ST///LL
„STIIILL“
(Dark Rock/Wave/Goth Rock)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 03.11.2023
Label: Eigenproduktion
Bei der Besprechung zum Geburtstagssampler von GOLDEN APES bin ich auf diese Band gestoßen. Aufgrund einer komischen Schreibweise des Bandnamens war es sehr schwierig, an Informationen zu kommen. Es handelt sich hier quasi um die Nachfolgeband von THE LAST CRY. Das Trio (bestehend aus Andrew und Mark Birch, sowie Chris Carey) aus England liefert eine gelungene Melange aus Post Punk, Goth Rock und elektronischem Dark Wave.
Fast wie eine Fanfare entblättert sich der Opener „Taking my Place“. Eine galante Sanftmut schleicht sich in die filigrane Saitenarbeit. Der Song lugt verführerisch in die 80er und klingt doch erfrischend modern. Eine betörende Hookline trägt den Song, während der Gesang zwischen Energie und gefühlvoller Hingabe schwebt. Grandiose Soundkreationen zwischen Düsternis und eingängigen Melodien. Hervorragend ist das nach vorne treibende „She walks in Shadows“, welches atemlos und tanzbar in die Gehörgänge dringt. Mit romantischen Zwischentönen gespickt ist das kraftvolle „Darkened Eyes“, welches von treibenden Drums eingeleitet wird und durch den Refrain und die energische Stimme ein pulsierendes Leben der Dunkelheit beherbergt. Die Saiten legen sich kräftig und flirrend gerifft auf den Altar der durchdringenden Stimme. Hat das Zeug zum Klassiker und dürfte im Plattenregal irgendwo zwischen Sisters und Mission einen feinen Platz finden.
Eher in ruhigere Fahrwasser manövriert uns das folgende „Last Ride“, welches umgeben von betörenden Melodielinien Andrew’s Gesang in den Vordergrund rückt, dessen Stimmfarbe nicht so typisch dunkel ist und daher einen ganz geschickten Hörgenuss generiert, der sich gefühlvoll in den Gehörgängen ein wohltemperiertes Zimmer einrichtet. „Coming Home“ besitzt diese elegante, leicht sphärische Komponente, welche in Verbindung mit dem leicht tragischen Gesang ein wenig an SECRET DISCOVERY erinnert. „We are st///ll“ ist gespickt mit kleinen musikalischen Anekdoten, welche vor allem im Refrain ein wenig Britpop beherbergen. Klingt wie die dunkel-verruchte Seite von Blur. „Try“ ist ein Dark Electro-Stück, welches in sich eine betörende Melodie beherbergt. Zwischen treibender Vehemenz und verführerischer 80er Eleganz schwebt man auf einem schwarzen Teppich, der sich in die tanzende Menge eines Dunkelschuppen herabsenkt und einen elegischen Klangkosmos über die Masse scheinen lässt. „End of days“ ist curesk inszeniert und dürfte der perfekte Nachkomme für „Wake“ oder „Lights“ sein. (Ihr wisst, was ich meine, hoffe ich).
Fazit: Ein wundervolles Album, welches jedes Schwarzherz tief berühren dürfte. Vor allem weil es im Momentum die Melange aus Getragenheit, Druck und Facetten des Wave Pop der 80er beherbergt. Das Trio beherrscht neben einer markanten Stimme und verführerischer Saitenarbeit auch das Songwriting. So entstehen wunderschöne Songs, die sowohl in den heimischen vier Wänden, als auch in irgendwelchen angesagten Clubs funktionieren dürften. Es ist meine ganz persönliche Entdeckung, die ich euch hier auf den Bandcamp-Plattenteller lege. (andreas)