F+H EMPFEHLUNG, FILM+HÖRSPIEL

FILM „Die Präsenz“ (Found Footage)

Originaltitel: Die Präsenz

Herstellungsland: Deutschland 2014

Wertung: Empfehlung

Regie: Daniele Grieco

Darsteller: Matthias Dietrich; Henning Nöhren; Liv Lisa Fries

FSK: unbewertet

Studio: Stella Maris Film

Genre:  Found Footage Horror

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Inhaltsangabe:

Der Anthropologie Student Makus beschäftigt sich in seinem Studium mit volkstümlichem Aberglauben und dem Poltergeist Phänomen. Als sein Freund Luka von einer entlegenen Burg hört, in der es spuken soll, will Markus die Chance nutzen. etwas Paranormales aufzuzeichnen – sie beschließen, eine Woche der bevorstehenden Ferien dort zu verbringen. Seine Freundin Rebecca wird erst eingeweiht, als die drei schon auf dem Weg sind. Die Studenten verschaffen sich unbefugt Zugang zu der düsteren Wasserburg und richten sich für die Nacht ein. Was am Anfang noch ein Spaß zu sein scheint, wird jedoch bald blutiger Ernst: Etwas Dämonisches scheint auf der Burg umzugehen, und die Ereignisse geraten außer Kontrolle.Der im Found Footage Stil gedrehte Film zeigt die tödlichen Ereignisse der kommenden Tage und Nächte.

Meinung / Fazt: Hoffnung für den deutschen Film

Found Footage, so bezeichnet man das Filmgenre, das durch Filme wie „Blair Witch Project“ Ende des letzten Jahrtausends bekannt wurde, doch sogar schon in den frühen 80er erste zaghafte Querverweise vorweisen kann. Gerade als man dachte diese Art von Filmen gerät fast in Vergessenheit, wurden mit „REC“ aus Spanien und „Paranormal Activity“ wieder richtig gute und vor allem innovative Beiträge abgeliefert, die inzwischen leider alle zum Franchise verkommen sind bzw. unzählige peinliche Nachahmer nach sich gezogen haben. Auch aus deutschen Landen gab es schon eine handvoll Beiträge, hier sind zum Beispiel die Filme „RAW – Der Fluch der Grete Müller“ und dessen zweiter Teil zu nennen, das Ergebnis ließ allerdings einiges zu Wünschen übrig. Nun ist aber ein neuer Beitrag aus Deutschland aufgetaucht der auf den Namen „Die Präsenz“ getauft wurde und vom Kölner Filmstudio Stella Maris Film produziert wurde und vertrieben wird.

Der Film setzt auf dem gewohnten und bewährten Ansatz des Genres auf, 3 junge Studenten machen sich samt Kamera Equipment auf dem Weg zu einem verlassenen Wasserschloss, um den Sagen und Mythen des Gemäuers auf den Grund zu gehen. Es soll dort in der Vergangenheit zu einigen grausamen Tragödien und Todesfällen gekommen sein, später wurde von Poltergeistern berichtet. Die Autofahrt zu diesem Ort wird sehr gut genutzt, um die drei Teammitglieder Marcus, Rebecca und Lukas den Zuschauern vorzustellen, doch auch hier darf man sich das erste Mal unvorbereitet erschrecken,… Als man von den Hauptverkehrswegen abfährt und durch einen schier endlosen tristen Winterwald fährt, beginnt die Stimmung sich zu verdichten, mit Erreichen der alten wunderschönen Wasserburg weiß man auch schon als Betrachter, dass hier viel Potential für einen angenehmen Grusel steckt. Folgend wird das Gemäuer gesichtet und vor allem macht man sich einen Spaß die doch etwas zart besaitete Rebecca mehr und mehr mit den Gruselgeschichten des Hauses zu beunruhigen. Doch spätestens als die Kamera, im gern verwendeten Nachtsichtmodus, die drei schlafenden Studenten Nachts beobachtet und anormale Geschehnisse sich vortragen ist klar, dass hier mehr hinter steckt, als nur Mythen und Geschichten.

