WHISPERS IN THE SHADOW
„Rapture“
(Post Punk / Dark Rock)
Wertung: Gut+
VÖ: 13.06.2025
Label: Icy Cold Records
Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp
Der Österreichischen Formation gelingt es auf ihrem zwölften Studioalbum seltsam vertraut, dennoch erfrischend anders zu klingen. Bereits der straighte Opener „Resume the Pose“ lässt mit seiner schrägen Punk Attitüde aufhorchen. Ein wenig Ramones samt Count-up. Gleich ein überraschender Knalleffekt zu Beginn.
„Zealots“ holt uns mitten aus dem Pogo in eine sphärische, fast ambientartige Klanglandschaft, während die Gitarren schroff und rau die Szenerie durchdringenden. Klingt wie die experimentelle Seite der Cocteau Twins. Ashley erzählt fast schamanisch über religiösen Fanatismus, falsche Propheten und wenn der Glaube aus den Fugen gerät. Die musikalischen Strukturen sind verspielt mit einem latent krachigen Unterton. Dieser schlängelt sich geschickt durch verschiedenste Ecken und Kanten. „Illussion of Grandeur“ beherbergt zuweilen fast Britpoppige Elemente. Auch wenn die Gitarren mal etwas heftiger schreien und durchaus ein wenig Shoegaze verteilen, bleibt das Stück mit seinen romantischen Verzerrungen schön elegant. Ein Lied über einen verrückten König am Ende seiner Herrschaft – verloren in seinem zerfallenden Schloss, paranoid, wahnhaft und trunken von der Macht.
„Endure“ ist ein lärmender Moloch. Am Beginn erhebt sich ein vierminütiges, lautes Gitarrensolo. Beim Einsetzen des Gesangs ist der Hörer bereits tief versunken in das mediativ-exzessive Saiten-Getöse. Mit „From the Mouth of the Babes“ folgt ein verschnörkelt dunkler Song mit schleppend dahin gleitender Melancholie, dessen Fazien zum Finale hin auch mal aggressive Töne anspielen. Wunderschön, mit fast Gänsehaut-artiger Soundstruktur, welche im Mittelteil die Traurigkeit tröpfeln lässt und zudem mit einem fast sakralen Intermezzo überzeugt, erklingt das romantisch inspirierte „Mono Cryptical“
Ein wahrhaft monumentales Schlussepos ist das fast 12 minütige „Origin Story“. Ein durchdringendes Nachdenk-Stück voller intimer Emotionen, welche ein wenig den zerrissenen Gefühlsvorhang des Sängers mit feingesetzten Nadelstichen reparieren. Eine Meditation über Isolation, Versuchung und den ewigen Kampf zwischen Überzeugung und Korruption vor dem Hintergrund biblischer Bilder.
Fazit: Whispers in the Shadow veröffentlichen mit „Rapture“ ein, das dunkle Herz leicht zu verführendes Album. Dennoch gibt es diese sperrigen Attacken, die den Zugang und den Wohlfühlfaktor etwas erschweren. Im Gesamtkontext ist es aber ein atmosphärisch dicht konzipiertes Werk, welche die reichhaltigen Fans der letzten Jahre nicht nur textlich in ihren Bann ziehen wird. Die Saiten agieren straight und sezieren die Soundtrack-artigen Extravaganzen in ihre Einzelteile, welche von dem durchdringenden und mit jeder Faser mitleidenden/mitlebenden Gesang fast hypnotisch wieder zusammengefügt werden. Gerade Songs wie „Endure“ oder „Origin Story“ überzeugen trotz oder gerade wegen ihrer langen Spielzeit. Für in der heutigen Zeit sozialisierte Ohren und die damit verbundene kurze Auffassungsgabe macht es den Zugang nicht leicht, wenn aber darüber hinaus die Songs derart genial aufgebaut sind, dass sie derart viele Facetten offenbaren, hat man insgesamt ein durchgehend spannendes Musikerlebnis. Zu guter Letzt hält das Spielen mit Laut/Leise und dezent eingebaute Tempiwechsel den Spannungsbogen immer hoch.
„Rapture“ ist als Digital- und Digi-CD mit 12-seitigem Booklet und in limitierter Auflage auf Vinyl erhältlich. (andreas)