UNWISHED
„Antichthon“
(Dark Melancholic Rock)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 02.12.2023
Label: SwissDarkNights
Hinter UNWISHED verbirgt sich das Duo Nino Sable (Aeon Sable / Vocals) und dem griechischen Musiker Babis Nikou (Angel’s Arcana und Hada / Instrumente). Das Duo kredenzt uns eine verführerische Melange aus betörend-traurigen Wave Songs und (versteckt) treibenden Dark Rock.
Der in Schönheit schwelgende Opener „It Depends“ glänzt mit latent tragischen Harmoniebögen. Die Saiten tragen den tieftraurigen Gesang und das Gesamtgebilde trägt in sich ein reichhaltiges Gepäck voller weicher, der Depression huldigen Klängen.
Mit dem vehementen „Shadow Dance“ lukt man ein wenig in Richtung britischem Goth Rock, bevor man mit „Key to my Heart“, trotz effektiver Drums, dem elegischen Klangbildnis ein Denkmal setzt. Die Stimme von Nino schleicht auf dem Rand eines Vulkans voller tiefer Abgründe zu tanzen. Die mit reichlich Schwermut getränkten Stimmbänder schütten ihre Gedanken mit einer durchdringenden, unterschwelligen Aggression über dem Hörer aus. Zwischendrin gibt es liebliche, sich wiederholende Melodielinien, deren Sanftheit konträr zur Exegese des Textes stehen. Ebenfalls sehr ruhig und mit curesken Charme der „Faith-Phase“ versehen, erklingt das in Trübsinn badende, balladesk rüberkommende „Deep“. Nino scheint im Leid zu versinken, versprüht schwarze Galle noch und nöcher und die Musik ergeht sich in einem Gitarren-Intermezzo, dessen gefühlte Leere die Hoffnungslosigkeit auf einen Thron setzt, davor knien die fröhlichen Gestalten und entschuldigen sich demütig für ihre Fröhlichkeit. Mittlerweile sind wir im dichten Kosmos der Düsternis angekommen. Selbst das Licht am Ende des Tunnels scheint nur ein Flackern einer Kerze im Wind vor dem letzten Zug Sauerstoff. Bei „Between your Eyes“ scheint zwischen einzelnen Riffs die Zeit zu stehen. Das langgezogene Intro lässt dem Erzähler, der in seiner Stimme eine galante Rauheit integriert, genügend Platz, seine Gedanken auf dem Teppich der Interpretation auszubreiten. Die Musik reduziert und dennoch immer präsent, dabei mehr als Begleiter, eher ein „in die Hand Nehmender“, mehr noch: Ein Umarmender. Das in sich gedrückte Schlussepos „Necrone“ besticht durch seine, in Trägheit ausformierte Eleganz, dessen Keller-artige Schatten wie erhabene Exkursionen ins Selbst funktionieren.
Fazit: Ein wunderschönes Album voller gefühlvoller Darkness. Ninos Gesang ist der perfekte Trauerbegleiter und dazu kommt, neben einer allseits immanenten Tragik, eine betörende Klangeffektivität, die mit schwarzem Pinselstrich jede Gefühlswallung doppelt unterstreicht. (andreas)