EMPFEHLUNG, REVIEW

TANZWUT „Achtung Mensch“ (MA E-Metal / Rock)

TANZWUT

„Achtung Mensch“
(MA E-Metal / Rock)

Wertung: Sehr gut

VÖ: 30.08.2024

Label: NoCut Music GbR

Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia

Nachdem man im letzten Jahr die Silberhochzeit mit einem würdigen Best Of Album feiern konnte, legt man nun das 11te Studioalbum in die geneigten Ohren der Fans und interessierten Zufallshörer. Und die Band klingt so frisch wie eh und je und bestätigt das Sprichwort von der Melange zwischen Wein und Alter. Klanglich liefert das Werk die perfekte Melange aus MA-Rock, Gitarre, (Power)-Metal und ein fast verstecktes romantisches Kleid des traditionellen, rockigen Sounds.

Eröffnet wird das Werk mit dem energetisch-verwegenen „Achtung Mensch“, welches auch gleich eine klare Botschaft hinterlässt. Die Dudelsäcke beherbergen die Botschaft, die Gitarren sind wütend. Aus der Ich-Perspektive geschrieben, lässt der Teufel es herabregnen und Zarathustra gleich den Abstieg vom Berg mit galanten Texten über die Menschheit erzählen.

„Feuer in der Nacht“ ist dann der typische Tanzwut Song, bei dem man sich feiert und dabei die Fans mitnimmt. Das Gesamtbild in einer lächelnden Aggressivität dargeboten, die Energie der Gitarren lassen die Lüfte der Dudelsäcke mit Kondensstreifen durch die Luft schweben und der Teufel wandelt lächelnd auf dem Teppich, welche ihm die verführerischen Klänge darlegen.

Grandios, wie mit einer gefühlvollen Theatralik das Früher und die kindlichen Erinnerungen in „Loch in der Mauer“ verarbeitet werden. Trotz der verführerischen Energie besitzt dieser Song das textliche Momentum der Melancholie. Das folgende „Neues Spiel, neues Glück“ ist kämpfend und voller kleiner Anekdoten. Ungezügelter Wein fließt in den Blasebalg der Flöten aus dem Norden. Zwischendrin lässt man die Hosen und In Extremo an der Haltestelle stehen.

„Noch eine Flasche Wein“ ist für mich der beste Song. Auf dem ersten Ohr ein melancholisches Trinklied, welches das Leben und den Moment im Mittelpunkt stellt. Auf dem zweitem Ohr eine gefühlvolle Ballade, welche trotz der aktuellen Scheiße immer noch die Liebe, das Leben, die Freiheit abfeiert, dennoch nachdenklich in den morgigen Tag blickt, der dystopisch zurückblickt. Musikalisch und textlich großartig arrangiert.

Das verführerische „roter Mohn“ ist ein galantes Liebeslied, welches sich nach dem Sommer sehnt und ganz nebenbei einen durchdringenden Refrain beherbergt und von weiblichen Backings begleitet wird. „Wenn du betrunken bist“ beginnt etwas komisch, weil man irgendwie an die Drum Machine-Eruptionen der Sisters erinnert wird. Die wilde und rohe Darbietung ist dennoch ein kleiner Lug in die Vergangenheit.

Fazit: Über 25 Jahre, 11 Alben, massig Live Auftritte: Kann es da noch besondere Weiterentwicklungen geben, außer das Mehr an Altersweisheiten? Ja… es kann! Allein deswegen, weil die Welt sich weiterdreht und neben der typischen Wanderung des Nordpols, der Mensch für Veränderungen auf unserem blauen Planeten sorgt. Tanzwut haben ihren typischen Sound hie und dort leicht verfeinert, neue Einflüsse eingepflegt und textlich eine betörendes Werk abgeliefert, welches das Leben in all seinen Facetten feiert, bedauert, offenbart, erinnert, anklagt, freispricht und auch mancher Interpretation freigibt. Jeder Song für sich spinnt sich durch die Gehirnwindungen, sei es ganz einfach als Ohrwurm oder zum Nachdenken. (andreas)