INTERVIEW, TOP THEMA

FEEDING FINGERS „KOSMOPOLITISCHE AVANTGARDE oder die Kunst der absoluten Hingabe“


Als ich mich damals, nach dem Genuss von „The Occupant“ dafür entschied, mich näher mit der Musik und dem Menschen dahinter zu beschäftigen, konnte ich nur ahnen, was dabei herauskommt. Angesichts der ausführlichen, tiefsinnigen und auch sehr persönlichen Antworten von Justin Curfman bleibt mir neben einem großem Dankeschön auch die Erkenntnis, jede Minute der Beschäftigung hat sich gelohnt und ich hoffe, dass ihr das Interview genau so interessant findet wie ich. (andreas)

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Wie hast du dich mittlerweile in Europa eingelebt und wo lagen die Gründe, die USA zu verlassen?

Zuerst, Andreas, möchte ich mich bei Dir bedanken, dass Du mich zu diesem Interview eingeladen hast und mich entschuldigen, dass es eine Weile gedauert hat, Dir zu antworten. Wir waren in den letzten Wochen auf Tour durch Europa und Großbritannien, was es mir erschwert hat, mich lange genug hinzusetzen und gut genug zu konzentrieren um Dir und den Lesern ein anständiges Interview zu geben. Dies ist mein erstes Interview für ein Musikmagazin komplett in Deutsch seit meinem Umzug von den USA nach Deutschland 2010.

Bevor wir anfangen, möchte ich noch auf einen weiteren Eindruck eingehen: Ich finde es interessant wie sich ein Großteil der Welt, wenn nicht sogar die ganze Welt, seit dem Beginn dieses Jahrhunderts internationalisiert hat. Zum Beispiel ich, ein Staatsbürger der USA mit einer Aufenthaltsgenehmigung in Deutschland, gebe Dir dieses deutsche Interview von einer Lobby in Prag aus, nur wenige Meter entfernt von der Charles-Brücke, wo ich neben einem jungen Herrn aus Pakistan, einer Dame aus Argentinien und zwei Mitarbeitern der Hostel-Belegschaft sitze, einer aus Rumänien und der andere, Überraschung, Überraschung, aus der Tschechischen Republik. Und wir sprechen alle einen kuriosen Mix aus Englisch und Deutsch mit einem Hauch Spanisch miteinander, während niemand der modernen amerikanischen Popmusik Gehör schenkt, die einer automatisiert-toten, kommerziellen Radio-Station entstammt, wie ein Geist, der aus Gute-Nacht-Liedern für die hoffnungslos Schwachsinnigen gemacht wurde.

Dann lass uns beginnen…..

Du hast mich gefragt, warum ich die USA verlassen habe. Es ist schwierig, diese Frage kurz zu beantworten, aber ich werde mein Bestes tun.

Nach der Veröffentlichung unseres zweiten Studioalbums, „Baby Teeth“, 2009, ist mir aufgefallen, dass ein großer Teil unserer Hörerschaft von östlich des Atlantiks zu kommen schien. Also habe ich mir gesagt, „Vielleicht sollte ich das, was ich tue, dort tun, wo der Appetit dafür wenigstens ein bisschen größer zu sein scheint.“
Also habe ich sofort danach meinen Fokus fast gänzlich darauf gelegt, Feeding Fingers nach Europa zu exportieren, während wir unterdessen als Vorbereitung für unsere Abreise nach Übersee noch Shows an der Ostküste der USA – New York, Miami, Atlanta, etc – gespielt haben.

Die erste Europa-Tour von Feeding Fingers habe ich damals mit Unterstützung unseres Chief Producers, Radio-Persönlichkeit und Post-Punk-Pioneer Jim „Coyote J“ Battan koordiniert. Darüber hinaus, neben unzähligen, anderen Dingen, begann die Wirtschaft in den USA zusammenzubrechen. Ich konnte keinen guten Grund finden, in den USA zu bleiben, von der physischen Trennung von Freunden und meinem Vater abgesehen. Das Land hat, und ich bin sicherlich nicht alleine mit dieser Meinung, seinen Glanz und sein Feuer vor langer Zeit bereits verloren.

Also habe ich beschlossen, dorthin zu gehen, wo meine Kunst und meine Musik wenigstens ein wenig mehr geschätzt werden und einen Versuch zu unternehmen, der tiefen, vieljährigen Flaute (oder sogar Depression) zu entkommen, mit der die USA konfrontiert war. Unglücklicherweise folgte mir der wirtschaftliche Rückschritt auch nach Europa. Aber ich habe hier weit mehr Arbeit, um den wirtschaftlichen Tiefschlag abzufedern als ich in den USA hatte. Zudem wurde ich zu einem Fremden in meinem eigenen Land. Als ich abwägte, realisierte ich, dass ich an den USA weder als Künstler noch als Mensch noch irgendein Interesse hatte.

 

Könntest du noch ein wenig über die aktuelle Besetzung erzählen und wie sich der Umzug auf die Band ausgewirkt hat?

Das Lineup von Feeding Fingers ist dasselbe seit November 2010. Es besteht aus mir selbst, meinem Schlagzeuger Daniel Hunt und meinem Bassisten Bradley Claborn. Daniel ist seit der Gründung der Band 2006 mit dabei, seit dem 14. September 2006, um genau zu sein. Und Brad spielt für die Gruppe seit 3.November 2010. Daniel und ich sind die Originalbesetzung, offensichtlicherweise. Brad ist nun unser dritter Bassspieler seit unserer Formation. Todd Caras war der erste Bassspieler unserer Gruppe. Er hat uns 2009 verlassen, kurz vor unserer ersten Europa-Tour. Kris Anderson war unser zweiter Basspieler. Er hat die Gruppe gleich nach der ersten Europa-Tour im März 2010 verlassen.

Mein Umzug hat sich auf die Band insofern ausgewirkt, als dass wir keinen regulären und konsistenten Tourplan aufrechterhalten können, aufgrund von der Entfernung und mangels finanzieller Mittel. Eine anständige Tour ist ein sehr teures Unterfangen, vor allem für eine Band wie wir es sind, ohne Unterstützung eines großen Labels und keiner umfangreichen Marketing-Strategie. Aber die Entfernung hat die Produktivität der Band nicht negativ beeinflusst. Ich schreibe normalerweise alleine, wie ich es immer getan habe, und bringe meiner Band diese dann bei für die Live Shows, wobei ich natürlich offen für ihre Interpretationen und ihre kreativen Inputs bin. Dies ist der Grund, warum die Songs sich in der Live-Version teilweise sehr signifikant unterscheiden von der Album-Version, das ist kein Zufall. Von diesem Standpunkt aus hat mein Umzug die Band quasi keinen Einfluss auf die Band.

Darüber hinaus habe ich das meiste meiner Zeit vom Mai 2010 bis zum Frühjahr 2013 damit verbracht, mich durch die Untiefen der berüchtigten deutschen Bürokratie zu wühlen um eine anständige Aufenthaltsgenehmigung zu erhalten, was Sprachkurse, Integrationskurse und vieles mehr beinhaltete…. Es ist also noch gar nicht so lange, dass ich nun ein respektabler, legaler Bürger in Deutschland und der Europäischen Union bin. Es war keine leichte Aufgabe. Es ist besonders schwer für Amerikaner, Japaner und Australier nach Deutschland zu immigrieren. Aber, ich habe es schafft. Und nun bin ich hier und bereite mich darauf vor, meine Staatsbürgerschaft entweder dieses oder nächstes Jahr ändern zu lassen. Ich werde meine amerikanische Staatsbürgerschaft aufgeben, um deutscher Staatsbürger zu werden – zumindest auf dem Papier.

Es ist momentan ein großes Gesprächsthema in unserem Lager, wie wir mit dem Problem der Entfernung bei Feeding Fingers umgehen sollten. Zur Zeit funktioniert das Ganze so, dass wir Touren entweder in Europa oder den USA buchen und dann, kurz zuvor, kommen meine Bandkollegen von den USA hierher zu mir, wo wir zusammen proben und dann zu den Shows fahren. Bei einer USA-Tour ist es natürlich andersrum, dann fliege ich in die USA und wir proben dort zusammen.

 

Du hast dir für „The Occupant“ drei Jahre Zeit gelassen. Welche Einflüsse waren in diesen Jahren prägend für das Album?

Für mich war es nur möglich, The Occupant zu schreiben und aufzunehmen, angesichts der signifikanten, kulturellen Umstellung, die mein Umzug nach Deutschland nach sich zog. In vielerlei Hinsicht habe mich durch meine tiefsten Abgründe gewagt während der Produktion in Deutschland und Österreich zwischen 2010 und 2013. Deswegen hat die Fertigstellung so lange gedauert.

