LIVEBERICHT

UNHOLY PASSION FEST 2 :: ein erschwinglicher abwechslungreicher Abend im Untergrund

Das UNHOLY PASSION FEST, welches von der Kölner Black Metal Band ULTHA ins Leben gerufen wurde, ging dieses Jahr im Gebäude 9 in die zweite Runde. Das erste UNHOLY PASSION FEST fand im Januar diesen Jahres im Autonomen Zentrum in Köln statt. Dort luden ULTHA vier befreundete Bands ein und feierten gleichzeitig den Release ihrer aktuellen LP „Converging Sins“. Mit der zweiten Edition wollte die Band ihr erfolgreiches Jahr mit zwei Touren und diversen Festivalauftritten gebührend abschließen und luden diesmal drei befreundete Bands ein.
Der Ticketvorverkauf lief sehr gut und es wurden mehr als zwei Drittel aller Tickets im Vorfeld abgesetzt. Entsprechend gut gefüllt war das Gebäude 9 an diesem Samstagabend.

Den Auftakt machten UNRU. Das Quartett aus Berlin und Bielefeld spielten bereits vor 3 Jahren mit Ultha in Köln. Seitdem ist bei UNRU viel passiert. Es wurden zwei Splits veröffentlicht und ein Album namens „Als Tier Ist Der Mensch Nichts“ (Review von Kollege Hendrik hier) im Jahre 2016. Von den fünf gespielten Tracks am heutigen Abend stammten drei von diesem Album. Die etwas eigenwillige Mixtur von Black Metal und Noise konnte die schon zahlreich erschienenen Gäste jedoch gut einheizen. Der Anfang wurde mit „Intimhölle“ von der aktuellen Split mit Tongue gemacht. Danach folgten mit „Zerfall + Manifest“, „Das Anna-Karenina-Prinzip“ und „Totemiker“ die drei besagten Tracks vom Debutalbum. Hiervon wusste am meisten „Das Anna-Karenina-Prinzip“ zu überzeugen. Der Gesang von Sänger A. war etwas zu leise abgemischt. Die hin und wieder eingestreuten Growls von Bassist T. sorgten für erfrischende Abwechslung. Mit „Die Welt In Der Wir Sterben“ beendeten UNRU ihren Auftritt und konnten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Guter Auftakt für den heutigen Abend.

Es folgte mit MORAST eine schwarz angehauchte Doomband mit Sludge-Einflüssen. Im Vorfeld hörte ich mir die aktuelle LP „Ancestral Void“ bei YouTube an. Der drückende Sound einer Doom-Band fehlte mir etwas auf der Platte und ich hoffte, dass die Musik Live besser zur Geltung kommt. Diese Hoffnung wurde gleich mit den ersten Tönen vollends erfüllt. Wow, was für eine Dampfwalze knallten die vier Herren da durch die Boxen? Der Auftritt packte mich vom ersten Moment an bis zur letzten Sekunde. Der Bass dröhnte, der Gesang war meiner Meinung nach optimal abgemischt und das Schlagzeug knallte. Die Gitarre war jedoch etwas zu leise, was auf Grund der tollen Melodien etwas schade war. Auch die Performance der Band wusste zu überzeugen. Absolutes Highlight war der in meinen Augen mächtigste Track „Crescent“. Was für ein Monster! Hoffentlich schafft es die Band in Zukunft die Wucht der Liveauftritte auch im Klangbild auf die LPs zu bringen. Ich bin gespannt auf weitere Musik dieser Band.

Nach der Umbaupause folgte musikalisch etwas ganz anderes. ESBEN AND THE WITCH standen auf dem Programm. Die mittlerweile in Berlin ansässige Band spielt dunklen, melancholischen Wave-Pop. Dies passte nicht ganz in das restliche Line-Up, aber Sängerin Rachel hat auf dem aktuellen Album von Ultha einen Track mit eingesungen. Somit ist es verständlich, dass diese ESBEN AND THE WITCH einluden. Mir persönlich sagt das Trio leider gar nicht zu, sodass ich mich in den Vorraum verzog, um ein Bier zu trinken. Der Großteil der Zuschauer lauschte der Band jedoch von Anfang bis Ende. Der heutige Auftritt war bereits der Dritte in Köln dieses Jahr. Den Zuschauerreaktionen nach zu urteilen konnte die Band mächtig Applaus einheimsen.

Mit ULTHA standen aber nun die Gastgeber des heutigen Abends auf den Brettern. Ich muss gestehen, dass ich ULTHA erst seit kurzem verfolge. Wie diese Band an mir vorbeigehen konnte ist mir ein Rätsel. Mit „The Night Took Her Right Before My Eyes“ starteten ULTHA ihr Heimspiel mit dem Opener des aktuellen Albums „Converging Sins“. Melodischer Black Metal verzückte das Kölner Publikum, welches durch eine nicht aufhörenwollende Nebelmaschine fast gänzlich im Nebel verschwand. Die Band spielte das komplette Set in rotem Scheinwerferlicht. Dies fabrizierte eine angenehme Atmosphäre, wirkte auf mich jedoch etwas langweilig auf die gesamte Spielzeit gesehen. Zur Musik passte es aber wie die Faust aufs Auge. Nach 18 Minuten war dann Zeit für den neuesten Track „The Seventh Sorrow“ von der aktuellen EP. Dieser Track baut sich etwa 6 Minuten ruhig und langsam auf, um dann mit einem genialen Riff in eine Black-Metal-Ekstase, welche ULTHA auszeichnet, zu verschwinden. Großartig! 2 Tracks und über 35 Minuten Spielzeit sind vorbei. Lange Songs sind Live eine echte Wohltat. Leider war der Sound bis hierhin immer noch nicht gut genug. Der Bass war viel zu laut, die Becken des Schlagzeugs klangen komisch und die Gitarren schlirrten nicht ausreichend genug durch den Saal. Schade!
Als nächstes folgte der Gastauftritt von Sängerin Rachel von ESBEN AND THE WITCH und jeder wusste nun stand „Mirrors In A Black Room“ auf dem Programm. Rachel konnte ihre Gesangparts ähnlich wie auf der LP gut auch Live rüberbringen, dennoch fehlte auf Grund des mauen Sounds der letzte Kick Emotion, welcher auf der LP ausgezeichnet funktioniert. Ein richtig geiler Track, der aber definitiv einer besseren Abmischung bedarf.
Zum Abschluss kamen dann noch „Fear Lights The Path (Close To Our Hearts)” und “Athame/Bane Emanations” vom aktuellen Album. Das Finale war dann das großartige Bathory Cover “Raise The Dead“.

Nach 6 Songs und etwa 70 Minuten Spielzeit war dann Schluss. ULTHA bekamen den Applaus, den sie verdienten. Ein großartiger, abwechslungsreicher, gut besuchter und preislich mehr als erschwinglicher Konzertabend ging zu Ende. Einziger Wehrmutstropfen war der durchweg nicht immer gut abgemischte Sound. Wollen wir hoffen, dass ULTHA weitere Unholy Passion Feste feiern will. Ich bin definitiv wieder dabei! (philipp)