„Dieses Jahr war irgendwie nicht meins!“ – Ein Jahresrückblick (2022)
Letztes Jahr habe ich einen Jahresrückblick geschrieben. Tagelang war ich hin und her gerissen und da ich psychisch nicht ganz auf der Höhe war, habe ich es irgendwie nicht hinbekommen ihn abzuschicken. In Retrospektive finde ich ihn sehr gut und möchte ihn niemandem vorenthalten, deswegen ist er einfach an meinem diesjährigen Rückblick angehängt.
2022 war ein anstrengendes Jahr. Ich war lange krank aufgrund von psychischer Erkrankung und habe viel Musik gehört. Meine Top Alben habe ich in einer Liste für euch zusammengefasst.
Top 1: Ultha – All that has never been true (Vendetta Records)
Wer meine Jahresrückblicke verfolgt, weiß wie viel Ultha mir bedeuten. Grandiose Musik, aufbauend, mich in depressiven Phasen unterstützend. Es ist unbeschreiblich, was diese Band in mir auslöst und deswegen ist „All that has never been true“ mein absolutes Album des Jahres.
Top 2: Unru – Die Wiederkehr des Verdrängten (Babylon Doom Cult Records)
Unru sind für mich immer der Geheimtipp der deutschen Black Metal Szene. Ich finde jeder Black Metal Fan sollte diese Band kennen und abfeiern. Das neue Album ist eine absolute Machtdemonstration und lässt kein Auge trocken. Allein der Opener ist ein Genregrenzen zerstörendes Meisterwerk.
Top 3: Darkthrone – Astral Fortress (Peaceville Records)
Ja ich weiß, nicht mehr trve, nicht mehr BM, Bla Bla Bla. Darkthrone sind für mich persönlich eine der besten Bands der Metalszene. Über einige der neueren Alben kann man streiten, Astral Fortress ist gelebte Perfektion. Es gibt selten neue Alben, die so exzessiv gelaufen sind wie dieses hier.
Top 4: The Lord – Forest Nocturne (Southern Lord Records)
Sunn O))) sind für mich eine weitere Kraftband. Selten habe ich eine Band gehört, die mich so tief berührt wie deren schwere Dronekost. Gitarrist Greg Anderson hat 2022 mit seinem Soloprojekt The Lord ein Album herausgebracht, dass mich wirklich umgehauen hat. Düster, Drone-ig, Synthies und wirre Gitarrenparts, Mega!
Top 5: Conan – Evidence of Immortality (Napalm Records)
Conan ist eine Band, die ein Kumpel auf einem Konzert mal mit „Die klingen so als ob man auf einem Bahnhofsklo an einem goldenen Schuss verreckt.“ Beschrieben hat. Kann ich natürlich nicht beurteilen, weil mir das noch nie passiert ist, ich persönlich denke immer an, wenn Sunn O))) Black Sabbath covern würden. Das neue Album ist so unglaublich druckvoll, düster und vor allem groovig. Allein Songnamen wie „A Cleaved Head no longer plots“ lösen ihn mir den Drang aus mit einer Streitaxt dunkle Horden zu bekämpfen. 100% Caveman Battle Doom!
Top 6: Ghost – Impera (Lona Vista Recordings)
Ghost ist ja immer so eine Sache. Ich feire die von Beginn an, aber immer wieder ließt man „Das ist ja gar kein Metal“. Ja. Stimmt. Aber es ist mega geil. Das neue Album hat fast ausschließlich Hits mit Ohrwurmcharakter in okkultem Gewand.
Top 7: Mosaic – Heimatspuk (Eisenwald)
Auf Mosaic bin ich ja durch meinen guten Freund und Amboss Kollegen Hendrik damals gebracht worden. Ich habe die Band mit der Zeit lieben gelernt und auch das neue Album lief unzählige Male dieses Jahr. Die Mischung aus Black Metal, Naturverbundenheit und traditioneller Kauzigkeit funktioniert auf ganzer Linie.