Entscheidende Einflüsse für mich während der Zeit des Schreibens und Aufnehmens waren fast ausschließlich nicht-musikalischen Ursprungs. Während dieser drei Jahre kamen sie zumeist von Erfahrungen aus Reisen durch Europa und meiner Integration in eine neue Kultur. Ich hatte fast keine Zeit, irgendetwas zu lesen oder zu hören, abgesehen von dem Material der deutschen Sprachkurse oder Kinderbüchern.

Gleich der Opener wartet mit einer Überraschung auf, ein Text von dir wird von einem Sänger des Salzburger Knabenchors intoniert. Wie entstand die Idee und wie verlief die Zusammenarbeit?

Der erste Song, der für The Occupant geschrieben wurde, war „Where the threads are the thinnest“, welches in meiner Wohnung in Köln im Sommer 2010 entstand. Den zweiten Song, „Inside the body of an animal“, habe ich im darauffolgenden Jahr während meiner Zeit in Ingolstadt geschrieben. Nach der Komplettierung dieser beiden Songs bin ich einen schritt zurückgetreten um mir eine Meinung zu bilden. Ich befürchtete, dass ich mir nicht erlaubte, mich außerhalb dessen zu bewegen, was ich mit den drei Alben davor für Feeding Fingers produziert hatte. Ich hatte Angst, mich wieder in die gleiche, gewohnte Richtung zu bewegen. Denn zugegebenermaßen hätten diese beiden Songs problemlos auf unserem dritten Studioalbum, „Detach me from my head“, zu finden sein können.

An diesem Punkt beschloss ich, mit allem Gewohnten zu brechen. Aus irgendeinem Grund begann ich, viele Kinderlieder und Propagandamusik aus den frühen 20er Jahren zu hören, und ich fand die Ähnlichkeiten der beiden sowohl interessant als auch beunruhigend. Es war ungefähr zur gleichen Zeit, dass ich die Songs „Once upon a time there was a pretty fly“ wiederentdeckte, geschrieben von Walter Schumann und Davis Grubb für den 1955 erschienenen Film „Night of the Hunter“, welche ich seit meiner Kindheit nicht mehr gehört hatte. Dies hat dazu geführt, mir andere Songs wieder zu Gemüte zu führen, wie zum Beispiel „Oh Willow Waly“ von George Auric aus dem Film „The Innocents“ im Jahr 1961 und „Who’s afraid of the big bad wolf“ von Frank Churchill und Ann Ronell für den Disney Cartoon „Three Little Pigs“ (1933). Diese drei Stücke hatten einen sehr großen Einfluss auf mich, als ich ein Kind war, und als ich sie wieder neu für mich entdeckte als Erwachsener, hatte ich das Gefühl, dass sie mich immer noch auf eine seltsame Weise berührten.

Dies hat mich dazu veranlasst, etwas schreiben zu wollen, das meinem Empfinden nach als etwas wie eine Komplettierung oder Begleitung für diese Songs dienen könnte, hervorgebracht aus meiner eigenen ugly little psyche. Zusätzlich sollte das Element des Fremden offensichtlich werden, der sich in eine neue Sprache einfügt und der zu gewissem Grad automatisierte Surrealismus, der damit einhergeht. Dass das Gehirn neue textuelle, metaphorische und symbolische Assoziationen mit einer ungewohnten Sprache bildet um sie als Ausdrucksmittel zu verwenden.

Die Melodie zu dem Song „Ein Waltzer für eine Spieluhr“ schrieb ich während meines ersten Aufenthalts in Prag im November 2012. Diese Busfahrt unternahm ich um die sehr umfangreiche Ausstellung von Werken des tschechischen Künstlers und Filmmacher Jan Svankmajer zu besuchen. Zudem besuchte ich eine außergewöhnliche Ausstellung im Czech Museum of Music, in welcher jahrhunderte-alte Musikautomaten aus allen Ecken der Welt zu betrachten waren. Die Melodie kam mir im Bus auf dem Weg zurück nach Bayern.

Kurz danach erhielt ich ein Weihnachtsgeschenk von einem sehr engen Freund aus Miami, eine Teanola, eine Lochkarte mit einer handgetriebenen Musikbox von einem Händler aus Großbritannien, für welche ich selbst die Löcher gemäß der Musiknoten in ein Stück Papier stanzte und die dann per Hand gekurbelt und in der Musikbox abgespielt wird. Die Instrumentalversion dieses Songs wurde zu „Waltzer für eine Spieluhr“, welches der letzte Titel auf The Occupant ist. Da ich nicht vollkommen zufrieden war damit, dass das Stück nur eine einfache Instrumentalversion war, habe ich beschlossen, dass ich mich bereit fühlte, meinen ersten Text auf Deutsch zu schreiben. Ein paar Wochen später, als ich in der Lobby einer Psychiatrie in München (die Gründe hierfür sind weit nicht so delikat, wie man zuerst denken würde) mehrere Stunden damit verbrachte, auf jemanden zu warten, kam mir auf einmal die erwartete Inspiration. In dieser Lobby habe ich den Text zu „Eine Einladung in ihr Gesicht mit Liebe geschnitzt“ in einem Durchlauf geschrieben, und ich wusste sofort, dass der Text von einem Jungen gesungen werden sollte. Und aufgrund meiner Nähe zu Salzburg, kam mir der Gedanke, warum nicht ein Mitglied des Salzburger Knabenchors? Wer könnte es besser?

Am nächsten Tag kontaktierte ich die Dirigenten, Lehrer und Leiter aller Knabenchöre in Salzburg und der umliegenden Region. Von einem Herrn namens Wolfgang Götz, Direktor der Salzburger Festspiele und des Theaterkinderchors, bekam ich eine ziemlich rasche und begeisterte Antwort. Er legte mir nahe, einen außergewöhnlichen Solisten des Knabenchors zu kontaktieren, einen Jungen namens Jonas Binder. Ich nahm seine Empfehlung sehr ernst und kontaktierte sofort die Mutter von Jonas.

Jonas und seine Mutter machten sich über das Internet ein Bild von Feeding Fingers, was mich etwas nervös machte. Doch zu meiner Überraschung baten mich die beiden, ihnen doch die Demoversion des Stücks zu schicken, damit Jonas sich damit vertraut machen und üben konnte, während ich ein baldiges Treffen im Musikum in Salzburg arrangierte.
Innerhalb eines Monats konnte ich mir einen Raum für die Aufnahmen mit Jonas im Musikum sichern. Ich traf schon sehr früh ein an diesem Tag, um Mikrophone, Notationen, Klaviere, etc aufzustellen. Ich erwartete einen sehr langen, frustrierenden Tag voller Sprachbarrieren und anstrengenden kindlichen Enthusiasmus, aber ich lag vollkommen falsch.

Es klopfte an der Tür meines Raums im Musikum. Ich öffnete die Tür und fand einen kleinen, 12jährigen Jungen mit breitem Grinsen und Begeisterung neben seiner Mutter stehen, die seine Fröhlichkeit teilte. Jonas schüttelte meine Hand und fragte sofort: „Darf ich auf diesen zwei Klavieren spielen?“ Er sprang auf und begann, auf einem der beiden Klaviere, die ich für unsere Aufnahmen gemietete hatte, ein Arsenal an moderner, amerikanischer Popmusik herauszuhauen. Jedoch spielte er die Stücke mit solch einem Geschick, wie es ihm nur Konzertpianisten in ihren frühen Zwanzigern hätten gleichtun können. Ich hatte solch eine Energie und Lebensfreude jahrelang in niemandem gesehen. Jonas‘ Anwesenheit schürte die Aufnahmen an diesem Nachmittag und machten die Arbeit mit ihm zu einem wahren Vergnügen.

Wir arbeiteten so, dass ich die Melodie für den Song auf dem Klavier für Jonas spielte, in Sektionen, und er sich den Gesangsverlauf Stück für Stück einprägte. Dann versuchten wir zusammen einen Weg zu finden, wie es für ihn am besten funktioniert, den Text silbenweise aufzuteilen. Natürlich war Jonas‘ Englisch sehr rudimentär und mein Deutsch war weit entfernt von perfekt.

Dementsprechend kommunizierten wir miteinander durch einen Mix aus Deutsch und Englisch während dieses Nachmittags, mit der gelegentlichen Hilfe einer sehr engen, deutschen Freundin, die als zweisprachiger Mediator fungierte, immer wenn ich meine Grenzen mit der deutschen Sprache und Jonas seine Grenzen mit der englischen Sprache erreichte. Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis für uns beide, da bin ich mir sicher – in gewisser Weise, wie in einem Traum.

 

Ein weiteres, markantes Merkmal sind die Titel der Songs (z.B. „Paper Dolls would eat glass for us“ „Inside the Body of an animal“). Wie siehst du die Beziehung Titel-Text und wie kommst du auf derartige spannende, dennoch schräge Titel?

