder spielt sein Instrument ein. Zuletzt hatten wir das bei Songs wie „Silver Nights“ und „The Devils Place“, wo alle Mitglieder involviert waren, es wird nun endlich wieder Zeit dafür. Einen neuen 25-Minuten-Song haben wir als Band 2018 aufgenommen, welcher auch noch veröffentlicht werden muss. Also es steht schon wieder einiges an für dieses Jahr.

AMBOSS: Die Naturaufnahmen in deinen Werken klingen immer sehr echt. Nimmst du diese selbst auf? Wenn ja, wie geht das vor sich? Weißt du ganz genau was du für einen bestimmten Song brauchst und suchst danach oder hast du eine Datenbank voll mit verschiedenen Sachen und wählst aus was passt?

VALKENSTIJN: Also tatsächlich nehme ich das meiste selbst auf. Ich habe ein recht teures Smartphone, welches ein Top Mikrofon hat und sobald ich irgendwas interessantes höre, wird es aufgenommen. Das letzte was ich aufgenommen habe, war eine knarzende Tür beispielsweise. Also gehe ich immer sehr achtsam durch die Welt und die Natur und schneide mit was ich irgendwann mal verwenden könnte.
Auf HEIMATSPUK sind es beispielsweise die Vogelgeräusche bei „Die Alte Straße“, das Hämmern in „Der Köhlerknecht“ und der Sturm bei „Tief Verschneit Die Ganze Welt“.

AMBOSS: Du hast mir noch verraten, dass du grad an einem Theaterstück für Kinder arbeitest. Ich persönlich finde das sehr cool, magst du uns verraten, worum es dabei geht und was die zukünftigen Zuschauern erwarten können?

VALKENSTIJN: Ja aktuell arbeite ich an der Musik für ein  Kindertheaterstück und hatte jüngst erste Gesangaufnahmen mit einer der Schauspielerinnen. Das ist eine ganz neue Erfahrung. Aber die Arbeitsweise im Vergleich zu MOSAIC ist tatsächlich gar nicht so anders – da das meiste von MOSAIC ja oft einen märchenhaften Charakter hat – und ich somit recht routiniert arbeiten kann und bis jetzt gefällt es allen Beteiligten, denke ich.
In dem Stück geht es darum, dass man den Wald nicht verschmutzen darf und die Natur achten soll. Das ist so die Grundessenz. Das wird vermittelt mit einen kleinen Drachen, der Tütendrache, welcher durch den Wald läuft und ihn nach und nach aufräumt. Aber mehr will ich auch nicht verraten. Wer das Stück sehen will, es läuft ab Ende Mai im Art der Stadt / Gotha.
Zudem besteht die Idee, den Soundtrack als kleine Kassetten Edition und Digital zu veröffentlichen.

(hendrik)