EMPFEHLUNG, REVIEW

PROJEKT JU „In Alle Ewigkeit“ (Dark Rock / Folk Wave / Rockoper)

PROJEKT JU

„In Alle Ewigkeit“
(Dark Rock / Folk Wave / Rockoper)

Wertung: Empfehlung!

VÖ: 18.04.2025

Label: Danse Macabre / Al!ve

Webseite: Homepage / Facebook

Bereits ihr Debüt konnte mich voll überzeugen. Hier war alles stimmig… und zwar im tiefstem Sinne der Bedeutung! Nun legt die Formation aus Neunkirchen nach, mit einem Konzeptalbum par excellence. Das zweiköpfiges Darkrock-Projekt aus dem Saarland, bestehend aus Jens Usner (Text, Komposition und Gesang) und Schlagzeuger Markus, kann also auch mit dem zweitem Werk begeistern

Samtene Akustikgitarren (ent)führen ins Jahr 1918. Das Ende des ersten Weltkrieges ist erste Station dieses Konzeptalbums. In Kurzform die Geschichte:
Ein deutscher Militärpfarrer, dessen Gemahlin die Französin Marie an der spanischen Grippe verstirbt, bricht mit seinem Glauben an einen gerechten Gott und wendet sich einem Seher zu, der ihm verspricht, seine Frau aus dem Totenreich zurückzuholen. Kann dieses Vorhaben gelingen, oder ist der Protagonist nur einem Scharlatan aufgesessen?

Während das leicht bedrückende Intro spannend die Ohren wie Kinderaugen auf Empfang stellt, überzeugt das folgende, emotional „Marie“, mit betörender Melodielinie, während eingängig erzählt wird, wie ihr Geliebter die Kriegsszenerie in einem Brief schildert. „Mon Signore“ erzählt die Geschichte weiter, die jetzt schon galant zwischen Trauer und Hoffnung schwingt. Es beschreibt die bildstarke Situation, wie Marie am Fenster sitzend sehnsüchtig auf ihren Liebsten wartet und wenige Zeit später an der Spanischen Grippe verstirbt. Im Mittelteil jagt ein Hardrock-Gitarren-Soli die Melodie. Im beiliegenden Booklet wird die Geschichte begleitend erzählt bzw. erklärt. „Vater unser“ berichtet dann von Christians Rückkehr und der Abschwur von Gott. Die anschließenden Songs „Dunkelheit“ und „Babylon“ beschäftigen sich mit den sogenannten goldenen 20ern. „Propheten“ ist in sich etwas krachiger und teils heftiger inszeniert. Ein klangvolles Ereignis liefert das verspielt dargebotene „In alle Ewigkeit“, dessen Essenz ein perfekter Refrain und dieser Gesang ist, wobei die Stimmbänder einen leichten Trauerflor beherbergen.

Im Mittelpunkt und für mich zentraler Höhepunkt ist das durchdringende „La Seance“, dessen kraftvolle Darbietung von exzessiven Saiten begleitet wird und die perfekte Vorbereitung für das heimelige, mit reichlich Darkness gesegnete „Begegnung“ darstellt. Diese wundervolle, erhabene Form des ganz leicht kitschigen Momentums der Gefühlswelt berührt zutiefst. Dieses wunderschöne Kleinod wird dann auch passend von weiblichem Gesang sehnsuchtsvoll begleitet.

Mit „Winternacht“ haut man wieder die Gitarren in die Szenerie und begeistert mit einer Härte, deren samtener Schatten trotz gut gesuchtem Versteck immer hervor scheint, um im Gesamtbild ein wenig die Melange aus IN EXTREMO und SCHANDMAUL in einem Song perfekt und dank des Gesangs sehr eigenständig zu platzieren. Ohne viel zu verraten, ist „Ewig“ ein trauriger, getragener, mit Akustikgitarre dargebotenes, würdiges Schlussepos

Fazit: Ein ganz und gar großartiges Werk, dessen Eleganz sich liebevoll mit mal getragenen, mal heftigeren Saiten paart. Ein wahrhaft betörender Gesang, der sich hingebungsvoll in die Szenerie der Melodie wirft und die Geschichte bis hin zur Genialität in perfekte Fäden spinnt. Jederzeit erkennbar, die durchdachte Geschichte, der Sinn, der Hintergrund und die in sich wundervoll geschlossene Inszenierung, bei der Gesang, Text, Melodie und die Gesamtheit der Einzelteile ein zum gedanklich-melancholischen Hörerlebnis ganz besonderer Güte wird. Quasi eine inszenierte Rockoper, die sich warm an die teils aktuelle Gefühlslage vieler Menschen schmiegt. (andreas)