LIVEBERICHT

OVERKILL + DESTRUCTION + HEATHEN + AFTER ALL :: Thrash Metal is alive and well tonight


Meier Music Hall in Braunschweig am 17.03.2011
(Fotos by Chris)

Bereits zum fünften Mal habe ich die Ehre, die „beste Liveband der Welt“ (Zitat: ich selbst) auf der Bühne zu erleben und entsprechend freudig erregt bin ich, dass es heute wieder so weit ist. Im letzten Jahr legte OVERKILL die Meier Music Hall bereits in Schutt und Asche und genau wie damals, bringen sie zu ihrem „European Killfest“ wieder nur die feinsten Bands mit auf Tour, die das Niveau des letzten Jahres locker toppen können!


Den Anfang machen die Belgier AFTER ALL, die ich lediglich von ihrem 2006er-Album „This Violent Decline“ kenne und sie in positiver Erinnerung behalten habe. Aber ehrlich: geiler Job! Fette Riffs der TESTAMENT-Schule, der Sänger klingt in hohen Lagen wie Belladonna und sonst sehr bodenständig und gut und die Bühnenaction lässt kaum Wünsche offen. Ich mag den Mix aus Melodie und Riffs und es ist gut zu Hören, dass viele der Anwesenden das genauso sehen. Das war ein verdammt starker Opener, der seine halbe Stunde perfekt nutzt. (Webseite: www.myspace.com/afterallmetal)


HEATHEN haben sich letztes Jahr mit einem bärenstarken Album zurückgemeldet und daher bin ich gespannt, ob diese Reunion auch auf der Bühne Sinn macht. Und liebe Gemeinde: soviel Sinn haben die wenigsten Reunions gemacht! Die Band sprüht vor Energie und wenn der Begriff Bay Area-Thrash mit einer Band verknüpft werden muss, dann ist es HEATHEN! Diese Riffs von Lee Altus und Kragen Lum sind schon komplett genial, aber wenn die beiden ihren massiven Soli runtershreddern, klappt dir die Kinnlade runter, soviel ist sicher! Besonders geil ist es zu beobachten, wenn sie zur Doppel-Solo-Attacke ansetzen und in perfekter Synchronisation das Feinste spielen, was die Bay Area jemals hervorgebracht hat! Highlight der Show (wie auch der CD) ist der Song „No stone unturned“, der mit seinem megalangen Instrumentalteil die Querverweise zu einer anderen Bay Area-Thrash-Band klarstellt und beweist, dass man auch Anno 2010 in der Lage sein kann, bahnbrechenden Thrash Metal zu machen. Neben dem Gitarren-Götter-Duo überzeugt aber auch der Rest der Band, allen voran Sänger David White, der mit seinem melodischen Gesang moderne Genre-Möchtegerne deutlich in die Schranken weist und auch schwierige Parts hervorragend meistert. Bassist Jason Vie Brooks und Drummer Darren Minter machen beim überwiegend schnellen Material eine super Figur und halten alles zusammen.
Wusstet ihr, dass Anfang der Neunziger Lee Altus und Darren Minter HEATHEN verlassen haben, um sich bei DIE KRUPPS ihre Brötchen zu verdienen? Nur hier beim Amboss gibt’s Metal-Geschichtsunterricht gratis dazu!
Die Stimmung bei den viel zu kurzen 30 Minuten ist spitze, das kann man nicht anders sagen und man merkt, dass die Band auf dem besten Weg ist, den Thrash-Olymp in Anspruch zu nehmen. Gratulation, das war ein Hammer-Gig! (Webseite: www.myspace.com/heathenmetal)


Wir machen uns blöder Weise nach Heathen auf, um in den Vorderen (oder hinteren?) Bereich zu kommen, da die Luft schon richtig schlecht ist und wir mal was trinken wollen, aber auf dem Weg nach draußen merken wir erst, wie voll der Club ist! Naja, irgendwie schaffen wir es, uns noch ein Getränk zu besorgen und wieder pünktlich zu DESTRUCTION an der Bühne zu stehen. Auch bereits zum dritten Mal, aber endlich mal auf einer kleinen Bühne in einem geilen Club! Und das zahlt sich aus! Die Mucke ist nun wirklich über jeden Verdacht erhaben und neben neueren Stücken wie „D.E.V.O.L.U.T.I.O.N.“, „Soul Collector“, „Armageddonizer“, „Nailed to the Cross“ oder dem brandneuen und sehr gut angenommenen „Hate is my Fuel“ kommen auch die Bandklassiker aus der Zeit vor der Wiederauferstehung Anno 2000 zum Tragen, die den Moshpit akkurat ausflippen lassen und dafür sorgen, dass meine Nackenmuskeln immer noch nicht ganz wieder genesen sind. Mit „Curse the Gods“, „Mad Butcher“, „Thrash till Death“, „Bestial Invasion“ gibt es eine Thrash Metal-Geschichtsstunde vom Derbsten und Schmier kann mit seiner sympathischen Art und den Ansagen das Publikum zu ersten Höchstleistungen aktivieren. Auf der Bühne wechselt er häufig mit Mike die Plätze und sorgt so für Bewegung auf der Bühne. Eine gute Figur gibt auch Neudrummer Vaaver ab, der die Songs souverän durchknüppelt und sich als hervorragender Thrash-Drummer empfiehlt. Was soll ich sagen? Für mich ist es ein Traum, die Band so nah zu erleben und so wie ich sehen es auch die anderen der fast 700 Anwesenden. Geil! Thrash till Death, motherfuckers!
(Webseite: www.myspace.com/officialdestruction)