Top 8: Feaces Christ – Gimme Morgue! (F.D.A. Records)
Ich habe die Demo Eat Shit and Die schon sehr gefeiert, das Album setzt genau da an wo die Demo aufgehört hat. Etwas bessere Soundqualität, dennoch räudig, wie ich es mag. Man bekommt hier unglaublich räudig-punkigen, rumpeligen HM2 Rotz Death Metal der Extraklasse.
Top 9: Ethereal Shroud – Trisagion (Throne Records)
Atmosphärischer Solo Black Metal in perfekter Aufnahmequalität. Die Riffs sind wunderschön, die drei Songs 13 und 27 Minuten lang. Besonders für die düstere Jahreszeit ein absolutes Hammeralbum, dass einen in die finsteren Herbstwälder versetzt.
Top 10: Lindimaitar Erik – Einundelfzig Tasten (Self-Release)
Kein Metal? Was ist hier los. Mein Freund Erik, den ich von der Deutschen Tolkien Gesellschaft kenne, hat uns in den letzten Jahren mit tolkienesker Klaviermusik versorgt und auch dieses Jahr pünktlich zum Jahresende erschien sein neues Album Einundelfzig Tasten. Für Fans von Tolkien und fantasievoller Klaviermusik, die zum Träumen einlädt, aber auch ein wunderbarer Lesebegleiter ist!
Mein persönliches Jahreshighlight waren die zwei Konzerte, die meine Band EBBE mit Phantom Winter in Bremen und Münster spielen konnten. Omega Massif sind bis heute eine sehr wichtige Band für mich und Phantom Winter setzen genau da an. Wie oft habe ich in depressiven Phasen zuhause gesessen und die unglaublich düstere Musik von Phantom Winter gehört und konnte daraus unendlich viel Kraft schöpfen. Die Bühne mit dieser Band zu teilen, war für mich ein Moment, an den ich mich lange erinnern werde.
„Übernächstes Jahr wird alles besser!“ – Ein Jahresrückblick von Raphael (2021)
Nächstes Jahr wird alles anders… Das habe ich Ende 2020 gedacht und das glaube ich jetzt immer noch. Frei nach dem Motto „Übernächstes Jahr wird alles besser“ darf man ja die Hoffnung nicht verlieren. Um meinen Jahresrückblick nicht wieder depressiv/negativ zu formulieren, konzentriere ich mich mal auf die positiven Sachen. Ich habe 2021 eine Wildnispädagogik Ausbildung begonnen um mich beruflich etwas zu erweitern. Wir haben mit meiner Band EBBE neue Songs geschrieben, 2022 kommt hoffentlich endlich unser Debütalbum, ihr dürft gespannt bleiben. Und ich habe endlich mal wieder einige gute Filme im Kino bewundern dürfen…
In den letzten Jahren gab es immer ewig lange Listen von mir. Letztes Jahr sogar eine TOP 15 Liste und eine TOP 5 Folk Liste. Dieses Jahr back to the bloody roots. Ich habe lange überlegt und hätte wieder eine ellenlange Liste fabrizieren können, doch irgendwie hatte dies einen faden Beigeschmack. Viel im Jahr 2021 war eher fad und so auch viele Veröffentlichungen. Unter Anderem neue Alben meiner Alltime-Fave Bands wie Amenra, Mastodon, Wolves in the Throne Room, Thyrfing und Carcass. Natürlich waren diese Alben alle gut und ich habe sie auch regelmäßig gehört, aber irgendwie fehlte mir da die Emotion, die sonst bei mir ausgelöst wird. Deswegen, hier die Releases, die mich 2021 wirklich berührt haben. Es lebe der Underground!
