LIVEBERICHT

WALK THROUGH FIRE + UNION OF SLEEP :: Spiritual healing…


Live im Juzi in Göttingen am 02.09.2012
(Text und Fotos © Chris)

Der Tag ist schön. Die Vögel brüllen sich die Seele aus dem Leib, die Sonne verwöhnt uns und auch wenn ich noch mit einem kleinen Hangover zu kämpfen habe (der Tag zuvor stand ganz im Zeichen einer Werder-Heimspielsieges gegen den Erzrivalen), ist der Nachmittag angenehm chillig. Wir sitzen vor dem Juzi in Göttingen und warten auf WALK THROUGH FIRE, die uns aus Schweden besuchen und die Sonne verdunkeln werden. Als das Album „Furthest from heaven“ letztes Jahr herauskam, kam es für mich zur richtigen Zeit. Und seitdem ist die CD ein häufiger Gast in meinen Universum. Ich hätte auch nie gedacht, dass die Band mal in unserer Gegend auftreten würde, aber wie das Schicksal so spielt, bekommt jeder was er verdient. Diese Chance nutze ich natürlich und darf vor dem Gig mit der Band ein Interview führen, welches ihr natürlich beim Amboss-Mag findet!

Die Wartezeit bis zum Beginn der Show „versüßen“ wir uns mit einer mittelgradig schwachsinnigen Diskussion, auf deren Inhalt ich zum Schutze der Beteiligten nicht eingehen möchte, aber nur so viel: das Leben ist nicht nur schwarz oder weiß. War es nie, wird es niemals sein. Da wird man aber noch von selbst drauf kommen.

Die Show ist heute auf 16.30h terminiert, was so ziemlich die früheste Show sein dürfte, welche ich jenseits von Festivals jemals besucht habe. Wie das aber immer so ist, startet der Konzertnachmittag aber auch erst eine gute Stunde später und zwar mit UNION OF SLEEP.
Der Fünfer spielt mörderischen Doom, gewürzt mit Sludge, Hardcore und Punk und zu meiner Freude mit einer großen Portion (Südstaaten-) Groove, der sie in manchen Momenten nach den bösartigen Zwillingen von CROWBAR klingen lässt. Bösartig im Sinne von angepisst und tollwütig. Leider liegen mir die Songtitel nicht vor und ich bin mit dem Material nicht vertraut, was ich aber demnächst ändern und mir die Songs von
UNION OF SLEEP zulegen werde. Der Sound, der (nicht nur) mir etwas zu laut, aber effektiv, aus den Boxen dröhnt, verleiht den Riffs dann die nötige Durchschlagskraft. Eine Lichtshow gibt es, wie im Juzi üblich, nicht und sehr viele Lampen werden auch nicht angeknipst.

Der Gig ist jedenfalls als Ganzes betrachtet ein guter und durch die Variationen im Tempobereich bleibt der Fan vor der Bühne bei dem Tieffrequenzgeballer immer am Ball und groovt sich richtig fett ein. Stark, schwarz, schön.

Nach einer kurzen Umbaupause wird’s es dann noch dunkler. Sowohl musikalisch, seelisch, als auch vom Licht her, denn das spärliche Licht wird auf Wunsch der Band noch weiter gedimmt, was dem Vorhaben ein schickes Video zu drehen doch eher entgegensteht. Atmosphärisch ist es die richtige Entscheidung, denn waren UNION OF SLEEP düster, sind WALK THROUGH FIRE die reine Schwärze.

Nur ca. eine Stunde dauert der Gig, aber bildlich gesprochen ist es ein Bad in der Lava: der abgedunkelte Raum, der monsterfette Sound, der beinahe fühlbar aus den Boxen drückt, die tonnenschweren Kompositionen, die Live noch viel derber, atmosphärischer und packender rüberkommen, als auf dem genialen Longplayer „Furthest from heaven“ machen das Konzert zu einem echten Erlebnis. Die neuen Songs (oder nennt man sie besser „Monster“?) scheinen tatsächlich dynamischer zu sein, aber auch noch schwärzer, massiver und brachialer. Eine Urgewalt, also.
Die Riffs von Ufuk (g, v) und Flegar (g) sind vertonte Dunkelheit und Bassist Andreas sorgt mit den tiefen Tönen für ein unseliges Fundament, welches ohne Frage eine unheilvolle Atmosphäre kreiert und Drummer Juliusz hat zwar nicht mit Blastspeed zu kämpfen, aber das hundertprozentige Timing muss sitzen und da gibt er eine gute Figur ab. Der Sludge / Doom, der mit jeder Menge Verzerrung und tiefen Bässen deine Eingeweide massiert, ist einfach nur fies und gemein, aber gleichzeitig auch inspirierend und reinigend. Sänger und Gitarrist Ufuk speit dir die Texte entgegen, Stageacting findet so gut wie nicht statt und das statische (und spärliche) Licht sorgt für eine beinahe meditative Stimmung, wenn wir die Klangkathedralen betreten.

Die Schwere der Songs umarmt und hüllt dich völlig ein und wenn dieser Kokon nach dem Verklingen des letzten Töne zerreißt, bis du gleichfalls durch das Feuer gegangen, die Flammen haben deine Seele gereinigt und lassen dich klarer nach Vorne blicken, als es vorher der Fall gewesen ist. Falls Musik eine spirituelle Erfahrung sein kann, dann ist ein WALK THROUGH FIRE-Konzert eine.

Es ist symbolisch, dass wir nach dem pechschwarzen Auftritt in die Abendsonne gehen. Den Abschluss hätte ein Konzeptkünstler sich nicht besser ausdenken können.

Wie bedanken uns ganz herzlich bei den Jungs von WALK THROUGH FIRE und bei UNION OF SLEEP! Danke, dass ihr rauskommt und für uns spielt. (chris)
www.walkthroughfire.se
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