VISION VIDEO
„Modern Horror“
(Dark Wave/Goth Pop)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 22.10.2024
Label: Eigenproduktion
VISION VIDEO ist eine amerikanische Band aus Athens, Gorgia, und spielt eine galante Art der dunklen Musik, die sich tief verfangen in den 80ern Wave einen modernen Anstrich gegeben hat. „Modern Horror“ ist bereits das dritte Album der Formation um Mastermind, Gitarrist und Sänger Dusty Gannon, sowie Emily Fredock (Keyboards and Vocals), Dan Geller (bass) und Jason Fusco (Drums).
Der Titelsong eröffnet das Werk und erklingt maximal dramatisch. Der Sound ist druckvoll und in undergroundigen Facetten düster bis verspielt. Cineastische Klangspielereien und Sprachsamples aus Filmen vervollständigen das Intermezzo. Der Refrain ist mit cureskem Charme versehen und konterkariert die leicht krachige Komponente. Etwas puristischer wird der Charme zu Beginn von „Dead Gods“, welches sich kritisch bis aggressiv mit der Religion und ihren Protagonisten auseinandersetzt. Aber der Song entwickelt sich und hat eine druckvolle Hookline auf der Dusty begeisternd zu reiten vermag. „Sign of the Times“ ist vom Gesamtbild etwas getragener, die hymnische Melodielinie scheint fast bewegungslos im Hintergrund dem verspielten Treiben zuzulächeln. Es ist im Endeffekt diese Leichtigkeit, mit der die Band ergreifende Sounds entwirft und sie ohne Umschweife in des Hörers Kopf manövriert. So entwickelt sich jeder Song hin, zum kleinen Ohrwurm. Zunächst etwas schleppend beginnend beinhaltet „Living Dead“ hingebungsvolle Vocals und Texte, die sich emotional mit Depression und Gefühlen der Unzulänglichkeit beschäftigen. „Hount your dreams“ besitzt diesen ganz speziellen Sound, der sich im Refrain betörend entfaltet und in den Strophen grazil gibt und auch durch das weibliche Flüstern ein besonderes Klangmerkmal als Kontrapunkt darbietet. (andreas)
Restliche Tour u.a.
28.11. Bochum, Die Trompete
29.11. Bielefeld, Movie (with The Cassandra Complex and SJÖBLOM)
30.11. NL-Rotterdam, Soundville
Wunderschön, dennoch leicht zerbrechlich schleicht „Let go of time“ aus dem Dunkel ins Licht und liefert eine implosive Melange aus Spandau Ballet und OMD. Ein verträumter Gesang legt sich samten über den eingängigen Sound. Insgesamt ein überraschend poppiges Liebeslied, aber gelungen. Das folgende „never enough“ ist etwas schräger inszeniert, beherbergt aber die typischen Klangspektren der Band. Die Keys sind verspielt und die Drums kommen im Hintergrund gar ein wenig martialisch rüber. Das Liebliche der Dunkelheit übernimmt aber immer das Zepter. Gitarrenorientiert und druckvoll mit sanftem Geschwindigkeitsrausch erklingt „In my Side“, bei dem Dusty auch mal latent atemlos die Szenerie begleitet. Erneut begeistert es mich, wie es gelingt, Bombast mit detaillierter Eleganz zu paaren und im Gesamtkonstrukt eine wundervolle Harmonie zu integrieren, die auch mal leichte Ausbrüche zulässt.
Fazit: Es ist wieder so ein Werk, wo sich Menschen, welche die 80er lieben, in Tagträumereien flüchten können. VISION VIDEO ist das musikalische Schaumbad, welches kaum negative Schwingungen aufkommen lässt und ohne jeden Badezusatz funktioniert. Man kann sich zurücklehnen und genießen. Perfekte Melodielinien und ein betörender Gesang, der geschickt zwischen Tragik und Euphorie eine bipolare Genialität ins Traumhafte interpretiert. Aber man kann auch eintauchen in kritische Texte, die sich nicht nur mit gesellschaftlichen Themen der Amerikaner, sondern der ganzen Welt beschäftigen.
Live Impressionen: