GOLDEN APES
„Our Ashes at the End of the day“
(Dark Wave / Goth Rock)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 05.01.2024
Label: Icy Cold Records
Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia
Die Berliner Dark Wave Band GOLDEN APES feiert ihren 25. Geburtstag. Nachdem bereits im Dezember verschiedene Wegbegleiter mit einem wunderschönen Sampler ihre Aufwartung machten, beschenkt sich die Band mit ihrem 13. Album nun selbst. Erneut besticht das Gesamtkonstrukt aus betörenden Klängen, verführerischem Gesang, treibendem Goth-Rock und in Harmonie badenden Melodielinien.
Der Opener „Fourteen Rivers“ schleicht sich heran, lässt Energie und Melancholie geschickt die Waage halten… hat was zu erzählen und führt den Hörer in eine Gefühlswelt, wie man sie seit den Spätachtziger Fields Alben selten gefühlt hat. Ein Trauerflor umweht die Songs, die Düsternis knistert sich in die Gänsehaut des Verträumten und offenbart bereits beim folgenden Titelsong eine energetische Schwere, deren galante Harmonie die Trübheit in eine schwerelose Elegie verwandelt, welche mit ruhigen Harmoniebögen im Zwischenspiel dem gothrockigen Treiben dezente Atempausen verpassen. Auch im folgenden „Shine“ gibt es diese faszinierende Facette des Ruhepols. In sich verworrene Klangbildnisse dienen als Intro, welches mit Sprachsamples verfeinert eine perfekte Einleitung liefert, um dahinzugleiten… wobei das Gleiten auch mal ein wenig schmutzig daherkommt, so schreien die Gitarren und der Bass weint, bevor das Gleichgewicht dem Refrain frönt. Peer lässt in seinen Stimmbändern ein wenig Rauheit ans Tageslicht gleiten und auch musikalisch geht es zum Ende hin etwas straighter zu, danach geht es in „Ash Trees“ mit einer düsteren Melodie der 80er weiter. Auch hier reduziert sich das musikalische Klangbildnis zu Gunsten einer in sich fragilen Erzählung. Diese Ruhepole, meist bestimmt von Schlagzeug und Bass sind wie Weggabelungen, dessen Richtung nach Gefühlslage variabel ist und irgendwie Fixpunkte des im Opener beschriebenen Weges sein könnten.
„All of her (Totem)“ ist ein druckvoller Song, der sich garniert mit weichen Saiten den Weg an die Oberfläche erkämpft. Hätten Killing Joke die Lords of The New Church getroffen, in etwa so würde dieser Song im Keller bekannter britischer Klangjongleure klingen. Dieses Glauben an die Schrägheit, die Weite der Prärie und das Gesamtbild zwischen Requiem und Rock zu inszenieren, würden Gläubige mit Moses‘ Teilung des Meeres vergleichen. Zunächst verschmäht in die Szenerie blickend, entwickelt sich „Bigotry (and still…)“ zu einem Klangbild, dessen romantische Ader sich gefühlvoll durch die eingängigen Soundstrukturen bewegt, während es textlich um das schmerzvolle Vermissen und das imaginäre Sehen der Vermissten geht. Das bewegende Endepos „The Moment I fell“ lässt im schwelgerischen Treiben erneut wütende Ausbrüche zu, die Peer sich mit der Gitarre fair aufteilt. Die Melange aus Harmonie, dem Pinsel seine schwarze Farben geben und diesem in Schwermut badenden Sound eine Melodie zu schenken, das ist große Kunst. Im Gegensatz zu vielen Vertretern des Genres ist es hier, trotz jedes Facettenreichtums, kein opulentes Klangbild, welches vorherrscht, sondern eher die detaillierte Eleganz der dunklen Klänge, die sich samten ins Gehör legen.
Fazit: Wem es gelingt, 25 Jahre lang, mit fast jedem Album den Peak seiner Karriere zu erreichen, dem gehört zunächst der nötige Respekt gezollt. Ich könnte mir hier den ganzen Kram ersparen und jegliche Beschreibung auf „wunderschön“ reduzieren. Aber in diesem Werk steckt so viel mehr. Es ist wie die Paarung von Van Gogh’s Romantik und seinem „Pfarrgarten in Nuenen“. Vom Songwriting her ein Album, dessen schwarzglänzende Fassaden das Interieur auf dem Altar der Erhabenheit ausbreiten und dem geneigten Hörer kunstvoll präsentieren. (andreas)