EMPFEHLUNG, REVIEW

REPTYLE „Decrypt The Void“ (Goth Rock)

REPTYLE

„Decrypt The Void“
(Goth Rock)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 05.11.2021

Label: Equinoxe Records

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REPTYLE sind zurück, runderneuert aber noch mit der Patina früherer Tage behaftet. Man hat mit Kai Roarside (vorher Sänger in der Metalband Crimson Glow) nach langer Suche einen neuen Sänger gefunden, eine gute Wahl, das schon mal vorweg. Zudem gab es hinter den Drums eine Veränderung. Nun, auch aufgrund der Veränderungsprozesse hat es 7 Jahre gedauert, bis endlich ein Nachfolger für das geniale „Night and the River“ entstanden ist.

Der Opener „Bless the dead“ ist ein traditionell treibender Gothrock-Song, betörende Basslinie, flirrende Saiten, dunkler Gesang. Das Gesamtbild ist düster, wobei es gelingt, nicht nur atmosphärisch, sondern auch mit einer Killing Joke-liken Schräge dem Song verschiedene Stempel aufzusetzen. Kai kann neben Gesang auch Urschreie dezent in die Szenerie werfen. Der Anfang ist schon mal gelungen. Im folgenden „Timeworm“, ein Song über Freigeister, zeigt die Band dann alles, was sie in den letzten 2 Dekaden zu mehr als nur einer lokalen Größe im Dark Rock Bereich (Dunstkreis: Sisters, Fields, Killing Joke, …und Keule’s Liebe für die 80er) gemacht hat. Ein gelungenes Spiel mit wehmütigen Melodielinien, straighten (Gitarren)Parts und hymnischer Noblesse. Zwischendrin ein kleiner, latent geflüsterter Ruhepol. Der leiser werdende Ausklang hat dann zusätzlich noch ein paar kleine Anekdoten zu bieten.

Das mit verführerischer Hingabe interpretierte „Decrypt the void“ ist von seiner Ausstrahlung und seinen geschickten Temposteigerungen her ein ganz besonderer Song. Zwischendrin regiert eine Melancholie und die Hookline samt Gesang erinnern an David Bowie. Geschickter Spannungsaufbau beginnt beim sehr getragener Anfang. Hernach scheint die Gitarre den Bass zu liebkosen und augenzwinkernd gen Drums zu blicken. Ein Wall of Sound ist kreiert und Kai holt im passenden Moment auch mal seine Vergangenheit in die Stimme. Wütend kann er auch. Nur Hardcore Fans erkennen hier die Fragmente von „Summers fading“, welches in den Anfangstagen der Band live gespielt wurde. Ansonsten dürfte dieser Song ganz nahe an der Bezeichnung „perfekter Song“ liegen. Übrigens auch live kommt das Feeling perfekt rüber und man nimmt den Song (gerne) in Ohr, Kopf und Herz mit nach Hause.

„Le roi to soleil“ beginnt eher ruhig, wobei die Saiten durchaus ein wenig die rockige Attitüde bedienen. Geschickt lässt man die Melodie und die Rhythmik mit dem Text spielen. Kai wird diesmal gesangstechnisch im Refrain von Kai Hoffmann (Secret Discovery) unterstützt, welcher sich mit Energie auf einem sphärischen Teppich langsam entblättert.

„Hibernation“ wurde bereits 2019 auf der CD-R „Apolysis“ veröffentlicht, Jörg Kleudgen von The House of Usher übernahm damals den Part hinterm Mikro. Hier gibt es den Song etwas verändert und auch der Gesang hat einen Einfluss auf den Song, so dass bis auf den Text und der atmosphärischen Dichte eher nicht von rüberkopiert gesprochen werden kann.

„Lightning in the Dark“ ist von seiner Machart eher untypisch, da erst zum Ende hin die typischen RETYLE-Klänge ertönen. Im Vorspann scheint Kai im Zwiegespräch mit sich selbst zu sein. Mal flüsternd, mal clean treffen sich die Gesangslinien. Druckvollen Goth Rock mit reichlich Entschlossenheit versprüht „Echoes“. Geschickt eingestreute Tempiwechsel und verspielte Saitenarbeit der beiden Gitarristen vervollständigen dieses energische Stück. Fokussiert auf das Wesentliche, dabei aber nur auf dem ersten Ohr schnörkellos.

Das wundervolle Schlussepos „A dreary night unknown“ hat neben dem sehnsuchtsvollen, melancholischen Touch die betörende Eleganz der Fields. Unaufgeregt, fast schleichend entwickelt sich dieses düstere Kleinod. Gefühlvolle 6 Minuten, welche sakral und mit dezentem Gruselfeeling eingeleitet werden.

Fazit: REPTYLE kredenzen uns nach längerer Pause ein ganz besonderes Album. Mehr noch als früher werden die betörenden Melodielinien deutlich, welche sich dem dunklen Rock stellen. Mit Kai hat man einen wahren Glücksgriff gelandet. Er ist das Rädchen, welches feingeölt den Sound formvollendet. Hinzu kommt eine bestechende Akribie, welche dem Songwriting eine gewisse Eleganz verpasst und dabei nicht die Leichtigkeit verliert. Keule und Slash liefern sich an den Gitarren Duette und Duelle zugleich. Der Bass ist passend gesetzt und sorgt in bestimmten Phasen für die nötige Dunkelheit, während die Felle mal hart, mal samten bearbeitet werden. Erhältlich digital und als limitiertes blaues Vinyl in Gatefold Sleeve!!! (andreas)

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