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FILM „Am Abend des folgenden Tages“ (Thriller)

Originaltitel: The night of the following day

Produktion: Großbritannien / USA, 1968

DVD-Veröffentlichung: 20.06.2014

Wertung: gut

Regie: Hubert Cornfield

FSK: 16

Darsteller: u.a. Marlon Brando, Richard Boone, Jess Hahn, Rita Moreno, Pamela Franklin…

Genre: Thriller

Studio: filmArt

ACHTUNG, ACHTUNG: Es könnten sich einige kleine Spoiler im Review verstecken! Wer sich die Vorfreude auf einige Einzelheiten erhalten und diese selbst entdecken möchte, sollte sich den Film JETZT kaufen und danach das Review lesen und teilen!

Inhalt:
Weltstar Marlon Brando ist Bud, die zentrale Figur in diesem spannenden und düsteren Thriller um das Kidnapping eines bezaubernden, jungen Mädchens, das ihren Vater in Paris besucht. Ein abgelegenes Strandhaus bietet hierbei den perfekten Unterschlupf um den Coup zu drehen. Zuerst geht es nur ums Geld…doch binnen kürzester Zeit muss sich das Mädchen neben den vorherrschenden psychischen Qualen auch den Gelüsten der Kidnapper stellen. Die drohende Gewalt dieses schockierenden Films gipfelt im gegenseitigen Misstrauen der Kidnapper… ab dann heißt es: Jeder Mann für sich! Aber was wird aus dem Mädchen?

„Am Abend des folgenden Tages“ ist trotz der Mitwirkung von Marlon Brando ein wenig beachteter Film von Hubert Cornfield. Dabei hat er einiges zu bieten und filmArt würdigt dies mit einer Veröffentlichung als No. 2 der „Cine Selection“. Teil 1 ist übrigens „Sugar Hill“ mit Wesley Snipes (Review folgt!).

Die vier Ganoven wollen einmal das große Ding drehen und dann für alle Zeit ausgesorgt haben. Das ist der Ausgangspunkt der Geschichte und die Charaktere sind in diesem Rahmen so gefangen, dass es ihnen unmöglich ist, aus ebendiesem zu fallen. Trotz der Wut von Bud (Marlon Brando) auf den sadistischen Schweinehund Leer (Richard Boone) und seiner Drohung, die Gruppe zu verlassen, schafft er es nicht, weil er einfach zielgerichtet handeln muss und keine Alternative hat. Selbstverständlich haben wir immer eine Alternative, aber im wahren Leben ist es manchmal so, dass man sich den rationalen Gründen verschließt und immer weitermacht, auch wenn die Eingeweide dagegen rebellieren. Genau diese psychische Komponente treibt die Bande an, immer weiter zu machen. Buds drogenabhängige Freundin macht es ihm dabei genauso schwer, wie der bereits erwähnte Leer und er pendelt emotional zwischen Entführer und Erziehungsberechtigten, stellt der Entführten gegenüber eine Vaterfigur dar, seinen Komplizen und seiner Freundin Vi ist er aber knallhart eingestellt. Dieses Verhalten beschwört eine Stimmung herauf, der man sich tatsächlich nur schwer entziehen kann, denn man spürt regelrecht, dass es eskalieren muss und es keinen Ausweg gibt. Dazu trägt, neben dern Intrigen der Schurken, auch der Fischer / Polizist bei, der immer wieder den Weg von Vi kreuzt… unter normalen Gesichtspunkten und der Fähigkeit rational zu handeln, hätte man den Coup einfach beenden sollen, aber wie gesagt: es ist die letzte Chance und man macht weiter bis zum bitteren Ende.

Die hoffnungslose und spannende Geschichte wird dabei still erzählt und durch die großartigen Bilder und Kameraeinstellung eindrucksvoll untermalt. Diese Bilder vermitteln ein Gefühl der Isolation und beschreiben die Stimmung, wie es Worte oftmals nicht können. Der Blick auf das leerstehende Strandhaus, der Blick auf den Parkplatz, die Nahaufnahme des Rolls Royce… all das schafft es, Atmosphäre zu kreieren.

Marlon Brando ist sicher nicht in der Hochphase seines kreativen Schaffens gewesen, als dieser Film gedreht wurde, aber er hat einfach eine Präsenz, die einen gefangen nimmt. Richard Boone hingegen sieht aus wie der väterliche Freund, bis er sein wahres Ich offenbart; diese Leistung fand ich beim Schauen sehr herausragend und Pamela Franklin als entführtes Mädchen hat eigentlich nicht viel zu tun außer weinen, jammern und rehäugig gucken.

Das Booklet von Marcus Stiglegger ist wieder ein Highlight und lässt einen Blick „Hinter die Kulissen“ zu und man erfährt viel über die katastrophale Beziehung zwischen Brando und Cornfield; die zeithistorischen Hintergründe in Bezug auf Kindesentführungen und auch Interpretationsmöglichkeiten zu dem kruden Ende bekommt man vorgeschlagen. Das Ende des Filmes ist beim ersten Schauen wirklich grenzwertig dämlich und schafft es in einer Minute den ganzen Film ad absurdum zu führen. Hätte man nach dem Showdown den Abspann laufen lassen, wäre das auch nicht verkehrt gewesen… im Nachgang und durch einen Denkanstoß von Herrn Stiglegger kann man dann herrlich philosophieren und plötzlich gewinnt der Film seine Tiefe zurück, die er durch das undurchsichtige Ende leichtfertig verspielt hat.

Fans des etwas anderen Thrillers / Psychogramms sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren. (chris)

Achtung! Der Trailer stammt nicht von der filmArt-Veröffentlichung! Die Qualität des Bildes ist also um einiges besser!