LIVEBERICHT

ENDSTILLE + GYMIR + PURGAMENTUM :: Chaos und Stille

 
Live im B58 in Braunschweig am 22.02.2014
Fotos & Text © Chris

 

Den Konzertabend starten PURGAMENTUM aus Wolfsburg. Ihr Mix aus Black und Extrem Metal geht so richtig fett ins Ohr. Vom frisch erschienenen Album „Aschewelt“ präsentiert man gleich drei Songs: „Aschewelt“, „Gier“ und „Erntemond“, dazu kommen die Songs „W.A.R.“ (der geht so richtig fett ins Ohr), „Gekrönte Dolche“ und man besingt die „Krankheit Mensch“. Die Bühnenpräsenz ist für eine so junge Band (im Oktober 2010 gegründet) wirklich formidabel und vor allem Fronter Sven zieht mit seinen Qualitäten die Blicke auf sich. Der Einstiegt ist extrem gelungen und macht klar, dass hier „Nachwuchs“ in den Startlöchern steht, der ordentlich was liefern kann.

In eine etwas andere Kerbe schlagen die Jungs von GYMIR, die ich heute zum zweiten Mal sehe und den Gig auf der 20. Schlachtnacht habe ich immer noch in guter Erinnerung. Zum Glück trügt mich die Erinnerung nicht und die Band ist einfach saustark. Ihr Black Metal besteht (ebenfalls) nicht nur aus wüsten Geknüppel, sondern sie haben ihre Stärke in den Arrangements und den atmosphärischen Teilen ihrer Songs. Sänger und Gitarrist Betino ist wir immer sehr fokussiert auf der Bühne und man spürt, dass die Musik und die Darbietung ihm sehr wichtig ist, denn die Ernsthaftigkeit, die er ausstrahlt, zwingt dich einfach zum genauer hinhören. Das Ende des Gigs kommt zwar etwas plötzlich, aber die Spielzeit ist perfekt genutzt worden, um die Botschaften in die Welt zu tragen. Ich hoffe, ich werde noch einiges von GYMIR hören.

Als ENDSTILLE die Bühne betreten findet allerdings ein Quantensprung im Entertainment statt, wobei die beiden Vorbands ja alles andere als schlappe Performances abgeliefert haben. Zingultus ist allerdings ein so famoser Frontmann, dass ich wahrlich überrascht bin. Eigentlich geht man ja davon aus, dass Menschen, die solche abgrundtief böse Musik machen auch abgrundtief böse sein müssen…aber weit gefehlt. Zingultus ist ein Paradebeispiel an Kommunikation und als seine ersten aufpeitschenden Worte an das Publikum ins Leere laufen (ja, die Niedersachsen sind mitunter etwas hüftsteif), schlägt er sich vor die Stirn, lacht und versucht es noch mal. Er post für die Fotografen und untermalt seine Texte mit Gesten und Grimassen… sowas trennt die Spreu vom Weizen.

 

Sogar als mehrfach bei dem Auftritt das Mikro versagt, zeigt sich seine ganze Professionalität und knallt keinen mit einer Stalinorgel ab, sondern die Band wartet geduldig, bis alles geregelt ist und überbrückt die Zwangspause mit einem kleinen Jam. Ich gehe davon aus, dass es keinen wirklich gefreut hat, aber trotz des Bekanntheitsgrades, dem eigenen Anspruch und der angesprochenen Professionalität ist es erstaunlich, wie locker man damit umgeht. Man merkt also schon: der Spaßfaktor ist bei diesem brutalen Ereignis enorm hoch. Vor allem, wenn Zingultus sich beim ersten fuck up des Mikros das zweite schnappt, welches aber mit so unglaublich viel Hall belegt ist, dass er sich vor Lachen kaum halten kann. Dadurch klingt „Sick Heil“ zwar etwas gewöhnungsbedürftig, aber die Ansage klingt schlimmer.

Neben diesen Kleinigkeiten gibt′s aber auch 14 mal ENDSTILLE in Reinkultur. Diese Band ist einfach so unglaublich brutal, dass es mir die Sprache verschlägt und ich mitunter vergesse, zu fotografieren. Aber dank der Beleuchtung auf der Bühne bringt das eh nicht viel und mein Wunsch, ein paar gestochen scharfe Portraits zu schießen, kann ich ziemlich schnell unter „unerfüllt“ abhaken.

Aber scheiß drauf. Die Songs sprechen ganz einfach für sich und ich freue mich, dass es nicht nur im oberen Geschwindigkeitsbereich abgeht, sondern auch einige Nummern das Tempo etwas rausnehmen, was für noch mehr Brutalität sorgt. Ein wahrlich gelungenes Best of-Set begeistert die vielen Banger und erstaunlich vielen Bangerinnen und während man das neue (verdammt geile Album) „Kapitulation 2013“ mit „Aborted“, „Sick Heil“, „The Refined Nation“ und „Stalin Note“ oder „World Aflame“ und „Anomie“ vom 2011er „Infektion 1813“-Album genial in die Setlist einfügt, bekommt man auch noch Klassiker wie „Dominanz“, „Conquest is Atheism“ und ganz besonders im Zugabenblock, den ich aufgrund der technischen Probleme nicht wirklich erwartet habe, die Oberknaller „Frühlingserwachen“ und „Navigator“ und einer absolut packenden Darbietung geschenkt. Allein für den Gnadenschuss am Ende in Form dieser beiden Songs, hat sich der Besuch definitiv mehr als gelohnt.

 

Aber neben der wahrlich einnehmenden Person von Zingultus ist auch die Band nicht zu vernachlässigen, denn mit welcher scheinbaren Leichtigkeit sich L. Wachtfels und B.Killed an den Gitarren, Cruor am Bass und vor allem Mayhemic Destructor am Schlagzeug sich durch die Songs knüppeln, ist eine wahre Augenweide und ein Ohrenschmaus. Wirklich gut aufeinander eingespielt präsentieren sich die 5 Teile der Kriegsmaschine und auch der geile Break bei „Anomie“ passt wie die Kugel in den Lauf. Weitere Songs, an die ich mich zu erinnern glaube, waren „Endstilles Reich“, „Bastard“, „Depressive / Abstract / Banished / Despised“.

Ich bin wirklich glücklich, dass ich ENDSTILLE mal in einer kleinen, aber extrem feinen Location wie dem B58 sehen durfte, denn die Intensität war, trotz der genannten kleinen Sprengfallen im Ablauf, einfach greifbar.

 

Vielen Dank an die Bands und an Ben und das gesamte Team vom B58! (chris)