FILM+HÖRSPIEL

FILM „Sugar Hill“ (Drama / Thriller)

Originaltitel: Sugar Hill

Produktion: USA, 1993

DVD-Veröffentlichung: 20.06.2014

Wertung: gut

Regie: Leon Ichaso

FSK: 16

Darsteller: u.a. Wesley Snipes, Michael Wright, Theresa Randle, Ernie Hudson, Donald Faison, Abe Vigoda

Genre: Drama / Thriller

Studio: filmArt

Inhalt:
Wer Harlem betritt, unterschreibt sein eigenes Todesurteil. Korruption, Gewalt, Verbrechen und der Kampf ums Überleben sind an der Tagesordnung – und nichts bringt soviel Geld wie das illegale Geschäft mit den Drogen. Schon als Junge wusste Roemello was er wollte, die Straße, das Viertel, die Macht – und Rache. Rache dafür, dass seine Eltern Opfer eines Milieus wurden, das vom stärksten Clan der Stadt geprägt ist. Die Männer, nach deren Vorbild er zu dem wurde was er heute ist, warten nur auf die Gelegenheit, mit ihm und seinem Bruder abzurechnen…

Wesley Snipes war mal ′ne ganz große Nummer im Actionkino der neunziger Jahre. „Sugar Hill“ liegt schöpfungstechnisch zwischen „New Jack City“ (1991), „Passagier 57“ (1992), „Weiße Jungs bringen′s nicht“ (1992), „Demolition Man“ (1993), „Die Wiege der Sonne“ (1993), „Drop Zone“ (1994) oder „Money Train“ (1995), um nur mal wenige Filme zu nennen, bei denen er damals dabei war… die Liste ist noch viel länger und findet ihren Höhepunkt sicherlich in „Blade“ (1998). Dagegen war „Sugar Hill“ (1993) ein echter Leisetreter.

Der Film ist durch die Bank weg sehr gut besetzt, man trifft viele Bekannte wieder und kann sich auch an Abe Vigoda erfreuen, den jeder von uns kennt, aber keiner kann sein markantes Gesicht dem Namen zuordnen.

Regisseur Leon Ichaso inszeniert diesen mafiösen Film in einer Entspanntheit, die es schlicht einfordert, sich einfach auf die Geschichte einzulassen. Es gibt wenig Action, aber in meinen Augen liegt auch darin die Stärke des Filmes: das Drama steht im Vordergrund und der Film hat seine stärksten Momente, wenn es um den Vater-Bruder-Sohn-Konflikt geht und ganz besonders wenn die Liebe ins Spiel kommt.

Roemello möchte dem Milieu entfliehen, wird aber von anderen, allen voran seinem hilfebedürftigen Bruder, gebremst, der an den alten Strukturen festhält. Auch als ein Komplott gegen ihn geschmiedet wird, will er eigentlich gar nicht sein Territorium verteidigen, sondern möchte dem Kreislauf aus Gewalt und Drogen entfliehen. Warum er allerdings überhaupt in diesem Drogenmilieu zu einer respektablen Nummer aufgestiegen ist, bleibt mir rätselhaft, denn schließlich musste er mit ansehen, wie seine Mutter an einer Überdosis krepiert ist und sein Vater nur noch als Drogenzombie durch Harlem flaniert. Da liegt in manchen Punkten auch die Schwäche des Filmes, denn so manche Intention wird nicht klar herausgearbeitet. Aber lässt man diese erzählerischen Schwächen mal großzügig beiseite, kann man sich an dem inneren Kampf ergötzen, den der tragische Held Roemello kämpfen muss… ein Schöngeist mit Liebe zum Jazz und der Sehnsucht nach einem völlig normalen Leben mit Frau, Kind und Garten muss sich immer wieder der Gewalt stellen, die er verabscheut, aber anwendet, wenn es unbedingt nötig ist.

Achtung: Der Trailer stammt nicht von der filmArt-Veröffentlichung!

Die Rückblicke erzählt Ichaso in schwarz-weiß und lässt zu Beginn und Ende des Filmes Roemello als Stimme aus dem Off agieren, um uns seine Gefühle darzulegen. Ansonsten hätte der Film wahrscheinlich drei Stunden gedauert, wobei ich denke, das 90 Minuten auch genug gewesen wären.

Die Umsetzung und der Look des Filmes erinnert mich immer an TV-Produktionen aus dem Amiland und daher verwundert es nicht, dass der Film bei uns lediglich eine Videopremiere feierte, wenngleich er in Amerika 18 Mio. Dollar an den Kinokassen eingespielt hat, bei einem Budget von 10 Mio. Dollar. Das erschreckendste an dem Film sind, neben den schrecklichen jazzigen Soundtrack, allerdings die Klamotten… kann ich mich am Style der 70er Jahre auch heute noch ergötzen, muss ich leider feststellen, dass wir alle in den 90ern extrem beschissen angezogen waren… oversize ruled the world…

filmArt würdigt diesen Film mit einer sehr schönen Veröffentlichung als Nummero Uno der „Cine Selection“ im Mediabook mit einem informativen Booklet von Oliver Nöding. Als Extra ist lediglich der original Kinotrailer enthalten, aber dafür sind Bild und Ton top. Sammler müssen schnell zuschlagen, denn auch diese Veröffentlichung ist auf 1000 Exemplare limitiert.

„Sugar Hill“ ist ein „kleiner Film“ aus den Neunzigern, der trotz einiger Schwächen durchaus sehenswert ist, wenn man sich auf den traurigen Helden einlässt und mit ihm den Weg geht, der ihm Veränderung bringen und in ein bürgerliches Leben führen soll. Irgendwie kann ich Roemello Skuggs verstehen. (chris)