NECROS CHRISTOS
„Domedon Doxomedon“
(Death Metal)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 18.05.2018
Label: Sepulchral Voice Records
Webseite: Facebook
Am 18.05.2018 erscheint das vermutlich ambitionierteste Album des Jahres (mindestens) und ihr solltet euch sechs bis acht Wochen Zeit nehmen, alle anderen Alben beiseite legen, eure Frau / Freundin, euren Mann / Freund in die Reha schicken und in die Welt von NECROS CHRISTOS eintauchen.
Mors Dalos Ra hatte von Anfang an ein klares Konzept von NECROS CHRISTOS und das bedeutet nicht weniger, als dass „Domedon Doxomedon“ das letzte Album der Band sein wird. Das Sprichwort „Wenn es am Schönsten ist, sollte man gehen“ ist wahrscheinlich für genau diesen Moment erdacht worden, denn „Domedon Doxomedon“ übertrifft aus vielerlei Gründen alle anderen Veröffentlichungen der Band, die allerdings ebenfalls alle in der Champions League des Death Metal anzusiedeln sind.
Leider liegen mir keine Infos bezüglich des textlichen Konzepts vor, aber ich empfehle euch, die Augen und Ohren nach entsprechenden Interviews aufzuhalten, in denen Mors Dalos Ra die Hintergründe hoffentlich ausführlich erklären wird. Das Niveau der Texte war bisher immer so hoch, dass ich mir nicht zutraue, eine Interpretation dazu abzugeben … Ich erinnere mich noch an das Interview aus dem Jahre 2011, bei dem ich mir wie ein Schuljunge vorkam, der allerdings auch bei den grundlegendsten Fragen immer eine erschöpfende Auskunft erhielt.
Konzeptionell betreten wir die Welt von NECROS CHRISTOS, wie wir es gewohnt sind: die Songs werden konsequent durch die „Temple“ eingeleitet und anschließend trittst du durch das „Gate“. Ob du den Song dadurch verlässt oder den neuen Tempel betrittst, darf man musikalisch sicherlich selbst entscheiden, aber auch hier denke ich, dass mehr dahintersteckt, als der Hörer vermutet. Eine Besonderheit dürfte die Tatsache darstellen, dass alle 18 Zwischenstücke sich wunderbar in das Gesamtbild integrieren und trotz ihrer Unterschiedlichkeit die Atmosphäre und das Gefühl des gesamten Albums bestimmen und nie störend wirken. Nebenbei bemerkt möchte ich euch die RA AL DEE EXPERIENCE-Veröffentlichungen nahelegen, die einen ähnlichen musikalischen Spirit innehaben, wie die Verbindungstücke.
Die neun Songs selbst stellen für mich als Fan das Beste dar, was die Band je veröffentlicht hat. Zum einen ist es der bekannte und urtypische NECROS CHRISTOS-Groove, der sich durch die ganze Scheibe zieht, aber auf der anderen Seite hat die Band an so vielen Stellschrauben gedreht, dass es immer Neues zu entdecken gibt.
Der Opener „I Am Christ“ ist ein Monstrum von einem Song und beinahe progressiv zu nennen. Das ist sicherlich keine leichte Kost für den Einstieg, aber es lohnt sich, denn man kann eine Entwicklung miterleben. Großartig.
Mein Lieblingssong „Seven Altars Burn In Sin“ bezieht seine Suchtwirkung aus dem unglaublichen Solopart! Gestern standen wir auf dem Balkon und labten und an Gerstenkaltschale, als wir METALLICAs „Fade to Black“ hörten und feststellten, dass es solche Musik heutzutage nicht mehr geschrieben wird und da kommt NECROS CHRISTOS mit diesem Song um die Ecke. Keine Angst, liebe Todesblei-Jünger! Hier wird nicht gewimpt, sondern NECROS CHRISTOS erweitern ihren auf dem letzten Metern ihren Horizont und es ist nicht auszudenken, zu was die Band zu Erschaffen im Stande wäre, würde sie über das neue Album hinaus existieren. Andererseits nährt es die Hoffnung, dass man diese Schiene vielleicht mit folgenden Projekten weiterentwickelt.
Das erste Video setzt „Tombstone Chapel“ in Szene, einen eher klassischen Deather, aber nichtsdestotrotz ein unglaublicher Song!
„The Heart Of King Solomom In Sorcery“ ist noch so ein Volltreffer, denn hier wird im Midtempo gestampft, technisch gerifft, der Zwischenpart erinnert wieder an die RA AL DEE EXPERIENCE, bevor man erneut mit einem starken Solopart begeistert. Hammer. Wie viele Ideen müssen in den Köpfen der Bandmitglieder herumgeschwirrt sein, bevor man sie gebündelt und so kraftvoll in Szene gesetzt hat?! Grandios.
Mein letzter Anspieltipp ist auch gleichzeitig der letzte Song: „In Meditation On The Death Of Christ“; ein eigenes Album in einem Song, vielschichtig, packend und fucking mächtig.
Die Produktion ist ist ebenfalls hervorragend transparent, druckvoll und wirkt für dieses Album perfekt. Bei gut 113 Minuten Spielzeit und der Aufteilung in drei Altäre ist es konsequent, das Album als 3fach-CD bzw. 3fach-Vinyl anzubieten. Ich für meinen Teil kann es kaum erwarten, das Vinyl am 09.06.2018 aus dem Bi Nuu in Berlin nach Hause zu schleppen, denn da feiert die Band zusammen mit VENENUM (Fuck YEAH!) die Veröffentlichung und verspricht uns, das Album in Gänze aufzuführen!
Menschen, die Musik nicht nur als Nebenherbeschallung nutzen und sich mal vor Augen führen möchten, was Musiker und Bands in der Lage sind zu erschaffen, müssen sich „Domedon Doxomedon“ zweifellos zulegen, denn das ist weit mehr als ein „Album“. (chris)