Es ist schwierig für mich, diese Frage zu beantworten. Ich weiß nicht genau, wie es dazu kommt, diese Frage wurde schon von vielen Musikjournalisten, Hörern und literarischen Enthusiasten gestellt. Ich weiß nicht, wie ich diese Frage beantworten soll. Ich weiß nicht, woher ein Großteil meiner Texte kommt. Aber es ist auch nicht ganz wie automatisiertes Schreiben. Was ich tue, enthält natürlich Spuren der surrealistischen oder Avant-Garde-Tradition, aber nichts hat „Intention“. Ich schreibe nie mit einem Ziel vor Augen, ich habe einfach den Wunsch, das Gefühl, in mich zu gehen und dann habe ich auf einmal einen Text. Ich würde sagen, das Meiste meiner Themen bei Texten mentalen Bildern entstammen, und die Texte eben die beste Abbildung dessen sind, was ich sehe, natürlich ein bisschen verschönert und mit der Melodie und dem Transfer im Hinterkopf. Viele meiner Texte schreibe ich während Spaziergängen, wo ich mit mir selber spreche bis ich gefunden habe, wonach ich suche. Ich bin mir sicher, dass es ziemlich unterhaltsam sein muss für andere Spaziergänger. Darum ist Schreiben für mich solch ein langer und manchmal quälender Prozess. Darüber hinaus finde ich, dass es bereits soviel Musik und Literatur gibt auf dieser Welt und dass ein Künstler deswegen besonderen Wert darauf legen sollte, zu vermeiden, etwas zu sagen was bereits Millionen Male gesagt wurde.

Er sollte neue Umsetzungen finden.

Kannst du ein wenig mehr über die Texte erzählen, wie sie entstehen, wo deine Inspirationsquellen liegen?

Diesbezüglich muss ich dich leider auf einen anderen Zeitpunkt vertrösten, Andreas, ich entschuldige mich vielmals.

 

Lernst du dich im Verlaufe von „I Am No One That I Know“ noch kennen?

Ich glaube nicht. Ich denke, wenn ich es getan hätte, gäbe es keinen wirklichen Grund, weiterzumachen. Ist das nicht wahr für uns alle? Ich hoffe es doch. Für mich sind Zufriedenheit und Tod synonym.

 

Wenn man Bezeichnungen nimmt wie philosophisch, sozialkritisch, psychologisch, avantgardistisch. Wo würdest du deine Texte einordnen und warum?

Ich würde sagen, dass das was ich schreibe, kaum eine Übung in sozialer Kritik sein soll. Wenn es das doch sein sollte, auf irgendeine Art und Weise, dann versichere ich, dass dies nicht gewollt ist. Kritik an der Gesellschaft sei besser Gesprächen und dem Aktivismus überlassen – richtigem Aktivismus, nicht, wenn man auf Facebook etwas „liked“ oder „disliked“. Wenn ich ehrlich bin, empfinde ich soziale Kritik in der Kunst meist eher feige und passiv aggressiv. Ich bevorzuge in dieser Hinsicht einen Standpunkt von aktiver Aggression. Natürlich gibt es eine Vielzahl sehr einflussreicher Beispiele von Gesellschaftskritik in der Kunst, aber in den meisten Fällen finde ich diese eher zurückhaltend und denke, sie wären auf den Straßen besser aufgehoben als auf einer Leinwand irgendwo in einer Gallerie, die fast niemand jemals besuchen oder ernst-nehmen wird, oder?

Es ist schon viel zu lange, dass Künstler im Besonderen zu zaghaft gegen Politiker, etc vorgehen und ich denke, dass wir uns einer Zeit nähern, wo die Ratten in aller Tatsächlichkeit ausgeräuchert werden müssen. Alle. Wir leben im 21. Jahrhundert und haben zu jeder Zeit Zugang zu einem Großteil menschlichen Wissens durch unsere Handys und doch leben wir immer noch mit und tolerieren Statismus, was meiner Meinung nach ein sehr peinlicher Makel in der Entwicklung der Menschheit ist.

Lass mich kurz durchatmen und wieder zum Thema zurückkehren….

Was ich schreibe, bewegt sich mit Sicherheit weit mehr in den Bereichen des Psychologischen und der Avant-Garde, als irgendwo anders.

 

Wenn man sich das Gesamtkonzept von Feeding Fingers ansieht, die Texte, die Videos, die Arbeit mit dem Knabenchor, Cover Artwerk usw. könnte man von einem avantgardistischen Gesamtkunstwerk reden. Wie siehst du die Philosophie von Feeding Fingers?

Die Philosophie von Feeding Fingers…. das ist schwierig, zu sagen. Ich stimme Dir zu, dass unser gesamter Katalog wahrscheinlich als ein einziges, komplementäres, künstlerisches Werk mit einem definitiven Einschlag im Avant-Garde und einer offensichtlichen Empathie für Pop gesehen werden kann. Jedoch, als tatsächliche Philosophie….. Ich denke, dass ich daran immer noch selber arbeite. Ich bin mir nicht ganz sicher, wie ich das momentan beantworten soll, Andreas. Was ich Dir sagen kann, ist, dass unser kommendes, fünftes Album zweifellos einen Aufbruch vom Feeding Fingers Katalog sein wird. Es wird dort weitermachen, wo The Occupant aufgehört hat, oder vielleicht sogar gescheitert ist. Vielleicht wird es sogar Teil des fünften Albums werden, eine Art von „Philosophie“ zu finden. In gewisser Hinsicht hoffe ich das selber, denn ich würde mir selbst etwas mehr Klarheit darüber wünschen, ich würde gerne verstehen, warum ich dies tue. Oder auch nicht.

 

 

Du machst melancholische Musik und schreibst Nachdenklich machende Texte. Du lädst quasi in einer schnelllebigen Zeit zum Innehalten an. Wie siehst du, in beiderlei Richtungen, die Spiegelung Umwelt vs. Feeding Fingers?

Diese Frage finde ich sehr interessant, Andreas. Du belässt es definitiv nicht bei Oberflächlichkeiten mit mir, oder?

Bezüglich meiner Reflektion der Umgebung durch das Spektrum von Feeding Fingers….
Ich kann nicht sagen, dass unser Material eine „direkte“ Reflektion ist. Wenn überhaupt, finde ich, dass meine Umwelt quasi aufgesaugt wird in mein Nervensystem, dort püriert und dann wieder zurückgegeben wird, in solchen kuriosen kleinen Vermischungen von Text und Sound, mit einigen dieser Teilstücke meiner Umwelt immer noch intakt und dort hängend, wie alte Photos eines Familienmitglieds dessen genaue Verwandtschaftsbeziehung einem unklar ist, man aber weiß, dass es auf irgendeine Weise aber Familie ist – wenn das auch manchmal nichts Gutes ist.
Und bezüglich der Interaktion….

Ich muss zugeben, dass ich nicht glaube, dieses Thema sehr genau im Kontext mit Feeding Fingers durchdacht zu haben. Allerdings habe ich das Gefühl, dass unsere Tour im letzten Monat ein Erlebnis war, das ich immer noch verarbeite. Vor allem angesichts unserer Zeit in Polen, Holland und den Niederlanden und angesichts einiger absolut lebensverändernder Dinge, die mir in den letzten beiden Jahren passiert sind, sowohl positiv als auch negativ, bekomme ich den Eindruck, dass ich mich damit auseinandersetzen muss und die Auswirkungen in meine Arbeit einfließen lassen sollte.

 

 

Vor einem Jahr erschien mit „The Voice….“ ein illustriertes 54seitiges Textbuch. Wie siehst du diese Veröffentlichung im Gesamtkontext von Feeding Fingers?

Ich weiß nicht, ob ich die Publikation dieses Buches als „Teil“ des Feeding Finger Canons sehe. Ich war lange Zeit widerwillig, unsere Texte zu veröffentlichen, weil ich sie als alleinstehende Einheit als „am Thema vorbei“ empfand. Ich sehe die Texte zu unseren Songs nicht als trennbar von der Musik an. Das ist der Grund, warum keine unserer Texte in unseren CDs oder in Bildern auftauchen. Es war meine Entscheidung, sie nicht zu veröffentlichen. Aber wir haben konstant Anfragen von unseren Hörern erhalten, die nach den Texten gefragt haben, aufgrund ihrer surrealen Natur, da diese zur Missinterpretation verleitet, was ich selbst sehr vergnüglich finde. Aber da der Großteil unserer Hörerschaft keine englischen Muttersprachler sind, kann es sehr frustrierend sein und nicht möglich, diese voll zu genießen. Also habe ich beschlossen, die Texte für jedermann zugänglich zu machen, als Zeichen unserer Wertschätzung unserem Publikum gegenüber.

