INTERVIEW

NECRO FACILITY :: Ohne Fans sind wir Bands nichts!

NECRO FACILITY haben flächendeckend für ihr drittes Album „Wintermute“ überragende Resonanzen erhalten. Auch für mich ist dieses Album eines der besten Alben der letzten Zeit. Grund genug, mal ein bisschen mit Henrik und Oscar zu quatschen, um ein bisschen was aus dem Leben der Band und der Zusammenarbeit mit dem Label Progress Productions zu erfahren.

Review: „Wintermute“ (Electro / Alternative)
Webseite: www.myspace.com/necrofacility

 

Hallo Oscar hallo Henrik wie geht es euch?
Henrik (H): Hey man! Mir geht’s gut danke. Wie geht’s dir?

Oscar (O): Hey Jungs, uns geht’s gut!

 

Danke auch prima, zuerst stellt bitte euch und eure Band NECRO FACILITY kurz vor?
NF: NECRO FACILITY ist eine Band, die Industrial spielt (heute eher Industrial-Pop), der einen schwedischen Sound hat, kombiniert mit einem „West-Coast-Sound“. Wir machen seit etwa 10 Jahren Musik. Unser erstes Album „The Black Paintings“ veröffentlichten wir vor sechs Jahren. Dann haben wir „The room“ veröffentlicht, das mehr in Richtung Industrial ging. Aktuell haben wir unser drittes Album „Wintermute“ herausgebracht, bei dem der Industrial Sound etwas variabler geworden ist. Die Band besteht aus mir, Oscar, und Henrik. Wir produzieren, mixen und schreiben alle unsere Songs in unserem Studio in Stockholm.

 

Gratulation zu eurem wirklich ausgesprochen guten Album „Wintermute“. Bitte erzählt uns ein bisschen was zu dessen Entstehung.
H: „Wintermute“ wurde geschrieben, aufgenommen und produziert in den Lionheart Studios in Stockholm. Es hat ungefähr vier Jahre gebraucht, es fertig zu stellen, war also ein langer Weg bis wir am Ziel waren. Nach der Veröffentlichung von „The Room“ brauchten Oscar und ich erstmal ein bisschen Zeit zur Besinnung. Außerdem wollten wir uns wieder etwas um unsere Karrieren und unsere Familien kümmern. Da Oscar und ich ziemlich beschäftigte Jungs sind und viel Kram um die Ohren haben, hatten wir einige Schwierigkeiten, Zeit zu finden, um abzuhängen und ein bisschen coole Musik zu machen. Allerdings war das der beste Teil beim Entstehungsprozess von „Wintermute“. Je mehr ich die Möglichkeit habe mit Oscar abzuhängen, desto mehr Fehler passieren, weil wir dann nur Blödsinn im Kopf haben und viel lachen.

O : Es ist genau so wie Hendrik sagt hat, es war sehr schwer, Zeit zu finden, um sich wirklich hinzusetzen und zu schreiben und das Album zu produzieren. Sobald wir Zeit hatten, um uns wegen NECRO FACILITY zu treffen, landeten wir beim Biertrinken und haben über ganz andere Sachen gequatscht.

 

Wo liegen die Unterschiede zu den ersten beiden Alben?
H: Auf jeden Fall hat sich viel im Songwriting verändert nachdem wir „The Black Paintings“ und „The Room“ veröffentlich haben. „Wintermute“ ist mehr auf typische Songstrukturen fokussiert mit Strophen und Refrains und so. Die Texte und Vocals sind auch ein bisschen anders auf „Wintermute“. Ich wollte mehr singen und einen anderen Weg finden, mich selber auszudrücken in den Texten. Somit ist das Album mehr Pop orientiert mit einem Clean-Gesang, geradlinige Killer Tracks mit starkem Refrain, anders als beim kantigen Industrial.

O : Yeah, wir wollten was komplett anderes machen auf „Wintermute“. Wir haben wirklich versucht, nicht in alte Gewohnheiten zu verfallen und dieselben, alten Sounds verwenden usw.. Es war nicht einfach aber ich glaube es war notwendig.

