LIVEBERICHT

BIG 4 :: Make Metal Not Love


METALLICA + SLAYER + MEGADETH + ANTHRAX
am 02.07.2011 Veltins Arena, Gelsenkirchen

metallica.com
slayer.net
megadeth.com
anthrax.com

 

So, das deutsche BIG 4-Event ist Geschichte und auch wenn ich eigentlich gar nichts schreiben wollte, hier mal einige Gedanken zum Abend:

Die Anfahrt lief reibungslos und hat Spaß gemacht, die Biere und den Sekt, den wir uns gleich nach Ankunft und Aufbau unseres Nachtlagers genehmigen sorgen für wohlige Gefühle im Kopf. Wenn ich gewusst hätte, dass das die letzten Getränke bis ca. 22 Uhr wären, hätte ich die Getränke noch mehr genossen oder gleich noch mehr getrunken, aber dazu später mehr.

Nachdem wir den richtigen Eingang gefunden haben, verbringen wir die letzte Stunde mit Warten, bis endlich der Opener ANTHRAX auf die Bühne kommen soll.

Das Besondere an der heutigen Show ist, dass ANTHRAX ohne Scott Ian (!) kommen, der daheim die Frucht seines Liebesspiels füttern muss. Da weißt du, wer zu Hause die Hosen an hat! Als Ersatzmann haben sie sich aber einen guten Klampfer gefunden, nämlich Andreas Kisser von SEPULTURA. Somit sind Joey Belladonna (v), Charlie Benante (d), Frank Bello (b) und Rob Caggiano (g) komplett und wisst ihr was? Sie treten den Leuten in den Arsch! In Sachen Spielfreude, Kommunikation und Hitdichte sind ANTHRAX an dem Abend ganz klar die Nummer Eins der Big 3 (exklusive METALLICA). „Caught in a Mosh“, „Madhouse“, „Antisocial“, „Indians“ (mit verkacktem „Wardance-Teil, der bei der Wiederholung aber für einen monstermäßigen Moshpit gesorgt hat), der neue Song „Fight ‚em ‚til you can’t“ (der live noch geiler kommt, als auf Festplatte), „Medusa“, der Beginn von „Refuse/Resist“ (SEPULTURA), der den zweiten Megamoshpit entstehen lässt, der sogar Kathi mitreißt und „I am the Law“ stehen einfach nur für eine 100%ige Hitgarantie. Nach dem ganzen Sänger-rein-raus-Spielchen der letzten Jahre wird es wirklich Zeit, dass ANTHRAX jetzt mit einem monstergeilen Album aus der Hüfte kommen und sich den Arsch abtouren, damit die Leute nicht vergessen, wer eine der geilsten Metalbands ever ist: ANTHRAX! Und noch ein Wort zu Joey Belladonna: er ist nach meiner Meinung der würdige Frontmann von ANTHRAX. Seine Interaktion, seine Ansagen, sein Einsatz und vor allem sein Gesang sind heute einfach saustark. Aber ich liebe auch John Bush und mochte Dan Nelson (den ich immerin auch 2x live sehen durfte), aber dass Joey heute Spaß hat, bleibt keinem verborgen und steckt an!

Der Sound war hier schon nicht optimal, aber das sollte noch schlimmer werden.

Nämlich bei MEGADETH! Dave Mustaine und seine Jungs wählen einen denkbar schlechten Einstieg mit zwei langsameren Songs, aber auch bei „Hangar 18“, „Peace sells…“ oder „Symphony of Destruction“ kommt nur bedingt Jubelstimmung auf, denn der Soundbrei frisst die Vocals und die Gitarrensolos. So, nun stellt euch mal MEGADETH ohne Mustaine und frickelige Gitarrensolos vor! Na, habt ihr’s? Das war nichts. 50 langweilige Minuten und auch wenn einige Die Hard-Fans es anders sehen mögen: das war schlichtweg Schrott! Dieser Gig würde mich in keiner Weise animieren, mir mal ein Clubkonzert von den Jungs reinzupfeifen. Aber vielleicht sollte man es gerade deshalb mal tun?!

