FILM+HÖRSPIEL

FILM „Töte Amigo“ (Western)

Originaltitel: Quien Sabe?

Produktion: Italien, 1967

Blu-Ray-Veröffentlichung: 11.09.2014

Wertung: gut

Regie: Damiano Damiani

FSK: 18

Darsteller: u.a. Gian Maria Volonté, Klaus Kinski, Lou Castel, Martine Beswick…

Genre: Western

Studio: Koch Media

Inhalt (Quelle: Koch Media):
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts tobt in Mexiko noch immer die Revolution. Das ideale Umfeld für Verbrecherbanden wie jene von El Cuncho (Gian Maria Volontè), um zwischen Rebellentum und Kriminalität ganz eigene Ziele zu verfolgen. Nur sein Bruder El Santo (Klaus Kinski) glaubt noch an die Werte der Revolution, von der auch der mysteriöse Amerikaner Bill Tate profitieren will. Eine explosive Gemengelage, die in einem der legendärsten Italo-Western überhaupt mündet.

Der Italo-Western war ende der 60er Jahre deutlich mehr, als ein Rothaut-gegen-Bleichgesicht-Überlegenheits-Vehikel, sondern er transportierte auf abstrahierte Art und Weise Kritik an Gesellschaft und Politik. So wie ich „Töte Django“ als Gesellschaftskritk empfinde, empfinde ich „Töte Amigo“ deutlich politischer, wenngleich auch die Gesellschaft im Allgemeinen und das Individuum im Besonderen sein hässliches Gesicht zeigt.

El Cuncho, gespielt von Gian Maria Volonté (u.a „Für eine Handvoll Dollar“) kämpft für die Revolution während des Mexikanischen Bürgerkrieges, leider benutzt er die gleichen Mittel, wie die Aggressoren auch, nämlich kaltblütigen Mord. Dieses Manko ist ihm durchaus bewusst, bis die Geschichte allerdings darin gipfelt, dass er eine ganze Stadt, in der seine Freunde sich auf den Angriff der Armee vorbereiten, verrät, um Profit mit einem Maschinengewehr zu machen. Dabei wäre der richtige Platz für das Maschinengewehr ebendiese Stadt gewesen. Moral gegen Profitsucht ist das große Thema, aber auch der mysteriöse Bill Tate (Lou Castel, u.a. „Paranoia“ von Umberto Lenzi) sorgt von Beginn an für Denkerfalten auf der Stirn, denn sein Verhalten ist anfangs seltsam bis unlogisch, für den außenstehenden Betrachter, aber im Laufe des Filmes ahnt man schon, was der Prototyp eines Undercover-Agenten im Schilde führt. Tate ist auch nicht ganz unschuldig an einer „Verwandlung“ El Cunchos zum Ende der Geschichte hin, bis sich dieser auf seine Werte besinnt.

Ist „Bill Tate“ die fleischgewordenen Kritik an den USA, die sich in alles einmischen und mit Geld alles und jeden kaufen? Das entscheidet selbst für euch, wenn dieser Film noch lange in eurem Hirn nachhallen wird, denn schließlich liegt unter der Oberfläche dieses erstklassigen Western genug Stoff zum Nachdenken. Bei diesem Film wird einem klar, dass es nicht nur schwarz und weiß gibt, sondern, dass alles im Leben in vielfältigen Grautönen daherkommt.

Die Schauspieler liefern allesamt eine tolle Leistung ab und wenn man schon die Gelegenheit hat, sich Klaus Kinski als schießwütigen Priester anzuschauen, sollte man sich die Chance auch nicht entgehen lassen. Kinski überzeugt wie immer mit seiner zerrissenen Persönlichkeit zwischen praktiziertem Christentum und tödlichem Handgranatenwerfer.

Dieser „Revolutions-Western“ wurde bei seiner Erstaufführung in Deutschland um satte 20 Minuten gekürzt, liegt hier aber in seiner ungeschnittenen, brutalen Schönheit vor (immer noch FSK 18 und das nicht zu unrecht) und ist komplett synchronisiert, indem man die fehlenden Stellen sehr passend nachsynchronisiert hat.

Das Bild ist eine Bombe: schön scharf und mit reichen Farben versehen. Da es bereits die dritte DVD-Auswertung im Hause von Koch Media ist (die diesen Film als „Western-Dauerbrenner“ bezeichnen), aber die erste auf Blu-Ray, dürfen sowohl Fans, die gerne auf das neue Medium „upgraden“ wollen oder auch Neulinge wie ich, ungesehen zuschlagen, denn trotz der 118 Minuten Laufzeit, hat der Film nicht einen einzigen Hänger!

Die technische Ausstattung liest sich wie folgt: Bildformat 2.35:1 (16:9), der Ton liegt auf der Blu-Ray im DTS-HD Master Audio 2.0 vor und als Sprachoptionen kann man zwischen Deutsch, Englisch und Italienisch wählen.

Die Extras beinhalten nichts neues im Vergleich zur letzten DVD-Auflage, aber es muss ja auch nicht sein, denn unterhaltsam sind die Interviews mit Damiano Damiani und Lou Castel, die drei Kinotrailer und die Bildergalerie mit seltenem Werbematerial auf jeden Fall. (chris)