 

Welches ist euer Lieblingssong auf dem Album, was ist die Geschichte zu dem Stück?H : Alle Songs auf dem Album sind sehr gut, es ist schwer einen auszusuchen! Aber eines meiner Lieblingsstücke ist „All that you take“. Das ist so ein starker Song, mit schönen Harmonien, Texten und gleichzeitig ist es grob und rau mit seinem Industrial Feeling. Als Oscar mir den Song das erste Mal vorspielte, war es erstmal nur eine Idee, das Stück mit Klavier Akkorden zu umspielen. Wir haben uns dann entschieden, damit weiter zu arbeiten. Und nachdem wir die Vocals eingespielt hatten, waren wir uns zuerst ziemlich unsicher, ob wir das Stück auf „Wintermute“ veröffentlichen sollen, weil der Track so nervös erscheint und so ungewöhnlich klingt. Ich meine, nicht viele andere Künstler haben es geschafft, eine funktionierende „Industrial Ballade“ hinzubekommen. Unser Label Manager Torny ging total steil und wollte Stück unbedingt auf der Platte haben. So haben wir uns entschlossen, es zu veröffentlichen und im Nachhinein bin ich super glücklich über diese Entscheidung.

O : Yeah, ich sehe das genauso, der Song ist sehr, sehr speziell. Ich mag „Fall Apart“ sehr und ich denke, dass ist auch einer meiner Lieblingsstücke auf „Wintermute“. Aber es ist sehr schwer, jedes Stück hat seinen eigenen Platz in meinem Herzen.

 

Charakterisiert eure Musik. Für mich ist es wie eine Reise durch die letzten 20 Jahre an elektronischer und alternativer Musik.
H: Wow, das ist eine schöne Sache zum Beschreiben. Ich bin mir nicht sicher wie ich NECRO FACILITY definieren würde. Ich denke, ich würde sagen, NECRO FACILITY ist progressiv, hat Beats, Rhythm hooks, Melodien, Experimentelles, Traurigkeit, Freunde, Härte und Softheit. Ein bisschen schizophren wenn man alles zusammen tut 😉

O : Bei NECRO FACILITY dreht sich alles um freie Kreativität, auch wenn uns die Leute mit anderen Künstlern vergleichen war es keine Absicht, wie irgendjemand anderes zu klingen. Wir haben einfach das getan wonach wir uns gefühlt haben!

 

Eure Musik distanziert sich zu vielen anderen modernen Electroacts, die sich immer mehr Richtung Techno entwickeln.
H: Nun wir folgen den Weg, der uns für NECRO FACILITY richtig erscheint. Das ist das, was wir die ganze Zeit machen wollten. Bei nächsten Mal wird es vielleicht was anderes sein. Wohl aber kein Techno. Aber anders..

O : Nächstes mal wird es bestimmt samba!

 

„Wintermute“ wurde unter Anderem auch als Vinyl Version veröffentlicht. Seid ihr Vinyl Fans, und was haltet ihr vom mp3 und itunes Trend?
H: Ich mag beide Formate. Ich habe mehr Schallplatten als CDs und natürlich noch mehr mp3’s. Es ist ein Traum, dass wir die Vinyl Veröffentlichung realisieren konnten. Eine Schallplatte zu hören hat schon etwas ganz besonderes. Aber um ehrlich zu sein, bevorzuge ich das mp3 Format. Es ist um einiges einfacher, das zu hören, was man gerade hören möchte. Das ermutigt mich mehr Musik zu hören. Somit bin ich sehr zufrieden, Geld für mp3 Songs auszugeben oder beim Streaming Service.

O: Ja, wir mögen beides und nutzen es auch. Eigentlich muss ich sagen, dass ich viele mp3s kaufe und davon mache ich viel Gebrauch. Aber es ist natürlich kein Vergleich dazu, zu Hause eine CD einzulegen.

 

Ihr beide seid seit vielen Jahren gut befreundet. Wie wichtig ist das für eure Arbeiten mit NECRO FACILITY?
H: Für mich ist es das wichtigste überhaupt. Wir achten stets darauf, dass wir beide mit den Entscheidungen, die wir treffen, einverstanden sind. Sei es bei der Musikproduktion, den Gig Buchungen oder bei was auch immer. Oscar ist mein bester und engster Freund und ich vertraue ihm voll und ganz. Wenn das nicht so wäre, alles wäre zu streng und professionell und NECRO FACILITY würde nicht existieren. Zumindest nicht für mich.

O: Das ist NECRO FACILITY. Es geht darum, dass Henrik und ich zusammen Blödsinn machen. Wir würden NECRO FACILITY niemals dafür verwenden, um nur Geld verdienen zu wollen, und wenn wir beide keine Freunde mehr wären (ich hoffe das wird nie so sein), dann würde NECRO FACILITY nicht mehr existieren.

 

Hattet ihr Beiden in eurer Jugend dieselben Lieblingsbands ? Was waren eure ersten Vinyls oder CDs, die ihr euch gekauft habt?
H: Ja und nein. Wir hatten immer eine Menge Bands, die wir beide mochten. Aber oft unterschiedliche Songs. Und natürlich unterscheidet sich unser Geschmack auch. Wir sind halt zwei Individuen 😉

O: Ich mag so viel Musik! Aber SKINNY PUPPY ist immer in meinem Herzen!