Nun mache ich mich auf, um meine „Knappenkarte“ aufzuladen. Ja, man kann nicht mit Bargeld bezahlen, sondern muss anstehen, um Geld auf eine Karte zu laden, um anzustehen, um das Geld wieder auszugeben. Scheiß Verfahren. Noch beschissener allerdings ist die Unfähigkeit, die Leute mit Getränken zu versorgen! Ich habe (Achtung, jetzt kommt’s!) 70 Minuten angestanden und bin dann irgendwann pünktlich zu „Raining Blood“ wieder zu Kathi gegangen, ohne Getränke, allerdings! Du konntest in der Schlange allerdings so laut vor Wut brüllen, wie du wolltest, bei dem infernalischen Soundmatsch von SLAYER, der im Innenraum angewummert kam, hört dich niemand schreien. Oder die Umstehen (die sich auch komplett dumm benommen haben, indem sie den Leuten, die mit ihren Bierbechern zurück wollten, keinen Platz gemacht haben) denken, du singst mit. Wut über die Unfähigkeit der Organisation und den miesen Sound sorgen aber nicht zwingend für gute Laune und mein Durst wurde leider auch immer größer. Und ich rede nicht davon, dass ich mich zusaufen will, sondern einfach nur lecker Flüssigkeit brauche. Da macht es auch nichts, dass ich von SLAYER wirklich nichts mitbekommen habe. Da SLAYER in Deutschland auch mehr als omnipräsent sind, sind allerdings auch viele andere der Meinung, dass der Gig verzichtbar war. Lediglich bekannt war, dass Jeff Hannemann nicht dabei ist, da ihn eine Spinne gebissen hat, wahrscheinlich auch beim Liebesspiel. Also hat das Liebesspiel zwei Leuten den endgeilen Trip nach Europa versaut! Lasst euch das eine Lehre sein! Make Metal, Not Love!

Naja, dass die „Big 4“ eigentlich nur eine METALLICA-Show mit möglichst bekannten Vorbands ist, beweist nicht nur die kurze Spielzeit der Supportacts (ANTHRAX leider nur 40 Minuten, MEGADETH und SLAYER leider 50 Minuten), sondern auch die Tatsache, dass der bis hier wirklich schlechte Sound auf einmal viel besser tönt. Nicht perfekt, aber besser.

Was soll ich zum Thema METALLICA-Show schreiben, was nicht schon tausendfach geschrieben wurde: Metal in Perfektion. Perfekte Liveshow. Perfekte Songs. Sympathische Musiker. Dazu kommt eine tolle Setlist (findet ihr auf den einschlägigen Seiten) und die Kunst, die den meisten Bands heutzutage verloren geht: die Variation der Setlist. Innerhalb der Show passiert auch heute nicht viel, was man nicht schon tausendmal im TV oder auf DVD gesehen oder gehört hat, aber welche Songs zum Zuge kommen ist immer eine Überraschung. METALLICA haben noch etwas geschafft, was vorher keine Band erreichen konnte: sie haben den Thrash Metal dem Rock am Ring-Mainstream-Partyrocker nahegebracht. Die MTV-RaR-Crowd ging bei Knallern wie „The Shortest Straw“ o.a. wirklich gut mit, aber als dann METALLICAs Mainstream-Phase gespielt wurde (u.a. „The Memory remains“), da wurden die Bübchen auf einmal wach! Aber es ist gut, dass es solche Bands gibt! Die bringt dann den Jüngelchen, die die anderen Bands nur von „Guitar Hero“ kennen, das wahre Leben etwas näher. Sei’s drum. Jeder muss ja irgendwo den Einstieg in die Metal-Welt finden… Also, herzlich willkommen!

Im Laufe des METALLICA-Gigs gehen wir an die Theke, die nun erwartungsgemäß komplett leer ist und ziehen uns mehrere Getränke rein, damit unser Flüssigkeitshaushalt wieder aufgefüllt wird. Das Gute ist, dass dort hinten der Sound gar nicht so schlecht ist und man dank der großen Leinwände alles mitbekommt. Der wirklich geile Moment ist allerdings, als alle Bands (minus die Spaßbremsen von SLAYER) auf die Bühne kommen, um gemeinsam den DIAMOND HEAD-Song „Helpless“ zu zocken! Was für ein Bild! Strahlende Gesichter vor und auf der Bühne! Geil!
Als dann noch zwei Zugaben kommen, sind wir wirklich fix und fertig. Spielzeit von mehr als zwei Stunden hätte ich nicht wirklich erwartet, aber das war wirklich gut!

Also, ich glaube, dass meine „Stadion-Show-Karriere“ mit diesem Event ein Ende gefunden hat. Diese inkompetente Massenabfertigungsmaschinerie ist einfach nichts für mich. Das Drumherum ist mir zu groß und deckt sich nicht mit meiner Ideologie von Metal. Dann lieber kleine Clubs, in denen man Gleichgesinnte treffen kann und eine Band sieht, die voll aus unserer Mitte stammt. Wobei es nicht gegen die Bands geht, sondern ich nur mit diesen aufgeblasenen Megaevents nicht viel anfangen kann und der Erfolg sei den Big 4 von Herzen gegönnt! Metal Thrashing Mad!!! (chris).