Top 1: Sunn O))) – Metta, Benevolence BBC 6Music – Live on the Invitation by Mary Anne Hobbs (Southern Lord Recordings)
Jede Person, die mich kennt, weiß wie sehr ich Sunn O))) feiere, weiß wie sehr mir diese Bands bedeutet. Ich lege diese Platte auf und bin in einer Welt fern von allem Weltschmerz. Die Seelenkatharsis, die mir diese Band beschert, ist unbeschreiblich und wird es immer sein. Danke für dieses außerordentliche Release!
Top 2: Minenfeld / Noir – Dolchstoß / Fear (Fucking Kill Records/Black Tapes)
Minenfeld… Diese Band hat mich von Anfang an völlig in ihren Bann gezogen. Umso erstaunlicher ist dieses etwas ungewöhnliche Split Release. Die Mischung aus Minenfelds brachialem Death Metal und den noisigen Sphären von Noir funktioniert so gut wie kalte Getränke im Sommer. Mega.
Top 2.1: Minenfeld – Night Raid (Lycanthropic Chants/Red Nebula)
Was ist besser als ein Minenfeld Release? Zwei Minenfeld Releases natürlich. Die Band schafft es stehts mich am Arsch zu kriegen, genau wie hier. Death Metal hat mich einige Jahre echt gelangweilt. Keine Message, blöder Sound, blöde Attitüde. Minenfeld macht alles anders. May the War on Nationalism never end!
Top 3: Ropes of Night – Impossible Space (Golden Antenna Records)
Wenn Ultha keine Scheibe machen, ist es grundsätzlich erstmal ein schlechtes Jahr für mich als Fanboy Nr.1, dennoch bleibt mir ja noch die neue Post Punk Truppe Ropes of Night von Ultha Mastermind Ralph. Diese Scheibe blieb mir lange im Ohr und umso länger auf dem Plattenteller. Ich kann sie jeder Person wärmstens ans Herz legen, die Bock auf eine düster-punkige Reise in die 80er hat!
Top 4: Waldgeflüster – Dahoam (AOP Records)
Ich konnte bisher mit Waldgeflüster wenig anfangen. Ich weiß nicht, warum dies so war, aber bis auf 2-3 Songs, die mir im Ohr geblieben sind, war da irgendwie keine Verbindung. Bis ich den Song „Im Ebersberger Forst“, der neuen Scheibe Dahoam hörte. Alter Schwede. Ich lehne mich ungern mit Superlativen aus dem Fenster, aber Dahoam ist für mich persönlich eine der besten Black Metal Scheiben der letzten 10 Jahre. Die Riffs gehen ins Ohr, der Gesang ist facettenreich und besonders die Melodien sind mir emotional sehr nahe gekommen. Danke für diese unglaublich authentische und wirklich uneingeschränkt perfekt gemachte Platte.
Top 5: Brutale Gruppe 5000 – Rauchender Elefant auf Zeppelin bleibt! (Amöben mit sozialen Ambitionen Records)
„Zum Beispiel ist die Menschheit dem Untergang geweiht“ schallt es aus den Lautsprechern. Casio Keyboard und Uptempo Punk lassen meine Kinnlade runterfallen. Nach dem Debütalbum „Zukunftsmaschine, pt.2“ habe ich die Band schon etliche Male live gesehen. Das neue Album ist wieder der absolute Wahnsinn, der Marke, direkt wieder umdrehen, wenn die LP vorbei ist. Hammer!
Top 6: Panopticon – and Again in to the Light (Bindrune Recordings)
Panopticon sind für mich eine Band, die einfach keine schlechte Platte rausbringen können. Natürlich sind auch Scheiben in ihrem Repertoire, die nicht so oft laufen, „and Again into the light“ packen mich aber zu 100%. Die Atmosphäre, die hier erzeugt wird, überzeugt mich sehr und ist für mich, im Vergleich zur 7.5/10 Veröffentlichung von Wolves in the Throne Room, das Black Metal Album des Jahres. (Neben Waldgeflüster)
Top 7: Delta Sleep – Spring Island (Sofa Boy Records)
Poppiger Math Rock? Mathiger Pop Rock? Rockiger Math Pop? Ich habe keine Ahnung wie genau Delta Sleep zu beschreiben sind. Ich finde sie, seit sie mir ein guter Freund vor einigen Jahren mal beiläufig gezeigt hat, wirklich super und die liegen regelmäßig auf dem Plattenteller. Die Mischung aus härten Passagen und poppigen, melodiösen, surfigen Passagen packt mich von vorne bis hinten. Gute Laune und Los!