 

Du hast des Öfteren mit dem Künstler und Animator Steven Lapcevic zusammengearbeitet. Hast du ihm freie Hand gelassen, bei der visuellen Bearbeitung deiner Musik?

Ja, genau das habe ich. Steven ist mir sehr ähnlich in der Hinsicht, dass er auch ein Künstler ist, der sich von seiner Intuition leiten lässt. Darum gebe ich ihm 100% absoluten Freiraum zu interpretieren und seinen Eindruck der Musik, für die er die Videos erstellt hat, zu vermitteln. Ich glaube an ihn als Künstler, darum mische ich mich nicht in seine Vision ein. Darüber hinaus ist seine Arbeit etwas, auf das ich mich freuen kann. Ich bin sehr wenig involviert in unsere Musikvideos, ich will der Kreativität der Filmmacher nicht im Weg stehen. Manchmal will ich auch immer wieder aufs Neue überrascht werden!

 

Die Videos erinnern in ihrer Surrealität ein wenig an Salvador Dali. Wie würdest du sie beschreiben?

Es ist sehr schwierig für mich, Stevens Arbeit zu beschreiben. Wir haben sehr viel Zeit zusammen in New York, Prag, Salzburg, München und sonstwo verbracht, sowohl als Partner in der Kunst als auch als Freunde. Wir haben uns also gegenseitig sehr gut kennengelernt. Er ist einer meiner engsten Freunde. Aber wie ich bereits sagte, sind er und ich beide vor allem Künstler mit Intuition. Darum ist es wahrscheinlich sehr sinnlos, eine Beschreibung oder Erklärung über seine Arbeit finden zu wollen. Ich selber kann es nicht. Wenn überhaupt, kann ich mich an ein Zitat erinnern, das ich einmal irgendwo von einem Filmkritiker gelesen habe, der Stevens Animationsarbeit auf eine sehr pragmatische Weise als etwas beschrieben hatte, das an „Monty Python aus der Hölle“ erinnerte. Diese Aussage blieb mir im Gedächtnis und ich verweise oft auf sie, wenn ich nach Stevens künstlerischer Arbeit gefragt werde.

 

Gab oder gibt es die Idee mit ihm oder anderen einen etwas längeren Film zur Musik von Feeding Fingers zu drehen. Etwas in der Art von Pink Floyds „The Wall“?

Ich habe oft über die Möglichkeit nachgedacht, so etwas wie ein Feeding Fingers Musik Video Album zu machen. Es wäre wohl im Bereich der Animation, mit Leuten wie Steven, Robert Morgen, mir selbst und anderen, die daran mitarbeiten würden. Der Gedanke ist sehr verführerisch und wenn die Finanzen es jemals zulassen, dass ich daran Vollzeit arbeiten könnte, würde ich keine Sekunde zögern. Der Gedanke gelüstet mich sehr. Wir werden sehen, was passiert….

 

Wo würdest du rückblickend die wichtigsten Momente von Feeding Fingers in den fast 10 Jahren des Bestehens sehen?

In gewisser Weise waren die Anfänge der Gruppe bereits in den späten 1990ern, als ich noch in der High School war in den USA. Während dieser Zeit, als Teenager, habe ich fast all meine Zeit der Stop-Motion-Animation gewidmet und ich schrieb daneben Musik, um sie als Soundtrack für die verschiedenen Filme zu nutzen, an denen ich damals gearbeitet habe. Dementsprechend würde ich sagen, dass der wichtigste Moment von Feeding Fingers während dieser Zeit in meinem Leben angesetzt werden müsste. In einem ländlichen Vorort von Atlanta, Georgia, im verlassenen, fast hundert Jahre alten Bauernhaus meiner zu dem Zeitpunkt bereits gestorbenen Urgroßmutter, fand ich die Isolation und Privatsphäre, nach der ich mich sehnte und die ich suchte als junger Künstler, der versuchte, herauszufinden, was er machen will – was ich erkunden will. Mein Spielhaus ist seitdem abgerissen und zerstört worden, es blieb nichts davon zurück außer ein einsamer Brunnen und zwei Morgen mit wildem Gras.

Ein weiterer wichtiger Moment in unserer Geschichte ist der Krankenhausaufenthalt und schlussendlicher Tod meiner Großmutter, Mary, im Jahr 2005. Sie hatte ihre eigenen musikalischen und kreativen Ambitionen aufgegeben, um sich in eine versklavende Ehe mit einem außerordentlich gewalttätigen Alkoholiker und Ex-Marine zu begeben. An ihrem Sterbebett im Krankenhaus hat sie mich angefleht, dass ich alles in meinem Leben mit absoluter Hingabe tue, egal, was es mich kostet. Ich halte das Gedenken an diese Frau sehr in Ehren, denn ohne sie hätte ich meine Kindheit damit verbracht, von einer Pflegefamilie zur nächsten zu wandern.

Im Bezug auf wichtige Momente der Band als Trio, würde ich sagen, dass einer davon unser erster Gig im November 2006 war, als wir einen guten Freund von mir, Multi-Instrumenalist Jeffrey Bützer unterstützt haben. Es war sehr bedeutsam für uns. Durch diese Show habe ich realisiert, wieviel mehr Musik ist, als nur Schreiben, Aufnehmen und Spielen. Von diesem Zeitpunkt an habe ich angefangen, Beziehungen zu Leuten aufzubauen, wie zum Beispiel mit einer Freundin von mir, Sharron von Hoene von der Band Cinetrope und Rabbi Patrick Aleph Beaulier, die mir bis zum heutigen Tag noch sehr nah sind, eher Familie als nur Freunde, nur einen Ozean entfernt. Im Gegensatz dazu sind die Freunde aus meiner Kindheit komplett verschwunden oder sie hatten angefangen, mich dafür zu verachten, dass ich kein richtiger „Erwachsener“ geworden bin – in anderen Worten, ein versklavt in Schulden und Fruchtbarkeit.

Ein weiterer, großer Moment in unserer Historie als Band dient ein bisschen als Validierung für den „Schmetterlingseffekt“. Wir haben einen sehr guten Freund aus Holland, namens Paul Tetteroo, den ich zu diesem Zeitpunkt auch fast Familie nennen würde, welcher Inhaber eines Musikvertriebs in Hollands ist, „Sounds for Sure“. Paul hatte Potenzial im „Wound in Wall“ Album gesehen, welches damals als partnerschaftlich mit meiner Firma, Tephramedia, und einer weiteren Firma in Atlanta veröffentlicht wurde, nämlich Stickfigure Recordings (Inhaber hier ist ein weiterer Freund von mir, Gavin Frederick, eine sehr bedeutende Person in unseren frühen Tagen bei Feeding Fingers). Paul vertrieb „Wound in Wall“ durch seine Firma in Holland. Von ihm kaufte unser heutiger Chief Producer, Jim „Coyote J“ Battan (The Edge Radio) das Album „Wound in Wall“ und ließ es zu sich nach Hause , nach Birmingham Alabama, liefern. Coyote J hatte anfangs angenommen, dass Feeding Fingers eine europäische Band waren. Als er jedoch die CD in der Post erhielt und sich den Druck durchlas, realisierte er, dass wir tatsächlich aus Atlanta, Georgia (zum damaligen Zeitpunkt) kamen. Wir waren beinahe Nachbarn. Er war schockiert. Wie sich herausstellte, war er gerade zu der Zeit damit beschäftigt, ein Musikfestival in Birmingham, Alabama, namens „Edge Fest“ zu organisieren, was für ihn eine Art Abschiedsfeier sein sollte, da er die Welt des kommerziellen Radio verlassen wollte.

In diesem Zusammenhang hatte er IAMX engagiert, die von Deutschland herfliegen sollten um Headliner bei diesem Festival zu sein und das amerikanische Publikum mit ihnen bekannt zu machen. Er kontaktierte mich daraufhin und engagierte auch Feeding Fingers, als Support Act für IAMX. Von da an hat sich unsere Beziehung zu Coyote J zu einer karriere-überdauernden Verbindung entwickelt, sowohl auf geschäftlicher als auch auf freundschaftlicher Ebene. Ohne ihn hätte es Feeding Fingers nach der Veröffentlichung von Baby Teeth im Jahr 2009 vielleicht gar nicht mehr gegeben. Ausgehend von seiner Zuneigung und Hingabe für die Weiterentwicklung der Band und für mich als kreatives Individuum, haben wir weitere Beziehungen zu Leuten kultiviert, wie zum Beispiel mit unserem Manager David I. Nunez und unserer Co-Produzentin und Schutzengel Dana Culling – und daneben gibt es noch hunderte weitere Menschen, denen das Projekt seine Langjährigkeit zu verdanken hat, die es soweit genossen hat. Und die einzige Art, wie ich diesen Menschen danken kann, ist, indem ich weitermache und immer härter arbeite, gerade wenn Rückschläge kommen – sogar mit Fäusten und Spießen, wenn es sein muss. Was ist nicht signifikant?

