KONZERT/FESTIVAL, LIVEBERICHT

LIVE :: CAMPAIGN FOR MUSICAL DESTRUCTION TOUR | Napalm Death, Crowbar, Full Of Hell, Brat

Mein erstes Konzert in 2025, mein erstes im Zollhaus in Leer.
Im Vorfeld waren schon mehr als 600 Karten verkauft worden, mit der Abendkasse zusammen sollten es dann fast 700 Besucher werden. Das Zollhaus war also gut gefüllt.

Die „Campaign For Musical Destruction Tour“ führt Napalm Death seit über 30 Jahren mit verschiedenen Bands durch und führt sie seit Beginn durch die Welt. Dieses Mal mit 29 Terminen zwischen dem 05.02. und 09.03.2025 waren Crowbar, Full Of Hell und Brat mit am Start durch Europa.

Die amerikanische Grindcore/Powerviolence/Death Metal-Kapelle BRAT aus New Orleans, die letztes Jahr ihr Debüt veröffentlicht hat, eröffnet den Abend. Sängerin Liz Selfish flippte über die Bühne wie eine Kursleiterin aus dem Fitnessstudio, die man mit einer Metalbraut gekreuzt hat. Das in Kombination mit ihrem krassen Organ, machte einiges her und ließ dann auch nicht mehr so auffallen, dass die anderen Bandmitglieder ziemlich entspannt auf der Bühne standen. Die poppigen Intros mit Musik von Britney Spears oder auch Abba lockerten das Ganze weiter auf. Vor allem der weibliche Anteil des Publikums war sehr angetan. Guter Einstieg!
Setlist (wie die Band sie mir geschickt hat): Sandstorm – btf Intro Ego Death – Ring Out – Rope Drag, Barracuda, Let’s Go Girls – Human Offense, Hit Me Baby Remix – Hesitation Wound, Cascada – Social Grace (Full) – Into Mean, Sry 4 Party Rocking – Blood Diamond, Dancing Queen – Truncheon, Slow Heat, Toxic Chain Pain

FULL OF HELL bestiegen die Bühne nach wirklich kurzer Umbauphase. Auf Scheibe hat die Band mir im Vorfeld ehrlich gesagt nicht ganz so viel gegeben, aber was jetzt kommen sollte, war dann das absolute Gegenteil. Die Jungs aus Maryland gaben direkt von Anfang an Vollgas. Sänger Dylan, der auch für die Samples und den restlichen elektronischen Anteil zuständig ist, machte direkt klar, wieviel Power in ihm steckt. Er schrie, kreischte und grunzte, während er über die Bühne wütete, als wenn er seine komplette Wut des Lebens in das Set steckte. Zusätzlich hatte er noch ein Effektgerät für seine Stimme dabei, was ich ehrlich gesagt nicht verstanden habe. Mal schien er hineinzupusten, mal schrie er gleichzeitig in das Gerät und das Mikrofon. Ich konnte leider nicht heraushören, was dieses Gerät bewirkt hat. Sah aber auf jeden Fall interessant aus. Hardcorepunk, Grindcore und Noise ergaben eine Melange, die sich mal hyperschnell und zäh dahinwalzend über uns ergoss. Die beste Songansage war: „The next is about the microplastic in all your childrens brains!“ Alter, das war wirklich kranke Scheiße, die mich nachhaltig beeindruckt hat. Seit dem Konzert läuft die Band zu Hause in Dauerrotation.
Setlist: Deluminate, Asphyxiant Blessing, keine Ahnung wie der hieß, Doors To Mental Agony, Transmuting Chemical Burns, Crawling Back To God, Amber Mote, Schizoid Rupture, keine Ahnung wie der hieß, Oven (Melvins Cover), Bone Coral And Brine, Gelding Of Men, Eroding Shell, Coagulated Bliss, Burning Apparition