Die Security hat heute einen arbeitsreichen Tag, denn leider sind scheinbar keine Stagediver und Crowdsurfer erlaubt und rücksichtslos pflügen sie sich die starken Bengels durch die Massen, um die Missetäter der gerechten Strafe zuzuführen: nämlich dem Rauswurf aus der Halle! Geht’s noch? OK, der eine Kerl, der bei DESTRUCTION ins Mikro und halb in das Drumkit purzelt, hätte etwas besser aufpassen können, aber die Band hat es in keiner Weise irgendwie beeindruckt. Wir sind zwar nicht auf einem Kaffeekränzchen und wenn die Anweisung da ist, keinen auf die Bühne zu lassen, ist das auch von uns zu respektieren, aber Crowdsurfer so rigoros runterzupflücken und vor die Tür zu setzen erscheint mir doch etwas überzogen. Zumal ich mir gar nicht sicher bin, dass die Türen aufgemacht wurden, bevor der Delinquent aus selbiger geworfen wurde. Und außerdem sollte auch eine Security (die im Meier sonst immer einen hervorragenden Job macht) auch darauf achten, nicht rücksichtsloser als der Moshpit durch die Gäste zu walzen. Das ist nämlich auch für’n Arsch.


Tja liebe Leute. Da OVERKILL eine meiner dienstältesten Lieblingsbands ist und meiner Meinung nach zum Besten zählt, was jemals eine Bühne betreten hat (vor allem in diesem Line up!) könnt ihr nur bedingt Kritik erwarten. Es scheint wieder ein SKULLCRUSHER-Fanclub anwesend zu sein, denn Blitz grüßt ständig die Leute im Publikum und Derek Tailer findet immer die Möglichkeit, sich mit dem Zuschauern zu vergnügen. D.D. Verni ist und bleibt the evilest man alive und nach wie vor halte ich Dave Linsk für einen komplett unterbewerteten Gitarristen, wie er mit zahlreichen fetten Soloparts eindrucksvoll unter Beweis stellt und auch heute noch aussieht wie ein König aus dem „Herr der Ringe“.
Die Songs ballern ohne Ende und neben den Klassikern wie „Rotten to the core“, „Wrecking Crew“, „Hammerhead“, „Deny the Cross“, „Hello from the Gutter“ oder dem Moshpit-Knaller „Elimination“ kommt auch das aktuelle Album „Ironbound“ mit dem Titeltrack, „Endless War“, „The Green and Black“, „Bring me the Night“ und „Give a little“ gleich fünf Mal zu Live-Ehren. Über die komplette Spielzeit (ich denke es waren wieder so neunzig Minuten?) hat die Band von der Bühne aus für den typischen New York-OVERKILL-Groove gesorgt, der es immer wieder zu einem absoluten Erlebnis werden lässt, diese Band live zu erleben, aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass der Funke nicht hundertprozentig überspringen will.

Es kommt selten vor, dass man sich bei OVERKILL in der zweiten Reihe aufhalten kann, ohne mal anständig durchgewemst zu werden, aber diesmal hat es keine blauen Flecke gegeben, lediglich die Erkenntnis, dass heutzutage nicht davon auszugehen ist, das andere täglich duschen. Aber dennoch ist klarzustellen, dass es kein schlechtes Konzert war! Dafür ist die Band viel zu routiniert und eingespielt und die Mucke viel zu geil!
Für mich ist der Abend allein schon aufgrund der Masse der unglaublichen Bands ein absolutes Highlight geworden und ich hoffe, dass OVERKILL uns noch oft ein solches KILLFEST bescheren werden! (Webseite: www.myspace.com/overkill)

Mein ganz besonderer Dank geht an Mario vom Undercover Entertainment (www.undercover-net.de), der einen maßgeblichen Anteil daran hat, dass Konzertabende wie dieser überhaupt bei uns in der Region stattfinden können! Und für die Mühe, die er sich mit uns gemacht hat! Tausend Dank, das war echt geil! (chris).