Die Filmemacher machen hier vieles richtig. Es beginnt mit der guten Vorstellung der einzelnen Charaktere. Dann die sich zunehmende Verdichtung der Spannung durch Veränderung und Entfremdung der Landschaft funktioniert auch sehr eindrucksvoll und wird gekrönt mit dem nächtlichen Burggemäuer. Die Kulisse bietet schon genug Grund zu Beunruhigung und hätte sicherlich auch perfekt in einen der 60er Jahre Edgar Wallace Krimis gepasst. Zusätzlich ist natürlich die Ego Kameraführung immer sehr beunruhigend, da man nie weiß in welche Richtung sich das Bild wendet und was in der folgenden Sekunde von der Kamera eingefangen wird. Auch wird die Spannung durch viele Bildstörungen und Fokussierungen gesteigert, denn schnell hat man raus, dass eben diese Effekte immer etwas Anormales ankündigen. Nun, und wenn man dann schon mal diesen guten Stresslevel beim Zuschauer erreicht hat, dann ist es auch nicht mehr schwer die Fassung zum Überlaufen zu bringen, und die wird mit sehr penetranten und nervenaufreibenden Soundeffekten erreicht. Immer wieder Klopfgeräusche, irgendwas schleift, kratzt oder weint… mit diesen einfachen aber effektiven Mitteln ist dann der Zuschauer richtig gut auf Spannung gehalten und muss verfolgen wie die Situation der drei jungen Leute von Tag zu Tag mehr außer Kontrolle gerät.

Vergleiche anzuziehen zu den bekannten Genre Vertretern wäre unangebracht und unnötig. DIE PRÄSENZ ist kein deutsches „Blair Witch“ oder so. Nein, dieser Film steht für sich selber, bedient sich nur einer ähnlichen Technik. Natürlich gibt es Dinge wo man sagen könnte, „dass hab ich aber schon mal gesehen“. Aber wo gibt es das nicht? Letztlich gilt es festzustellen, dass die Schauspieler sehr gut in ihren Rollen funktionieren und nicht wie gelangweilte Pornodarsteller wirken, wie dies leider bei vielen amerikanischen Klon Versuchen der Fall war. Die Kulissen sind im Film sehr gut gewählt und sorgen für eine grandiose Grundstimmung in der rundum interessanten und spannenden Geschichte. Wie bei allen Filmen dieser Art habe ich leider oft Probleme die Konversationen der Akteure richtig zu verstehen und zu verfolgen und gerade in diesem Film war die sicherlich gewollte Differenz zwischen Gesprächslautstärke und Effektvolumen manchmal ziemlich krass.

Aktuell ist man mit dem Film auf Kinotour durch Deutschland, solltet ihre also Interesse haben, dass dieser Film mal im Kino bei euch um die Ecke läuft, einfach mal auf Facebook vorbei schauen und den Kontakt zu den Verantwortlichen suchen…

Bleibt nur noch eine Frage? Wieso hat der Film eigentlich den Zusatztitel „Der Deutsche Horrorfilm“ trägt? Aber hierzu möchte ich mich nicht auf Spekulationen einlassen, sondern kündige hiermit in Kürze ein Interview mit Daniele Grieco an, dem Regisseur des Films.

Final ist zu sagen, dass DIE PRÄSENZ jedem Found Footage Film Freund wirklich dringendst zu empfehlen ist. Aber auch Liebhaber des feinen klassischen Gruselfilms können hier absolut auf ihre Kosten kommen. Vor allem sollte man den deutschen Film an der richtigen Stelle supporten, damit wir die bis heute sehr zurückgebliebene Stellung innerhalb der europäischen Filmszene nicht auf ewig inne haben. (michi)