 

Du hast kürzlich in Warschau mit der Post Punk Legende AUSGANG gespielt und im April geht es zum legendären Whitby Festival nach England. Welche Bedeutung haben für dich diese Auftritte, die vom Ort und von der Band her schon etwas besonderes sind?

Diese Auftritte, wie all unsere Auftritte, sind mir unglaublich wichtig. Für mich gibt es keine Unterschiede in ihrer Wichtigkeit, größere Konzerte sind nicht mehr oder weniger wichtig für mich als kleinere. Für mich ist die Hauptsache, dass wir all unsere Shows mit Ehrlichkeit und kreativer Integrität spielen. Und ich finde, dass das Publikum das sehen kann. Die zwei Beispiele, die Du hier nennst, Warschau und Whitby, waren zwei der unfassbarsten Erfahrungen meines Lebens allgemein, nicht nur aus der musikalischen oder professionellen Perspektive. Warschau im Speziellen ist ein sehr besonderer Ort für Feeding Finger. Ein heiliger Ort, wenn ich das im Vertrauen sagen darf.

Bezüglich Whitby, die Stadt fühlt sich für mich an, als wäre sie aus einem Traum gebaut worden und die Menschen dort, Martin Oldgoth Coles und seine Frau, Brigitte, sind mitunter der nettesten Menschen, die ich in der Sphäre meiner Musikkontakte kennengelernt habe. Tu Dir einen Gefallen, Andreas, und lies dieses 1909 erschienene Buch in seinem deutschen Original, „Die andere Seite“ („The other Side“, für unser englisches Publikum). Das Buch wurde von einem ziemlich bekannten österreichischen Künstlern namens Alfred Kubin geschrieben. Lies seine Beschreibungen über die fiktive Stadt „Perle“ und vielleicht wirst du verstehen, was ich meine.

 

Sind Live Auftritte für dich nicht eine enorme Belastung. Neben dem Gesang übernimmst du auch die Keys und die Gitarren?

Live-Auftritte sind in keinerlei Hinsicht eine Belastung für mich. Die Logistik dahinter, Tour Booking, Reisen, Promotion und Finanzen sind die einzigen wirklichen Belastungen dabei. Die Auftritte selber sind Gründe, warum ich mit Feeding Fingers überhaupt weitermache. Ja, ich habe mehrere Aufgaben während unserer Konzerte, ich singe, spiele Gitarre, Keyboard und manchmal auch Bass, aber ich löse mich in diesen Aufgaben auf. Darum sind meine Augen auch geschlossen während der meisten unserer Shows. Ich löse mich auf. Es gibt keine Belastungen, nur Kabel.

 

2011 erschien dein erster Roman „Wrecker“, könntest du ein wenig über Thematik erzählen und ein wenig darüber sinnieren, wie sich abgesehen vom Umfang, das Schreiben von Literatur und das Schreiben von Texten unterscheidet?

„Wrecker“ ist ein semi-autobiographischer Roman, welcher, wie ich nach erneutem Lesen vor kurzem festgestellt habe, eine Ansammlung quasi-fiktiver Vignetten zu sein scheint, die in ein Ganzes zusammengebunden anscheinend mein Alter Ego während meiner Kindheit, Eric, repräsentieren. Der Inhalt des Buches ist inspiriert von meinen Erlebnissen als Kind, wo ich in einem außerordentlich dysfunktionalem, „broken“, Haushalt in tiefen Süden der USA aufgewachsen bin, wo wir in den 1980ern von Sozialhilfe und Lebensmittelmarken lebten.

Literarisches Schreiben ist für mich ein fast vollkommen anderer Prozess und Erfahrung als das Schreiben von Musiktexten. Ersteres ist viel flüssiger, nachdenklicher und analytischer. Es fühlt sich für mich sehr therapeutisch an. Bei Musiktexten ist das allerdings anders…. diese zählen für mich nicht wirklich zur „Schreiberfahrung“. Mir ist klar, wie esoterisch sich das anhören muss. Aber Musiktexte kommen mir einfach in den Sinn, ich schreibe sie nicht wirklich, ich nehme sie eher auf mit dem Stift und dem Mikrofon, wie sie mir passieren. Beim literarischen Schreiben sitze ich aber tatsächlich vor einem Wordprogramm oder vor einem Tagebuch mit Stift in der Hand, und ich setze mich hin um zu schreiben. Im Gegensatz zu Lyrics, wo ich manchmal sitze, manchmal spazieren gehe, mich manchmal in einem Meditationszustand oder sogar Trancezustand befinde, und ich auf Papier aufzeichne, was mir in den Sinn kommt. Danach forme und gestalte ich das Aufgeschriebene, damit die Silben und die Melodie, welche ich davor geschrieben habe in ein Musikstück zusammenfließen. Die Musik kommt immer zuerst. Ich manipuliere manchmal den Originaltext auch im Nachhinein, wenn ich das Gefühl habe, dass es eine gewisse Art von Subtext gibt und dieser noch ein wenig mehr ergründet werden könnte. Aber das kommt selten vor.

Kurz gefasst denke ich, dass Literatur von mir kommt, während Liedtexte durch mich kommen. Ich hoffe, ich habe Dich jetzt nicht verloren….

 

Wie würdest du deine Ziele für die nahe und ferne Zukunft formulieren?

Ich bin einer von diesen Menschen, die Listen mit Zielen machen, um sicherzustellen, dass ich nichts vergesse und dranbleibe, tut mir leid. Meine Ziele für die nahe Zukunft sind eine Tour durch Nordamerika im Oktober diesen Jahres und dann die nächsten eineinhalb Jahre danach exklusiv am fünften Studioalbum, das bis jetzt noch namenlos ist, von Feeding Fingers zu arbeiten. Dies werde ich tun während ich mich in diesen achtzehn Monaten in Deutschland, Österreich, Kroatien, Montenegro, Polen, der tschechischen Republik, Holland, Großbritannien, Kanada und den USA herumtreibe, sowohl privat als auch mit Musikkollegen. Darüber hinaus werde ich ein zukünftiges, viertes Mitglied von Feeding Fingers in Salzburg unterrichten, was mich besonders freut. Ich kann noch nicht sagen, um wen es sich handelt, aber ich kann sagen, dass sie uns im Bereich der Synths und des Keyboards bereichern und uns auch ihre Talente am Cello und der Geige zur Verfügung stellen wird, was mir einige Aufgaben auf der Bühne abnimmt und auch für eine neue, reichhaltigere Dynamik in unserem Live-Sound sorgen wird. Zusätzlich werde ich auch zu meiner ersten großen Liebe zurückkehren, der Stop-Motion Puppen Animation, um an einem anständigen Musikvideo zu arbeiten, das unseren Release unterstützen soll. Vielleicht werde ich auch ein bisschen öfter in kleineren Örtlichkeiten im Raum Europa spielen, mit akustischen und semi-akustischen Sets, um unser neues Mitglied quasi anzulernen.

Im Bezug auf weiter entfernte Ziele – wir werden eine umfassendere Tour zusammenstellen im Zuge unseres fünften Albums, welche natürlich Europa und Nordamerika abdecken soll, aber wo ich auch schauen will, ob wir mit unseren Ellbogen auch in Gegenden vorstoßen können, die wir noch nicht ergründet haben, wie zum Beispiel Südamerika, China, Japan oder Eurasia.

Darüber hinaus habe ich noch viele entfernte Ziele, die nichts mit Feeding Fingers zu tun haben, aber die werde ich erst angehen, wenn das fünfte Album und die dazugehörige Tour abgeschlossen sind. Ich werde einen zweiten Roman schreiben und endlich einen Stop-Motion Animationsfilm in voller Länge produzieren, ich will außerdem ein bisschen mit dem Medium Theater experimentieren und an einigen anderen Dingen arbeiten, bei denen mir unser Publikum hoffentlich folgen wird. Man wird sehen…

 

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English Version: 

Since you have now settled in Europe, what reasons did you have for leaving the U.S.?

First of all, Andreas, I would like to thank you for inviting me to do this interview with you and I apologize for having taken so long to get back to you. We have been on tour through Europe and Great Britain for the past seven weeks, making it rather difficult for me to sit still long enough or to concentrate well enough to give to you and your readers a decent interview. This is my first music magazine interview done entirely in German since my move to Germany from the United States in 2010. So, it would be nice of you to tell me afterward how you feel my German-language skills are coming along after four years of study and integration into the culture. I would appreciate that.

