LIVEBERICHT

ROME :: Mitreißende Klänge in außergewöhnlichem Ambiente

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ROME Live am 14.11.2015 in der Parkgaststätte im AGRA-PARK in Leipzig. Support: Nebelung + Evi Vine

Bilder @ Caro & Text @ Michi

 

ROME kommen nach Leipzig und das ruft mich mal wieder auf den Plan. Bereits im vergangenen Jahr habe ich ROME im Rahmen des „Runes And Men“ Festival in Leipzig gesehen und konnte dort auch ein überaus interessantes Interview mit Jerome Reuter führen. Dieses Mal ist es kein Festival sondern ein Tourkonzert. Eigentlich sollte das Konzert in der Theaterfabrik Sachsen stattfinden, doch man hat sich umentschieden und nun ist die Schloss Parkgaststätte im Agra Park in Markkleeberg der Veranstaltungssort. Diese Lokation dient sonst eher als Ausrichtungsort für Hochzeiten oder andere edle Veranstaltungen. Aber das ist halt Leipzig und so findet in einem Bogensaal mit Säulen, Parkettboden und rot gepolsterten Stühlen dieses Konzert statt. Eine tolle Atmosphäre ist also garantiert. Allerdings wird auch schnell klar, dass in diesem sehr langem Raum diejenigen, die weit außen sitzen, nicht unbedingt optimale Sicht haben werden, zumal die Bühne auch nur recht klein und zusätzlich schmal ist.

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Recht pünktlich um kurz nach 20 Uhr, ist es die aus Bonn stammende Neo-Folk Band NEBELUNG, die den musikalischen Abend eröffnet. Im Font der Bühne sitzen Sänger und Gitarrist Stefan Otto, daneben Thomas List an der Stahlsaitengitarre, Katharina Hoffmann am Cello und ein weiterer Musiker am Akkordeon. Stilgerecht ist das Konzert rein akustisch gehalten. Sofort mit dem Opener „Heimsuchung“ herrscht im Saal eine tolle Klangkulisse und sowohl der Gesang aber vor allem die Arbeit an den Instrumenten ist grandios zu beobachten und zu belauschen. Zwischen den Stücken ist unverkennbar die Begeisterung der Zuschauer zu spüren, die NEBELUNG mit ordentlich Beifall überhäufen.

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In der Folge kann man bei diesem etwa 60 Minuten andauernden Konzert viele tolle akustische aber auch wortgewichtig besungene Stücke hören voller Trauer, Melancholie und Feinfühligkeit. Besonders „Graue Nacht“ fällt noch sehr positiv auf, da hier der Gang besonders gut hervorragt. Diese Zeit voller wunderschöner akustischer Klänge war es auf jeden Fall wert diesen Abend in der Schlossgaststätte schon von Anfang an erlebt zu haben.

Erst kurz vor dem Event hatte ich noch erfahren, dass mit EVI VINE eine dritte Band den heutigen Abend musikalisch gestalten würde.  EVI VINE ist eine Sängerin und Gitarristin aus London, die musikalisch schon viel Lob geerntet hat. Heute tritt die eigentlich blonde Sängerin mit schwarzem Haar und schwarzem Kleid auf die Bühne, ein Drummer, Gitarrist und Keyboarder komplettieren das Bühnenbild. Der Musik erscheint voller Trauer und Dunkelheit. Schwermütige Keyboards werden von grandios flirrenden Gitarren begleitet und die Trommelklänge sind wie ein dumpfer Herzschlag.

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EVI VINE garniert diese schwermütige Musik mit einer ganz starken Stimme, die in sehr breitflächigen Stimmlagen tolle Stimmungen verbreiten kann. Schüchtern aber sichtlich angetan vom hervorragenden Zuschauerzuspruch, wirkt sie extrem sympathisch. Die Songs haben eine spürbare Dramaturgie und besonders die zum Ende vorgetragenen „I let you leave“ und „Come on barbie“ wirken grandios.

So gut beide vorherigen Bands auch waren, nun freue ich mich aber auch, dass ROME nun auftreten. Anhand der Instrumente die auf der Bühne bereitstehen ist klar, dass dies ein rockiger Auftritt der Band sein wird. Den Anfang macht heute das Stück „The accidents of gesture“ und beim Erklingen von Jeromes kraftvoller Stimme kann man einige Ausrufe der Begeisterung vernehmen. Aber auch die Gitarre und vor allem das starke Schlagzeug sorgen für einen sehr dichten Gesamtsound. Danach geht die Reise zurück zum „Masse Mensch Material“ Album mit dem Titel „Der Brandtaucher“. Die neue Interpretation des Stückes ist wie auch bei vielen anderen gar nicht so einfach. So bedarf es manches mal einige Momente bis man diese dann überhaupt erkennt. Das trifft gerade auf die älteren Stücke zu wie „The consolation of man“ die ursprünglich Industrial-lastiger und rein elektronisch aufgenommen wurden.

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Im mittleren Part des Konzertes wechselt Jerome zur akustischen Gitarre und vielen Anwesenden ist die Freude sofort anzusehen. Leider nerven gerade in diesem Part ein paar Soundprobleme, doch gerade jetzt erklingen viele Stücke genau so, wie man die Musik von CD kennt und liebt. „Feuerordal“ und „Neue Erinnerung“ sind Stücke die einfach genau so klingen müssen und auch heute einfach genial und sehr intensiv sind.

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„One fire“ von aktuellen Album startet dann wieder einen weiteren kraftvollen und Energie geladenen Part in dem die Bandvorteile wieder klar zur Geltung kommen. Mit „Skirmishes“ kommt ein Song vom nächstes Jahr erscheinenden neuen Album. Ein Stück mit viel Pathos und sehr viel Gefühl. Perfekt für Jeromes Stimme und mit einem sensationell melodischen Gitarrenspiel steigert dieser Song schon jetzt die Vorfreude auf die neuen Stücke von ROME. Unglaublich schnell vergeht die Zeit bei diesem Auftritt mit Stücken wie „A legacy of unrest“ bei dem auch die Band immer wieder ihr Können unter Beweis stellen kann. Inzwischen ist die Truppe echt gut aufeinander abgestimmt.

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„Querkraft“ ist für mich eines der stärksten Stücke von ROME, doch dieses Stück gefällt mir im neuen Soundgewand nicht ganz so gut, viel zu wenig vom eigentlichen Flair bleibt erhalten und auch die Melodie rückt leider sehr in den Hintergrund. Trotzdem kommt das Stück heute sehr gut an und die Zuschauer steigern sich gemeinsam mit dem Song in einen Sturm von Beifall. Das Finale wird heute mit „Swords to rust hearts to trust“ dargeboten und sehr ergreifend ist der Moment des Refrains, bei dem der ganze Saal mitsingt. So viel kollektive Stimmung bei einem zum Großteil sitzenden Publikum habe ich selten erlebt.

Leider ist der Abend gefühlt viel zu schnell herum gegangen. Grandiose Musik in wunderschönem Ambiente haben dieses Erlebnis zu etwas Unvergesslichem gemacht. Zufrieden mit dem Erlebten geht es raus in die verregnete Nacht mit der Erkenntnis, Leipzig und ROME waren die Reise wert. (michi)