LIVEBERICHT

THE DOORS OF PERCEPTION :: Ladies and Gentlemen…The Doors of Perception


Live in der CD-Kaserne in Celle am 20.01.2012
(Fotos by Chris)
www.myspace.com/doorslive

Bereits zum dritten Mal habe ich die Ehre, THE DOORS OF PERCEPTION live und in Farbe zu erleben. Diesmal verschlägt es Kathi und mich nach Celle in die CD-Kaserne, von der ich schon viel gehört, die ich aber noch nie besucht habe. Aber Celle oder besser die CD-Kaserne ist definitiv eine Reise wert: super-freundliche Leute, gutes Getränkeangebot und eine tolle Location lassen mich die CD-Kaserne in den Kreis meiner Favoriten in Sachen Veranstaltungshallen aufnehmen (www.cd-kaserne.de).

THE DOORS OF PERCEPTION sind mir bei den Besuchen der CD-Kaserne weit voraus, ist es doch seit 2004 ihr fünfter Gig hier. Das Konzert findet heute in der „Halle 16“ auf dem alten Kasernengelände statt, welche ein Fassungsvermögen von gut 400 Leuten hat, was heute aber leider nicht ausgeschöpft wird. Dabei, und da möchte ich mein Fazit vorwegnehmen und gleichzeitig meine oft geäußerte Meinung erneut kundtun, sind THE DOORS OF PERCEPTION mehr als eine Band, die die Songs der DOORS nachspielt. Sie transportieren das Gefühl der Songs, die virtuose Umsetzung ist einfach atemberaubend und es ist nicht weniger als das Beste, was man in Sachen THE DOORS auf deutschen Bühnen erleben kann.

Ein besondere Überraschung (im Vergleich zu den beiden anderen Gigs) ist die Tatsache, dass Torsten Weber heute nicht die Gitarre spielt, sondern Dirk Hohmuth den Robbie Krieger-Part übernimmt. Und was soll man sagen? Dirk hat einen ganz anderen Stil, die Songs zu präsentieren als Torsten, aber trotzdem funktioniert es. Dirk ist eher in sich gekehrt, scheint hochkonzentriert und doch gedankenverloren die Gitarre zum Singen zu bringen und die Vorlage meisterhaft zu verwandeln, wogegen Torsten doch eher in die Rubrik „Rampensau“ gehört (natürlich höchst respektvoll gemeint!). Als im Verlauf des Gigs eine Saite seiner Gitarre reißt, verliert er nicht die Nerven, sondern macht sich daran, die Saite zu wechseln, während die Band ganz im Sinne einer echten, aufeinander eingespielten Liveband die Pause mit improvisierten Parts überbrückt und so keine unangenehme Pause aufkommen lässt. So funktioniert das bei THE DOORS OF PERCEPTION: do-it-yourself.
Der Spaß steht im Vordergrund und das merkt man vor allem dem Frontmann Marko Scholz an, der strahlt und zwischen seinen Jim Morrison-Interpretationen mit netten Ansagen punkten kann. Er macht einen hervorragenden Job, lässt die Songs leben und steuert die Band durch die improvisierten Parts. Die Interaktion untereinander genießt naturgemäß einen großen Stellenwert bei der Band und man kann sehen und spüren, dass dort Freunde auf der Bühne stehen, die genießen, was sie tun. Keyboarder Dirk Bewig, der von seiner Haltung an eine Mischung aus Ray Manzarek und Schröder von den Peanuts erinnert (was ebenfalls höchst respektvoll gemeint ist), lässt mit einer Hand den Bass pumpen und mit der anderen liefert er einen unglaublichen Orgel-Job ab. Besonders groß ist das Theater, wenn er sich mit Gitarrist Dirk ein Keyboard-Gitarren-Duell liefert, wie heute Abend bei „Love me two times“, zum Beispiel. Drummer Robert Cummings hingegen muss Nackenmuskeln aus Stahl haben, denn während er die schwierigen Beats erklingen lässt (jedenfalls sehen sie für einen Laien sehr kompliziert aus), bewegt er permanent seinen Kopf, sucht seine Mitspieler, schaut in Publikum und ist trotz des fordernden Drummings immer bereit zu Lächeln. Die Band, bestehend aus Profimusikern, ist schlichtweg perfekt aufeinander eingespielt.

Die Songauswahl des Abends deckt alle Facetten der DOORS hervorragend ab: von „Hello, I love you“, „Soul Kitchen“, „Touch me“ und „The Crystal Ship“ geht es über „People are strange“, „Love me two times“ und „Maggie McGill“ zum Finale des ersten Sets mit „Five to One“, „Black Train Song“ und dem unglaublichen „Little Red Rooster“. Nach einer Verschnaufpause findet man sich zu den Klängen von „Break on through“, „Peace Frog/Blue Sunday“ und der „Love Street“ wieder vor der Bühne ein. Danach wird (endlich) das „L.A. Woman“-Album bedacht und mit „Love her madly“, dem immer wieder unglaublichen „Riders on the Storm“ und einem der besten Songs aller Zeiten: „L.A. Woman“. Abgerundet wird der zweite Set mit einer Monumentalversion von „Light my fire“, inklusiver gerissener Gitarrensaiten, Solos für alle und einer fesselnden Atmosphäre.
Die Anwesenden wehren sich lautstark gegen den verfrühten Abgang und so lassen es sich die Jungs nicht nehmen, für „Roadhouse Blues“, „Alabama Song“ und „Twentieth Century Fox“ auf die Bühne zurückzukehren.

Jedem der Besucher wird sein Lieblingstrack fehlen und auch ich würde mir wünschen „When the Music′s over“ oder „The End“ als Monumetalsongs oder „Hyacinth House“, „Indian Summer“ und vor allem „End of the Night“ erleben zu dürfen, aber da gibt es nur eine Möglichkeit: so viele Shows besuchen, wie möglich, irgendwann sind die persönlichen Lieblinge sicherlich im Set.

Es fällt mir auf, dass während der beiden Sets weniger improvisiert wird, als zum Beispiel vor einem Jahr in Salzgitter. Sicherlich liegt das an der Tatsache, dass man nicht mit dem „regulären“ Gitarristen spielt, was aber keinesfalls als Kritik zu verstehen sein soll, sondern lediglich als Beobachtung. Denn mit dem, was diese vier Musiker heute Abend an Kreativität und wirklicher Live-Musikalität bieten, steckt man 90% aller Liveauftritte auf dieser Erde locker in die Tasche. Kein Gig gleicht dem anderen, natürlich gibt es Regeln und Absprachen, aber den Freiraum dazwischen könnten unsere anderen Lieblingsmusiker, die wir regelmäßig bejubeln, nie und nimmer füllen.
Bei THE DOORS OF PERCEPTION weißt du nie, was dich erwartet, aber du kannst dir sicher sein: es wird außergewöhnlich.

Mein Dank geht an die Torsten und Band und die CD-Kaserne! (chris)