REVIEW

OCTAVIAN WINTERS „The Line or Curve“ (Etheral Wave/PostPunk)

OCTAVIAN WINTERS

„The Line or Curve“
(Etheral Wave/PostPunk)

Wertung: Gut

VÖ: 13.10.2023

Label: Stratis Capta Records

Webseite: Homepage / Facebook / Bandcamp

OCTAVIAN WINTERS wurde 2022, während des dritten Winters der Pandemie, in der geisterhaften Isolation von San Francisco geboren. Stephan Salit (Gitarre), Randy Gzebb (Schlagzeug), Jay Denton (Bass) und Ria Aursjoen (Gesang, Keyboards) verweben ihren viszeralen und ätherischen Sound zu einer ganz eigenen Textur – von Geschichten, die einst erzählt wurden und an die man sich nur halb erinnert, in einer Dämmerung aus Schatten und Sternen, in einer verlassenen Stadt unter dem Wintermond.

Ihre sphärischen Soundstrukturen variieren zwischen Dark Wave, Heavenly Voices und verspieltem Ethereal Wave und garnieren die dunkle Torte mit reichlich Shoegaze-Anleihen. Der Opener „Ondine“ beginnt mit Meeresrauschen und einer latent gothrockigen Rhythmik. Nach kurzer Zeit wird aber sowohl die Geschwindigkeit als auch die Instrumentierung runtergefahren und eine betörende Elegie zieht in das Fundament, welches dann von der wunderbaren weiblichen Stimme getragen wird. Schwermütig, dennoch voller eleganter Schönheit schleicht der Song dann voran.

„undertow“ ist vom Gesamtkonzept etwas heftiger arrangiert, die Saiten sind verzerrt und dringen vehement in die romantische Harmonie. Zwischen Heftigkeit und wohlklingender Verstörung sind die Elemente detailliert zusammengefügt. Ruhig und voller Wehmut erklingt das getragene „surreal“. „Velveteen“ ist dagegen rockig inszeniert und der Gesang wird dunkler. Die Atmosphäre ist dicht und öffnet in der Hookline dezent das Tor zum Pop. Düster und latent phobisch folgt „Nebula“, bei dem sich Sängerin Ria Aursjoen (die neben dem Mikrofon auch die Tasten am Keyboard bedient) in verführerische Höhen begibt.

Fazit: Ein dunkles Gebräu aus verschiedensten dunklen Stilen. Das Klanggeflecht klingt wie eine verschwörerische Melange aus pulsierenden Bass-Grooves, Shoegaze-Saiten, ästhetischer Romantik und einem wunderschönen Gesang, der sich berührend in die Gehörgänge schleicht. Produziert von William Faith (The Bellwether Syndicate, Faith and the Muse, Christian Death, The March Violets). Im Gesamtbild die perfekte Mischung für Fans von Clan of Xymox und Cocteau Twins.
(andreas)