Before we get started here, just to give everyone some impression of place, I find it interesting how culturally integrated much, if not most, of the world has become since the beginning of this century. For example, I, a citizen of the United States with a residence permit for Germany, am doing this interview with you, in German, now from the lobby of a hostel in Prague, just a couple of meters away from Charles Bridge, where I am seated next to a fellow from Pakistan, a lady from Argentina and two members of the house staff, one of whom is from Romania and the other, surprise-surprise, is from the Czech Republic. And we are all speaking some curious mixture of English and German to one another with just a splash of Spanish.

So, let’s get started then…

You’ve asked me why I left the United States. That is a difficult question for me to answer in short form. But, I will do my best.

I noticed in 2009 after the release of our second studio album, Baby Teeth, that the broad majority of our listener base was coming from the eastern side of the Atlantic. So, my little brain said to me, „Maybe I should be doing what I do where there seems to be at least a bit more of an appetite for this.“

Immediately after the release of Baby Teeth, I shifted my focus almost entirely on exporting Feeding Fingers to Europe, while in the interim, playing shows on the east coast of the United States – in New York, Miami, Atlanta and so on, to prepare for our departure overseas.

I then coordinated Feeding Fingers‘ first European tour with the support of our chief producer, radio personality and post-punk pioneer, Jim „Coyote J“ Battan.

Beyond that, among countless other things, the US economy was beginning to collapse. And aside from the physical separation of myself from my friends and my father, I could find no strong reason to remain in the United States. The country, for me at least, and I don’t feel that I am alone here when I say this, lost its luster a very, very long time ago.

So, I decided to go where my art and music were at least a bit more appreciated and in the process, make an attempt to escape the rather deep, multi-year recession the United States was facing. Unfortunately, the recession followed me to Europe as well! But I have far more work here to keep me busy and to cushion the economic blow than I had in the United States. Additionally, I had become a bit of a stranger in my own country. When I sized it up, I realized the States held virtually no interest for me as an artist, or as an individual any longer. So, I packed it all up, wrote „I Promise to Build You aMachine“ and said, „good-bye“.

Could you tell us a bit about your current occupation and how the move has affected the band?

The current Feeding Fingers roster is the same lineup that has been in place since November 2010. That being myself, my drummer Daniel Hunt, and my bassist Bradley Claborn. Daniel has been with me since the formation of the band in 2006. He has played drums for Feeding Fingers since September 14, 2006, to be exact. And Bradley has been playing bass for the group since November 3, 2010. Daniel and I are the two original members, obviously. Bradley is the group’s third bass player since our formation.

My move affected the band in that we have been unable to maintain a consistent touring schedule, due to distance and matters of finance. A proper tour is a very expensive undertaking, especially for a band like us with no major label support and no proper marketing pigeonhole to crawl into. But the distance has not affected the material output of the band. I generally write alone, as I almost always have. I then teach my band how to play our songs in a live setting. Of course I open myself to their own interpretations and creative contributions for each piece, which is why our live sets differ quite significantly from the material on record. This is no accident. So, from that end, my move has affected the band very little.

Additionally, most of my time from May, 2010 until at least the spring of 2013 was spent muddling my way through the infamous German bureaucratic machine in order to obtain a proper residence permit, completion of required language courses, integration courses and so on. It is only until relatively recently that I am, respectfully, a legal resident of Germany and the European Union. It was no small task. It is particularly difficult for Americans, Japanese and Australians to properly immigrate here. But, I did it. And so, here I am, preparing to officially change my citizenship either this year or next year. I will be renouncing my American citizenship in order to become a German – at least on paper.

There is quite a lot of discussion going on within our camp about how to deal with the problem of distance for Feeding Fingers at the moment. For now, the way that it works is that we book tours either in Europe or the USA. Then, when we go on tour in Europe, my band leaves America and comes here to me. We then rehearse and hit the air, road and rails together. Then, in turn, when we go on tour in America, I fly over to them and do the same.

It took you three years to complete the production of, The Occupant. What were some formative influences for you during that time?

Well, it was possible only in the wake of the rather significant cultural shift, for me, from America to Germany that I was able to write and record The Occupant. I crawled through myself and out in many directions during that album’s production in Germany and Austria from 2010 to 2013. This is why The Occupant took so long to complete.

Formative influences for me during my time writing and recording The Occupant were almost entirely non-musical. My major influences during those three years were, more often than not, taken from my experiences in traveling throughout Europe and dealing with my integration into a new culture. During those three years, I had literally almost no time to listen to any music or to read much of anything other than German language workbooks and children’s literature.

The opener comes as a bit of a surprise – a text written by you, in German, is sung by a member of the Salzburg Boys’ Choir. How did you arrive at this idea, and how did the collaboration come about?

The first piece of music that was written for The Occupant was the song, „Where the Threads are the Thinnest“, which was written in my apartment in Köln during the summer of 2010. I wrote the second song, „Inside the Body of an Animal“ the following year while living in Ingolstadt. After writing those two songs, I took a step back to evaluate them and feared that I was not allowing myself to step outside of what I had already done with Feeding Fingers with the previous three albums. I was afraid that I was traveling, again, into much too well-tread territory. Admittedly, those two songs could have easily found themselves at home on our third studio album, Detach Me from My Head, from 2010. So, from there, I decided that I needed to break away from the familiar entirely. I then, somehow, began listening to quite a lot of children’s songs and propaganda music from the early Twentieth Century, finding the similarities rather interesting and a bit unsettling. At about the same time I rediscovered the songs, „Once Upon a Time There Was a Pretty Fly“, written by Walter Schumann and Davis Grubb for the 1955 film, Night of the Hunter which I hadn’t heard since my childhood. This led me to revisit other songs like, „Oh Willow Waly“, written George Auric for the 1961 film, The Innocents and „Who’s Afraid of the Big Bad Wolf“, written by Frank Churchill and Ann Ronell for the 1933 Disney cartoon, Three Little Pigs. Those three pieces of music affected me rather deeply as a child and upon my re-examination of them in adulthood I found them all still able to touch me in some peculiar way.

From there, I decided to take it upon myself to write something which, I felt, might be able to serve as something of a complement or companion piece to those songs, coming from within my own ugly little psyche, while adding to it this odd element of a foreigner becoming familiar with a new language and the obvious, somewhat automatic surrealism which births itself from the brain developing new textual, metaphorical and symbolic associations with an unfamiliar language as a conduit for expression.

The melody to the song itself was written during my first visit to Prague in November, 2012 – a bus trip from Salzburg that I had taken in order to visit a rather comprehensive exhibition of the work of Czech artist and filmmaker, Jan Svankmajer and a very special exhibition at the Czech Museum of Music, showcasing centuries-old musical automata from all corners of the world. The melody came to me on the bus while en route back home to Bavaria.

I then received as a birthday gift from someone very dear to me in Miami a Teanola, punch-card, hand-cranked music box from a distributor in the UK, for which I punched the musical notes into a piece of paper which is cranked manually into the machine. The instrumental version of that song came to be the piece, „Walzer für eine Spieluhr“, which is the closing track on The Occupant.

Finding myself not wholly satisfied with the piece being simply an instrumental for a music box, I decided, then, that I felt comfortable enough with the language, to write my first German lyrics.

A few weeks later, I was in the lobby of a psychiatric clinic in Munich for reasons not as quite as juicy and dramatic as one might be led to believe. While there, I waited for someone for several hours, alone, with my notebook in hand and inspiration struck me. It was in that lobby that I wrote the lyrics for „Eine Einladung in Ihr Gesicht mit Liebe geschnitzt“ in one sitting, knowing that the text should be sung by a boy. And given my location, I thought, why not enlist a member of the Salzburger Boys Choir? Who better?

The next day, I contacted the conductors, teachers and administrators of virtually all of the boys’ choirs in Salzburg and within the region. Rather quickly, a fellow by the name of Wolfgang Götz, a director of the Salzburger Festspiele and Theater Kinderchor, enthusiastically suggested to me that I come into contact with a rather exceptional boys’ choir soloist in the area by the name of Jonas Binder. I took the recommendation very seriously and immediately contacted Jonas‘ mother.

Jonas and his mother familiarized themselves with Feeding Fingers‘ music via the internet, which made me a little nervous. Yet, much to my surprise, the two of them asked that I send along the proposed piece in its rather primitive, demo form to Jonas to rehearse remotely while I arranged for a production meeting to take place at the Musikum in Salzburg, along the Salzach River.

Within a month or so, I secured a recording space at the Musikum for Jonas and I. I arrived rather early that day to set up microphones, notation, pianos, etc., expecting a very long and frustrating day of language barriers and childish enthusiasm turned to tedium, but I was completely wrong.

