REVIEW

PETER MURPHY „Silver Shade“ (Post Punk/Dark Pop)

PETER MURPHY

„Silver Shade“
(Post Punk/Dark Pop)

Wertung: Gut+

VÖ: 2023

Label: Metropolis Records

Webseite: Facebook / Bandcamp

Das aktuelle Solowerk (dürfte das 10te sein) des Bauhaus Sängers PETER MURPHY atmet den Geist seiner Hauptband und streichelt in heftigeren Phasen die Energie eines Iggy Pop und ganz nebenbei beherbergt das Werk wunderschöne, extrem tragische eingängige Pop-Balladen.

Im schleppend und verspielten Opener „Swoon“ regiert noch die schräge Eleganz, die sich verstörend der Melodie widersetzt, diese klagende Melodielinie agiert dann im druckvollen „Hot Roy“ voluminös verspielt, dennoch galoppieren die Saiten straight nach vorne. Der Refrain ist eingängig und besticht durch die erhobene Stimme Peters. Das folgende „Sherpa“ ist ebenso tanzbar, wie eindringlich schön.

Der Titelsong agiert dann wieder etwas düsterer und könnte Ozzy sowie Tim Burton ein Denkmal setzen, während Iggy das „LaLaLa“ aus „The Passenger“ leiht. „The Artroom wonder“ ist eine treibende, auf einem bestimmten Rhythmus bauende Klanglandschaft, die sich schleichend zum Ohrwurm entwickelt. „Conchita is lame“ variiert zwischen den poppigen 80ern und den rockigen 90ern. Die feine Melodie wird mit leichten aggressiven Ausbrüchen konterkariert. „Tim Waits“ überrascht zu Beginn mit Flamenco-Gitarren und lässt atmosphärische Dichte folgen, während der Gesamtsound fast ein wenig theatralisch die Harmonie liebkost.

Das wundervolle „Sailmaker’s Charm“ ist ein fast klassischer Musical Song, wie er in Disney-Verfilmungen vorkommt, wenn Bambi oder Boxer stirbt. Der Gesang erhaben und wunderschön triefend und voller Gefühl. In die gleiche Kerbe schlägt „Let the Flowers grow“, dieses verführerische Schlussepos ist ein, in Schönheit vergehender Song, der sich anschmiegsam dem Pop verschreibt und in seiner elegischen Gradienz den Kitsch streichelt und ein perfektes Hörrümchen darstellt. Als Gastsänger fungiert kein geringerer als Boy George höchstpersönlich.

Fazit: PETER MURPHY gelingt der Spagat zwischen 80er und Neuzeit, gleichzeitig lässt er Facetten des Post Punks (egal ob modern oder traditionell) in den Songs thronen und dennoch lugt er immer wieder in die faszinierende Welt des dunklen Pops der 80er, dabei gibt es sogar mal Ausflüge in die Gefilde von U2. (andreas)