 

Was gibt es von euch an der Livefront zu erwarten? Werden wir euch demnächst in Deutschland zu sehen bekommen?
H: Wir haben in der Vergangenheit schon einige Male in verschiedenen Lokations in Deutschland gespielt in den letzten Jahren und ich bin total begeistert von dem Land. Es herrscht immer eine total angenehme Atmosphäre und coole Leute kommen, um die Bands zu unterstützen. Also würde ich sehr gerne wieder nach Deutschland kommen, um Konzerte zu geben. Aber! Wir sind ziemlich wählerisch, wenn es darum geht, irgendwo live zu spielen. Wir wollen nicht einfach durch die Welt touren, um Geld zu machen. Wenn wir ein Konzert zusagen, ist es weil wir glauben, dass es eine coole Sache wird, die von jemanden organisiert wird, der Musik so liebt wie wir. Das ist wirklich sehr wichtig für uns.

O: Ja, genau so wie es Henrik dir gesagt hat, wir möchten Liveshows geben, wenn die Gelegenheiten günstig sind. Wir spielen nicht, um uns auszustellen.

 

Da passt ja meine nächste Frage, im Juli spielt ihr zusammen mit vier anderen Progress Production Bands auf dem Arvika Festival. Schaut nach einem Familientreffen aus!? Kennt ihr alle Bands persönlich?
H: Hahaha, das kann man wohl sagen! Ist tatsächlich wie ein Familientreffen. Aber das ist genau das Ding bei Progress Productions. Wir sind alle Freunde und wie eine große Familie die Musik macht und liebt. Das ist schon phantastisch!

O: Ja, das wird ein Spaß, unsere ganzen Freunde wieder mal zu treffen, einige der Bands kommen aus Stockholm und wir treffen uns ab und an, aber ich freu mich auch die anderen endlich mal wieder zu treffen.

 

Welches Konzert ist das letzte, das ihr besucht habt? Besucht ihr überhaupt öfters welche?
H: Ich muss zugeben, dass ich nicht zu vielen Konzerten gegangen bin in der letzten Zeit. Ich weiss gar nicht mehr, welches das Letzte war.

O: Ja bei mir ist es dasselbe, ich sitze den ganzen Tag im Studio!

 

Euer Heimatland Schweden ist wahrscheinlich der größte Pool an elektronischer Musik. Kannst du mir erklären warum das so ist?
H: Kann dir nicht sagen warum, aber die schwedischen Leute waren schon immer gut im Musik machen. Ich glaube, das hat viel mit unseren freien Musikschulen zu tun, die es in unseren Grundschulen gibt. Oder das hat mit unserem Wetter zu tun 😉

O: Ich glaube, es liegt am Wetter, der viele Schnee in Schweden, und das halbe Jahr müssen wir drinnen sitzen und dann haben wir Zeit, um Musik zu produzieren und zu schreiben!

 

Torny von Progress Productions macht einen wirklich guten Job, wie wichtig ist er für euch und NERCO FACILITY?
H: Torny Gottberg ist absolut phänomenal. Wir erhalten immer viel Unterstützung von ihm und er setzt uns nie unter Druck, um etwas schneller zu veröffentlichen oder etwas rauszubringen, was wir nicht wollen. Er ist ein herzensguter Mensch, der alles für sein Label und die Musik tut. Und seitdem er selber Künstler ist, weiß er, wie die Welt auf der anderen Seite ausschaut. Ich denke, es ist extrem wichtig, dass eine gute Zusammenarbeit zwischen Band und Label Manager herrscht.

O: Torny ist einzigartig in seiner Arbeitsweise. Er arbeitet aus Liebe zur Musik!! Wir sind sehr glücklich, dass wir mit ihm zusammen arbeiten können.

 

Kennst du einige junge Bands in Schweden, die du uns empfehlen kannst?
H: Da sind sicherlich eine ganze Menge davon da draußen. Komm aber grad auf niemanden, den ich empfehlen könnte.

O: Hoffentlich eine Menge!! Wir sind ständig auf der Suche nach neuer Musik!

 

So, die letzten Zeilen gehören euch ,um das zu sagen, was ihr schon immer sagen wolltet!
H: Unterstützt eure Lieblingsbands und Clubs. Geht zu Livekonzerten und kauft Musik. Ohne euch sind die Bands und Künstler nichts!

O: Genau wie Henrik es gesagt hat!! 🙂

LIEBT MUSIK!!

 

Vielen Dank für eure tollen Antworten und viel Erfolg und Spaß in der Zukunft!

.