Top 8: Natürgeist – Reinvigorated Terror 7‘ (Electric Assault Records/Ván Records)
Kleine Gedankenreise: Raphael sitzt zu Hause vorm Rechner und klickt sich durch Metal News. Plötzlich springt mir ein Cover einer 7‘ ins Auge. Bandname „Natürgeist“ (Ich mag Umlaute) auf dem Cover ein nackter Mann in einem schwarz-weißen Wald. Kurz gegoogled (gegoogelt?) und als Soloprojekt eines Mitgliedes von unter Anderem Blood Incantation, Spectral Voice und Black Curse identifiziert. Das kann nur gut sein. Bandcamp angeschmissen, reingehört, direkt ne 7‘ geordert. Ich weiß nicht was da in den Staaten abgeht, aber da muss was im Wasser sein. Ich bin immer wieder sprachlos, wie aus diesem Musikdunstkreis so viel geile Scheiße rauskommen kann.
Top 9: Rauchen – Nein (Zeitstrafe)
Rauchen haben dieses Jahr drei EPs veröffentlicht und auf eine LP gebannt. Politische Texte, facettenreicher Gesang und wirklich gutes Songwriting zeigen, dass (Punk-)Musik innovativer denn je ist. Post Punk meets Powerviolence meets Surf, der Abwechslungsreichtum der Platte haut mich einfach voll aus den Socken. Fickt das Patriarchat!
Top 10: Karloff – The Appearing (Dying Victims Productions)
Nach „Raw Nights“ folgt nun das Debüt Album „The Appearing“ und Karloff enttäuschen mich nicht. Rohe Gitarrenriffs, punkige Drums und geiler, halliger Gesang treffen hier aufeinander. Mir persönlich ist mir der Sound etwas zu poliert im Vergleich zur ersten EP, dennoch ziehen Karloff mich in ihren Bann und demonstrieren ihr Können. Ich hoffe diese Bands 2022 endlich mal live erleben zu können.
Top 11: Eremit – Bearer of many Names (Transcending Obscurity)
Eremit sind eine Ausnahmeband, die mich von Beginn an direkt in ihren Bann gezogen haben. Gefühlt stundenlange Riffs, psychedelische Passagen, erbarmungsloses Doom Gestampfe. Was will man mehr? Achja, geiles Merch. Neben Trading Cards gab es dieses Jahr noch ein sehr liebevoll aufgemachtes Buch mit der Hintergrundgeschichte zu den Platten. Für mich als großer Fantasy/Tolkienfan das Nonplusultra. Jungs, bleibt bitte genauso wie ihr seid. Authentisch, kauzig, doomig, geil. Das braucht der Underground. Ich hoffe ich sehe Eremit endlich mal live im Jahr 2022.
Top 12: Thronehammer – Incantation Rites (Supreme Chaos Records)
Leck mich am Arsch, was knarzt dieses Album geil. Thronehammer setzen mit „Incantation Rites“ genau da an wo sie mit ihrem Debüt „Usurper of the Oaken Throne“ aufgehört haben. Death Growls treffen auf cleanen, epischen Gesang. Gefühlt hat Sängerin Kat sich nochmal eine große Schippe draufgelegt. Die Riffs sind von einer anderen Welt und werden von düsteren Melodien unterstützt. Diese Scheibe lässt jeden Doomfan sehr glücklich zurück. Eine weitere Band, die ich 2022 endlich mal live erleben möchte.