There was a knock at the door of my room at the Musikum. I answered the door and found a small, 12 year old boy full of smiles and excitement standing next to his mother, sharing in his happiness. Jonas shook my hand and asked right away, „May I play those two pianos?” Jonas jumped on a pair of pianos that I had rented for the production of The Occupant and began banging out an arsenal of modern American pop music, playing the pieces with a skill on par with most concert pianists at least in their early 20s. I hadn’t seen such energy and enthusiasm about life in such a person in at least 5 years. Jonas‘ presence really fueled the session and made the experience of recording with him a real joy.

The way that the session with Jonas worked was that I would play the melody for the song on a piano, in sections. Jonas would then memorize the sections, piece after piece, in tone only. Then, he and I would work out how to have him sing the text, in a way which, we felt, worked best syllabically. Of course, Jonas‘ English is very elementary. And my German is, by no means, perfect.

So, Jonas and I communicated to one another by mixing and mashing German and English during the session, while also with the occasional help of a very close, German friend of mine to serve as a bi-lingual mediator during the session when I would reach my limits with the German language and when Jonas would meet his limits with English. It was quite an impressionable experience for both of us, I am sure – dreamlike, really, in a certain way.





Another striking feature, I feel, in your work with Feeding Fingers are the titles of your songs – for example, “Paper Dolls Would Eat Glass for Us”, „Inside the Body of an Animal” and so on. How do you see the relationship between the titles and the texts, and how do you come to such exciting, yet oblique, designations?

This is a difficult question for me to answer. I do not know exactly how I arrive at this. I have been asked this many times before by music journalists, listeners and literary enthusiasts. I do not know how to answer this question. I am not entirely sure from where the bulk of my lyrics come from. It isn’t quite like „automatic“ writing. Of course, what I do, I’m sure, has traces of the surrealist or avant-garde tradition, but nothing has „intent“. I never write with a „goal“ in mind. I simply have the desire, the feeling to go within and I find myself, somehow, with a text. I would say that most of my lyrical themes originate with mental imagery and the lyrics themselves are the closest interpretation of what I am seeing that I can arrive at, though, of course, embellished a bit with considerations of melody and delivery. Much of my lyrics are written during long walks while speaking in tongues to myself until I find what I am for. I am sure that it must be quite entertaining for fellow pedestrians. This is why writing lyrics for me is such a long and sometimes agonizing process. Plus, I feel that with there being already so much music and literature out there in the ether that an artist must take special notice to do his or her best to avoid saying what has already been said a million times. Find new permutations.

Can you tell a little more about the lyrics , as they arise, where your sources of inspiration are ?

I will have to get back to you on that sometime probably in the very distant future. I apologize, Andreas.

Since the release of your song, “I am No One That I Know” last year have you gotten to know yourself a little better?

I don’t think so. I think that maybe if I did, there would be no real point in going on. Isn’t that true of all of us? I hope so. Contentment and death are, for me, synonymous.

If one decides to label your work as being more in the realm of either philosophy, social criticism, the psychological or the avant-garde, where would you classify your own writing and why?

I would say that my writing is almost certainly not an exercise in social criticism. If it is in any way, I assure you that it is unintentional. I find social criticism left better to conversation and activism, real activism – not „liking“ or „disliking“ something on Facebook. I find social criticism in art, more often than not, to be rather cowardly and passive-aggressive, really. I prefer, in matters of social criticism, a stance of active aggression. Of course, there are countless, very powerful examples of social criticism in art, but more often than not, I find it rather diffident and left more effective on the streets than on a canvas in a gallery somewhere that virtually no one will ever visit, or take seriously, or entombed on a playback device bound for the dustbin. For far too long, I feel, artists in particular have gone up a bit too feathery against politicians and so on. I think that we are approaching a time where the rats need to be physically smoked out – all of them. That we are living in the 21st Century and have the bulk of almost all of collected human knowledge available to us at any time on cell phones and we still live with and tolerate statism is, I think, a rather embarrassing blemish on the development of mankind.

Let me take a deep breath here and get back on topic…

My writing certainly dwells more heavily within the realms of the psychological and the avant-garde, I am sure, than elsewhere.

If you take the overall concept of Feeding Fingers – „looking at the lyrics, the videos, cover artwork and so on“ we might be accurate in saying that it is a work of avant-garde art. How do you see the philosophy of Feeding Fingers?

The philosophy of Feeding Fingers… that’s difficult. I agree with you that our entire catalog can probably be viewed as a single, complimentary work of art with a definite slant toward the avant-garde, with some obvious empathy for pop. However, as for a philosophy… I think that I am still working on that one myself. I am not quite sure how to answer that right now, Andreas. What I can tell you is that our coming fifth album will definitely be a departure from Feeding Fingers‘ back catalog, picking up where The Occupant left off, or maybe even fell short. Perhaps finding that „philosophy“ is, in part, what the fifth album is all about. In a way, I hope so, for I would like some clarity about all of this myself. I would like to understand why I do this. Or maybe not.

You write melancholic music and your lyrics make people think. You encourage us to stop and stand still in a state on contemplation, at least for a moment, in a world that’s living and moving very fast. How do you see the reflection and interaction between your surroundings and Feeding Fingers? What is the effect that each has upon the other?

I find this question very interesting, Andreas. You definitely aren’t going the superficial route with me on this, are you?

As for the reflection of my environment through the spectrum of Feeding Fingers…

I can’t say that any of our material is a „direct“ reflection. If anything, I feel that my environment is sort of vacuumed up into my nervous system, pureed and given back in these curious little amalgamations of text and sound with, of course, pieces of my environment still intact and hanging there like an old photograph of a family member whose avenue of relation is unclear, yet still a member of the family in some way or another – and maybe not always in a good way.

As for interaction…

I must admit that I do not think that I have explored that theme very thoroughly within the context of Feeding Fingers. However, I strongly feel that given our recent experience while on tour just last month, particularly with regard to our time spent in Poland, Holland and the UK amongst people that have touched my life in ways that I am still sorting out and also with regard to some absolutely life-changing things that have happened to me in the most extreme senses of the words both positive and negative during the past two years, it is time for me to explore this and integrate its impact into our work.

A year ago, you published This Voice Crawled Into Your Face, an illustrated 54-page songbook, collecting all of your lyrics for Feeding Fingers. How do you see this publication in the overall context of Feeding Fingers?

I don’t know that I see the publication of that book as being a „part“ of the Feeding Fingers canon proper. I was reluctant to publish our lyrics throughout the duration of our existence because I saw them as being, on their own accord, as sort of „beside the point“. I don’t see the lyrics to our songs as being separate from the music, really. That is the reason why none of the lyrics appear in any of the album release sleeves or artwork. It was my choice to have them go unpublished. But, we were regularly receiving correspondence from our listeners asking for lyrics because of the rather surreal nature of them, leaving them open to misinterpretation, which I, personally, find quite pleasing. However, the majority of our audience is not made up of native English speakers. Therefore, the nature of the lyrics made it quite frustrating for many people to fully enjoy. So, from there, I decided to make the lyrics available to everyone as a gesture of our appreciation to our audience.



You have worked frequently with artist and animator, Steven Lapcevic . Have you given him a free reign in the visual processing of your music?

Yes, I have. Steven is very much like me, in that he is an artist led by intuition. Therefore, I give him one hundred percent total freedom to interpret and express his impression of the music for which he has created many of our videos. I have faith in him as an artist; therefore, I do not meddle around much in his vision. Additionally, his work gives me something to look forward to. I have very little to do with any of our music videos. I don’t want to impede upon the filmmakers‘ creativity. I, myself, want to be surprised from time to time too!



Mr. Lapcevic’s music videos echo the surreal, a bit like Salvador Dali. How would you describe them?

Describing Steven’s work is very difficult for me to do. He and I have spent a lot of time together in New York, Prague, Salzburg, Munich and elsewhere both as creative partners and friends. So, we have gotten to know one another very well. He is one of my best friends. But, he and I both are, first and foremost, as I have already said, artists of intuition. Therefore, trying to mine a description or explanation out of him about his work is rather futile, I think. I myself can’t do it. If anything, I remember reading a quote somewhere of a film critic who described Steven’s animation work in a very pragmatic way as being something akin to, „Monty Python in hell.“ That little quote stuck with me and I use it often when people ask me about Steven’s work.



Was there ever an idea between you and Steven, and possibly other filmmakers as well, with whom you are acquainted with, to make a Feeding Fingers music film – something akin to Pink Floyd’s „The Wall?”

I have often thought of the possibility of making something of a Feeding Fingers music video album, which would be an animation-heavy study, enlisting people like Steven, Robert Morgen, myself and others to work on it. The thought is very seductive and if finance made such a thing possible for me to work on full-time, I would not hesitate to create such a thing. The idea very nearly makes me salivate. We’ll see what happens…



In retrospect, what would you say are the most important moments in Feeding Fingers’ nearing ten years of existence?

