EMPFEHLUNG, REVIEW

THE SEARCH „Indulgence“ (Indie/80er Wave)

THE SEARCH

„Indulgence“
(Indie/80er Wave)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 04.10.2024

Label: AENAOS RECORD

Webseite: Facebook / Bandcamp

Haben sich Marr und Morrissey die ganze Zeit im Studio von Abba versteckt? Jedenfalls klingt diese schwedische Indie-Wave Band wie aus der Zeit gefallen und erinnert vom Saitenspiel her und vom gesanglichen Klangbild und Ausdruck an The Smiths.

THE SEARCH, eines der bestgehüteten Indie-Geheimnisse Schwedens, ist mit ihrem neuesten Album „Indulgence“ zurück. Angeführt von Sänger, Gitarrist und Leadsänger Razmig Tekeyan verzaubert THE SEARCH seit Jahrzehnten die Zuhörer mit ihrem melancholischen Rocksound. Ursprünglich eine Band, die in den frühen 2000er Jahren fast den Durchbruch schaffte, wandelte sich THE SEARCH zu Tekeyans Soloprojekt, das 2020 mit dem von der Kritik gefeierten „Heart’s Racing“ seinen Höhepunkt erreichte. Im Jahr 2022 reformierten sich THE SEARCH als Band und veröffentlichten das hochgelobte Studioalbum „Extras“. Jetzt präsentiert Razmig Tekeyan zusammen mit Måns Hartman (Bass), Stephen Burt (Leadgitarre) und Johann Bernövall (Schlagzeug) „Indulgence“ – eine zutiefst persönliche und emotional mitreißende Sammlung von Songs.

Feine Songstrukturen mit leichtem Wave-Touch, durchdringender Gitarrensound mit einer feinen Note Theatralik und dann diese wunderschönen Harmoniebögen in der Melodie. Und zack, es war nur ein kurzer Ohrenblick und ich hab mich verliebt, was für wunderschöne Musik, was für ein hingebungsvoller, klagender Gesang. Der Beginn mit „Silhouette“ ist kraftvoll und beherbergt natürlich die feinen Strukturen. Die Saiten streicheln den Gesang, der zum Ende hin auch mal aggressive Ausbrüche liefert. Folgend wird es mit der zweiten Singleauskopplung etwas theatralischer und in Phasen auch getragener. Ein ruhig dahinfließendes Kleinod der Schönheit ist „You just want somebody to hold you“. Textlich ist es eine meisterhafte Balance aus Themen wie Sehnsucht und Erfüllung, Verletzlichkeit und Widerstandskraft und nimmt die Hörer mit auf eine tiefgründige musikalische Reise. „Smooth skin“ erinnert mich ein wenig an die deutschen Rosenfels, ebenso fragil scheint das Gesamtgefüge den weitreichenden Blick in die hingebungsvolle Sehnsucht zu sezieren. Wieder eine Schüppe draufgepackt wird mit dem durchdringenden „I want to find sanctuary“, dabei gelingt es perfekt, die Ambivalenz zwischen Schwermut und Eleganz zu halten. „Talk“ besitzt diesen Refrain, der sich in den Gehörgängen festsetzt und man fast unbemerkt beginnt zu tanzen und danach holt uns das akustische Monster „Teddy“ genau dort ab, wo man gerade in Tragträumereien versank. Wie der Name schon sagt ist „running“ etwas schwungvoller und schneller arrangiert und auch die Saiten werden etwas straighter in die Szenerie gestellt.

Fazit: Wunderschöne, tief melancholische Popmusik voller weicher Töne und mit einer gefühlvollen Leichtigkeit umgarnt, die sich tief in die Gänsehaut gräbt und in des Hörers Gesicht ein wohliges Lächeln zaubert. Manchmal erinnert es an eine betörende Symbiose aus Aha und The Smiths. Der Gesang scheint genau in der Mitte zu liegen und die feingliedrige Gitarrenarbeit, samt der eingängigen Melodielinien lässt in melancholischer Weise die 80er auferstehen. Dabei gelingt es, The Search immer frisch und neu zu klingen, somit wird mit jedem Song der Staub der Vergangenheit mit einem grazilen Lächeln weggeblasen. Zudem fängt man ein breites Spektrum menschlicher Emotionen und Erfahrungen ein und bietet ein kathartisches und bereicherndes Hörerlebnis. (andreas)