Als nächstes brachten CROWBAR, die ihre Musik damals als Gegenbewegung zu Cannibal Corpse und ähnlichen Bands langsam und melodisch halten wollten und damit ein ganzes Genre begründet haben, auch wenn Kirk nichts mit dem Begriff Sludge anfangen kann, Abwechslung ins Programm. In Leer war ganz klar zu sehen, dass einige der Gäste explizit wegen CROWBAR ins Zollhaus gekommen sind. Und auch wenn ich mich wegen Napalm Death um die Karte gekümmert habe, hatte ich in den letzten Tagen vor dem Konzert ehrlich gesagt mehr Bock auf CROWBAR, die ich auch seit langem verehre. Der Sound war Bombe, die Band hatte Bock und die Setlist bestand zu 50% aus Songs die fast 30 Jahre oder sogar älter waren. 3 meiner Favoriten kamen dann zum Schluss gebündelt auf mich zu. Kirk schien gut drauf zu sein und machte noch Scherze über sein Alter: „Ich bin ja auch der älteste hier auf der Tour!“ Er wird im April diesen Jahres 60. Obwohl ich damit eher bei anderen Bands des Abends gerechnet habe, gab es hier schon einen mächtigen Circlepit direkt vor der Bühne, der mir das Fotografieren ohne Fotograben zu keiner leichten Aufgabe machte. Bassist Shane posierte ein paar Mal für mich, was ich aber leider nicht richtig verwerten konnte. Toller Auftritt, tolle Band!
Setlist: To Build A Mountain, Conquering, I Feel The Burning Sun, Chemical Godz, Negative Pollution, High Rate Extinction, The Cemetery Angels, Planets Collide, Like Broken Glass, All I Had (I Gave)

Als Headliner kamen dann natürlich meine Langzeitfavoriten, die ich schon seit über 30 Jahren höre, NAPALM DEATH! Barney war gut drauf, auch wenn er im ersten Moment sehr dünn wirkte und scherzte immer wieder zwischendurch rum. Zum Beispiel als er die Band mit den Worten vorstellte, dass er da eigentlich gar keinen Bock mehr drauf hätte, aber es eben machen müsse. Oder als er mitteilte, dass die Band extra nicht die gleiche Setlist wie letztes Jahr im Zollhaus spielte und sie trotz des ganzen Krachs auf der Bühne genau wissen würden, was sie da tun. Für die diesjährige „Campaign For Musical Destruction Tour“ gab es mindestens 2 Setlists, die sie abgewechselt und sogar noch variiert haben. Und das Tollste daran war, dass einige Songs schon mehrere bis teilweise 35 Jahre nicht mehr live gespielt wurden (Internet sei Dank, siehe Setlist!). Barney war voll in seinem Element und flippte wie gewohnt über die Bühne und antireligiöse und politische Statements durften wie immer nicht fehlen. Auf ein ganz klares „FICK DIE AFD!!!”, welches ordentlich Applaus im hohen Norden einheimste, folgte dann “Nazi Punks Fuck Off“, welches NAPALM DEATH irgendwie schon zu ihrem eigenen Song gemacht hat (Nein Bussi, das Original ist nicht sehr viel besser!). 11 ihrer Alben waren in der Setlist vertreten, plus Compilations, etc. Ich habe mich gefreut, dass das aktuelle Album „Throes Of Joy In The Jaws Of Defeatism“, welches ich wirklich sehr mag, mit ganzen 4 Songs vertreten war. Auch “From Enslavement To Obliteration” war vier Mal dabei und mein absoluter Liebling “Utopia Banished” war mit dem fetten “The World Keeps Turning” zum Glück auch dabei. „Scum“ natürlich sowieso. Nach einem punktgenauen Start um 22 Uhr war auch punktgenau um 23 Uhr Feierabend im Zollhaus. Mich hat der Abend wesentlich mehr als erwartet beeindruckt. Danke Zollhaus, Danke NAPALM DEATH!
Setlist: Multinational Corporations, Part II (Das erste Mal seit 2015 in der Setlist), Silence Is Deafening, Lowpoint (Das erste Mal seit 2013), Vision Conquest, Contagion, Twist The Knife (Slowly) (Das erste Mal seit 2018), Resentment Always Simmers, Narcoleptic (Das erste Mal seit 2019), When All Is Said and Done, Amoral, The World Keeps Turning, Retreat To Nowhere (Das erste Mal seit 2016),  Social Sterility, Dead, Suffer The Children, Pride Assassin, Necessary Evil (Das erste Mal seit 2017), Backlash Just Because, Fuck The Factoid, Scum, Prison Without Walls (Das erste Mal seit 1989), You Suffer, Nazi Punks Fuck Off (Dead Kennedys Cover), Unchallenged Hate