In some ways, the group started, really, while I was still in high school in America during the mid to late 1990s. During that time, as a teenager, I was devoting nearly all of my time to stop-motion animation and writing music simply „on the side“ to be used for soundtracks to various films that I was working on. So, I would say that the first important moment of Feeding Fingers would have to have taken place during that period of my life in my, by then, deceased great-grandmother’s abandoned, one hundred year old farm-house in a rural suburb of Atlanta, Georgia. I was allowed the isolation and privacy which I craved, sought and needed as a young artist to figure out what I wanted to do – what I wanted to explore. That was my playhouse, which has since been condemned and destroyed, leaving an empty plot with nothing left to show for it but a lonesome water well and two acres of wild grass.

Another significant moment in our history is the hospice care and eventual death of my grandmother, Mary, in 2005 – a woman who sacrifiiced her own musical and creative ambitions in favor of marital enslavement to a remarkably violent, alcoholic, ex-Marine. While on her deathbed, in hospice, she begged that I do everything in my life that I sought to do with absolute dedication, no matter what the odds or the cost. I honor the memory of the woman, without whom I would have definitely ended up being shuffled around in foster homes throughout my childhood.

As far as significant moments within the band as a trio go, I would have to say that our very first gig, played in November, 2006, supporting my good friend, multi-instrumentalist Jeffrey Bützer was quite significant for us. It was with that show that I saw how much more to music there was to just writing, recording and playing. From that moment on, I built relationships with people, such as my friend Sharron von Hoene from the band Cinetrope,and Rabbi Patrick Aleph Beaulier, both whom remain close to me to this day, more like family than mere friends an ocean away – while those whom I knew from childhood have totally disappeared or have grown to despise me for not becoming an „adult“ – or, in other words, a slave to debt and fertility.

One major moment in our history as a band serves as a bit of validation for the concept of the „butterfly effect“. We have a very good Dutch friend named Paul Tetteroo, whom I very nearly consider family as well at this point, who owns and operates a music distribution company in Holland called Sounds for Sure. Paul saw some promise in the Wound in Wall album, which was released as a partnership through my company Tephramedia and another company based in Atlanta, called Stickfigure Recordings – which is owned by another friend of mine named Gavin Frederick, another instrumental person in the early days of Feeding Fingers. Paul was distributing Wound in Wall though his company in Holland. From there, our chief producer, radio personality, Jim „Coyote J“ Battan from The Edge Radio purchased a copy of Wound in Wall and had it shipped to his home in Birmingham, Alabama. Coyote J assumed, initially, that Feeding Fingers was a European band. However, upon receiving the CD in the mail and reading the liner notes, he learned that we were based, at that time, in Atlanta, Georgia. We were very nearly neighbors. He was shocked and as it turned out, during that time, Coyote J was in the middle of organizing a music festival in Birmingham, Alabama called, „Edge Fest“ which he intended to be something of a going-away party, for he was leaving commercial radio. On that bill, he had enlisted IAMX to fly in from Germany to headline the festival, introducing IAMX to American audiences, as a matter of fact. He then contacted me and enlisted Feeding Fingers to play on the bill as a support band for IAMX. From there, our relationship with Coyote J has grown into a career-long commitment to one another both professionally and as friends. Without him, I am not so sure that Feeding Fingers would have continued to exist beyond the release of Baby Teeth in 2009. And from his love and dedication to the development of the group, and to myself as a creative individual, we have gone on to cultivate relationships with people such as our manager, David I. Nunez, and our co-producer and guardian angel, Dana Culling – along with hundreds of others who have given this project the unexpected longevity that it has enjoyed. And the only way that I can imagine to thank these people is by pushing forward and pushing even harder when forces push back – even with fists and skewers, when I must. What isn’t significant, really?



You’ve recently played in Warsaw with the pioneering post-punk group, Ausgang. Then, in April you played at the legendary, bi-annual Whitby Goth Weekend Festival in England. What is the meaning for you of these performances? Are these special places for you?

These performances, as all of our performances, are incredibly important for me. I really draw no distinction from one or the other. Larger concerts are no more or less important to me than the smaller ones. What matters to me is that all of our shows are played with honesty and creative integrity. And I find, when you do this, it is apparent to the audience. These two examples that you mention here, being Whitby and Warsaw, for example, were two of the most incredible experiences of my life, generally speaking – not just from a musical or professional perspective. Warsaw, in particular, is a very special place for Feeding Fingers – a holy place, I feel that I may say in confidence.

As for Whitby – that town feels, to me, as if it were constructed from the blueprints from a dream and the people there, like Martin Oldgoth Coles and his lady, Brigitte, are really just some of the loveliest people that I have met in my sphere of musical contacts. Do yourself a favor, Andreas, and read this novel in its original German, titled, Die andere Seite, or The Other Side, for our English audience, from 1909. The book was written by a rather well-known Austrian artist, at least during his time, named Alfred Kubin. Read his descriptions of a fictional city by the name of „Perle“ and maybe you will see what I am getting at.



In addition to singing, you play keyboard, guitar and bass, switching from instrument to instrument during shows and often trading duties with your bass player. Are live performances not burdensome for you? 

Live performance is in no way a burden for me. The logistics of tour booking, travel, promotion and finance are my only real burdens. The live performances themselves are the reasons why I keep moving forward with Feeding Fingers in the first place. Yes, I have multiple responsibilities during our concerts. I sing, play guitar, keyboards and also bass at times during our concerts, yes. But, I disappear into them. This is why my eyes are closed during most of our shows. I disappear. There are no burdens… just cables.



In 2011, your first novel, Wrecker, was published. Could you tell us a little about the topic of the book and describe to us the difference between writing literature and writing lyrics?

Wrecker is a semi-autobiographical novel which, upon a recent second reading, seems to be a collection of quasi-fictional vignettes tied together into a whole by what seems to be my childhood alter-ego, Eric. The content of the book is inspired by my experiences as a child, growing up an exceptionally broken and dysfunctional home in the deep south of the United States, living off of welfare and food stamps during the early to mid-1980s.

Writing literature, for me, is an almost entirely different process and experience from that of lyrics. For me, writing literature is a much more fluid, contemplative and analytical process. I feel it to be rather therapeutic. However, lyric writing… that is something else. Lyrics are, for me, not so much a „writing“ experience. I realize how esoteric that must sound. But, lyrics just come to me. I don’t necessarily write them as I do record them in pen and ink on paper as they come to me. While writing literature, I sit at a word processor or with a journal and pen in hand and I sit down to write. I decide to write. On the other hand, while writing lyrics, I sit somewhere, or walk, while in, basically, something like state of meditation or even a trance and I record what comes to me on paper. Afterward, I shape and sculpt the text to make it fit syllabically and melodically into a piece of music that I have written, which feels fitting for the text. Music always comes first. I also manipulate the source text in some ways as well, if I see some sort of theme or subtext within it which I feel could be explored a bit more thoroughly. But this is rare.

In short, I feel that literature comes from me while lyrics come through me. I hope that I haven’t lost you there!



What are your creative goals for the near and distant future?

I am one of those people that makes lists of goals to help keep up and to stay on task. Forgive me. My goals for the near future are to start our next tour of North America in October of this year and then to spend the next year and a half working as exclusively as I am able to on Feeding Fingers‘ next album – our fifth studio album, as of yet untitled. That, I will be working on as I am scattered about in Germany, Austria, Croatia, Montenegro, Poland, the Czech Republic, Holland, the UK, Canada and the United States during the coming eighteen months, both privately and with musical colleagues. Additionally, I will be training a coming fourth member of Feeding Fingers in Salzburg, which I am especially excited about. I can’t say who it is yet, but what I can say is that she will be taking over and making additions to synth and keyboard duties for the band, as well as lending her talents to us on cello and violin, so that I may be a bit less encumbered while on stage and to add a new, richer dynamic to our live sound. During that time I will also be returning to my first love, stop-motion puppet animation, to work on a proper music video in support of the release and playing a bit more often in smaller venues throughout Europe, doing acoustic and semi-acoustic duo shows with our new member to sort of break her in.

As for distant goals… we will be booking a comprehensive tour in support of our fifth album, covering Europe and North America, without question. However, we will also be looking to elbow our way in to areas that we haven’t explored yet, such as South America, China, Japan and Eurasia.

Beyond that, I have a lot of distant, non-Feeding Fingers related goals that I will be tackling after the fifth album and its supporting tour are complete. I will be writing a second novel and finally making a proper, feature-length stop-motion animation film. I will also be experimenting a bit with theatre and working on several other things through which I hope that our audience will follow me. We will see…