EYEVORY
„Euphobia“
(Progressive Rock/Pop)
Wertung: Gut
VÖ: 2013
Label: Artist Station Records
Die jungen Musiker/-innen fanden sich 2009 in Bremen, wo aus dem Projekt pinK mercury 2012 schließlich die Formation EYEVORY hervor ging. Die Band kann auf eine beachtliche Live-Historie zurückblicken, die unter anderem Supportshows für die kanadische Rockband SAGA, sowie für Doro Pesch und The Queen Kings einschließt. Nach der 2012er EP „The True Benquest“ liegt nun, mit Euphobia, das Debüt des Quartetts in meinem Player.
Der fein gewobene Teppich auf dem die vier Protagonisten (quotiert 2+2) wandeln, besitzt akustische Fäden aus Rock, Pop und Folk. Leichtfüßig wie Barfuß im Gras tanzt sich das Quartett durch verspielten Prog-Sound und besitzt zwei liebliche Stimmen, welche den Pop-Charakter noch unterstreichen.
Metal Riffing, tieftönender Bass ergibt sich der Rhythmik in Kollaboration mit Drums bevor die folkige Seite anmund einer Querflöte die Bühne betritt. So startet das Album mit „sacrifice“. Feminine Stimmbänder sorgen dann für eine zärtliche Exkursion in die Elegie. „I trust in you“ ist umwoben von einer wunderschönen Melodie und besitzt reichlich ruhige Momente, auf denen die beiden Stimmen verwegen mit ihrem Pop Appeal triumphieren. „Black Bird“ beherbergt dieses dezente Quäntchen Kitsch in der Melodielinie, welches gefühlvoll den Gehörgängen schmeichelt und in eingängigen Soundstrukturen wandelt. Die Keys kommen mit einer modernen Variante des 80er Pops daher, während die Saiten durch angedeutete Soli und verspielten Riffs ein wenig Straightness verteilen. Im folgenden „in my Dreams“ übernimmt zunächst die Flöte die Melodie. Der Gesang wird leicht dunkler, verführt sich im Duett zu einem wundervollen Chorus. Überraschend das kakophonische Finale samt abrupten Abschluss. „Torn“ ist von der instrumentalen Ausstattung sehr ruhig inszeniert. Die Weichheit des Timbres legt sich perfekt ins gemachte Bett der balladesken Harmonie. Ein ungewöhnlich verwegenes Sammelsurium der verschiedensten Genres (incl. Falco meets Eminem Rap) fasst das über 9 minütige Schlussstück „Requim Aeternam“ zusammen. Da trifft phantasievolles Flötenspiel auf harsche Saiten, da gibt es ein Musical-likes Zwischenspiel, da kommt um die Ecke der Speed und selbst die Querflöte lässt sich berauschen. Eine orchestrale Vehemenz lukt hervor und, und, und.. Karikatur, Jam Session, Huldigung, Soundcheck…. nennt es, wie ihr wollt. Frei nach dem Motto – das Ende setzen wir uns selbst gibt es noch ein Bonus Track, und zwar ein Cover (ohne Kommentar von Peter Urban).
Den Bremern gelingt es, eine verwegene Spielfreude zwischen Pop und Rock zu balancieren. Man könnte es als eine Facette des Art Pops bezeichnen. Die unterschiedlichen Soundvarianten wandern mal puristisch klar, mal bombastisch überfüllt und mal mit melancholischer Finesse ausgestattet durch eingängige Melodielinien. Dazu gesellen sich zarte Stimmen, welche sich galant in die Szenerie stürzen. Trotz verschiedenster Strukturen kommt das Gesamtkonstrukt innerlich geschlossen daher. Schönes Cover-Artwork und eine gelungene Homepage vervollständigen das Bild. (andreas)