HEADS FOR THE DEAD
„Never Ending Night Of Terror“
(Horror Metal Of Death)
Wertung: Absolute Kaufempfehlung!
VÖ: 10.10.2025
Label: Pulverized Records (CD/LP) / Selfmadegod Records (Tape)
Webseite: Instagram / Facebook / Bandcamp
Gastbeitrag von „Rudi von Hotel666.de„:
Just zum Sickolaustag was monströses geschah
Erfreut ich erwachte so wie es jedes Jahr war
Engelsgleich jauchzend zum Stiefel lief ich hin
Wohlwissend was für ein braver Knabe ich bin
Tief lugte ich in das Schuhwerk hinein
Nichts ward drin, wie kann das denn sein
Doch dann drang wohlige Stimme in mein Ohr
Und dann kroch was aus dem Schuhschaft empor
Es stank bestialisch und rauchte ganz doll
Oh nein der Krampus, aus dem Stiefel er quoll
Ich schrie um mein Leben, bettelte um Gnade
Aber er riss mich ins Dunkel hinab, wir ritten auf ’ner Made
So fand ich mich wieder im Strudel aus Tod und Schleim
Er warf mich dann ab, ich war nun allein…
… umherirrend betrat ich später einen muffigen, dunklen Raum, dessen Wände zu leben schienen und an einem modrigen Tisch saßen drei schemenhaft sichtbare Gestalten, über die dicke Maden krochen. Wohl war mir bei der Sache nun wirklich nicht und Panik erfasste mich, aber im flackernden Licht der Kerze erkannte ich zu meiner Erleichterung schnell, wer das war. Es waren Jonny Petterson, Ralf Hauber und Matt Moliti aka HEADS FOR THE DEAD! Es gesellte sich dann auch ihr neuer Drummer Evan Daniele mit einem Tablett voller Drinks zu uns und aus einer Jukebox, die aussah wie ein Haufen verwesender Kadaver, drang gar wundervolle muSICK in meine Ohren. Es handelte sich um „Never Ending Night Of Terror“, ihr just über Pulverised Records erschienenes neues Werk des Todes! Was für geiler Stoff und gleiches galt für das edle Gesöff, welches wir uns hier unten im Reich des Zerfalls gönnten. Aber plötzlich brach das Gewölbe schleimig in sich zusammen und ich kehrte auf einer monströsen Made reitend zurück in die Welt der Lebenden mit dem Nachhall der Jungs in meinen Ohren, die frohe Kunde eines neuen HEADS FOR THE DEAD-Longplayers zu verkünden…
… und das mache ich doch liebend gerne! Warum? HEADS FOR THE DEAD haben bisher ja schon immer amtlich abgeliefert, legen aber dieses Mal noch ein paar Kanten Holz mehr auf den für die satanische Hexe bereits aufgetürmten Scheiterhaufen. Ich habe nach der mächtigen „In The Abscence Of Faith“-EP ja einiges erwartet und bekam noch mehr, denn „Never Ending Night Of Terror“ ist ein brachiales Ungetüm geworden, welches aber nicht nur stumpf daher metzelt, sondern auch gerne mit fiesem Genuss euch jede Hautschicht mit verspielter Freude einzeln abzieht.
Mit diesem Album wird wirklich ein absoluter Hammer auf uns losgelassen… düsterer und brutaler Death Metal pur. Aber von dort aus nur startend und einen anderen modrigen Weg mit einer bald erlöschenden Fackel in der Hand gehend, denn der Horrorfilmsoundtrack-Charakter ist noch dominanter geworden und so nimmt uns die Band auch musikalisch noch mehr mit auf eine Reise durch ihre VHS-Sammlungen des Schreckens. Nicht nur durch die Samples und die Keyboards, die ja, ich denke mal bewusst, durch den Sound und der Art des Einspielens an die alten Soundtracks der 70er und 80er erinnern sollen, sondern auch durch die Musik an sich. Die Horrorfilmkeyboards und ihr Death Metal gehen nun noch viel mehr Hand in Hand und arbeiten sich jetzt noch mehr aufeinander abgestimmt, vor allem zu hören an den Gitarrenläufen, durch die Songstrukturen und verschmelzen zu einem bösartigen Ghoul! Die Basis von HEADS FOR THE DEAD ist immer noch, wie schon bereits erwähnt, klassischer Death Metal der allerbesten Sorte, seien es heftige Attacken, straighte, zum Bangen einladende Momente, walzige Grooves, langsame, erschlagende Parts und auch D-Beat und Blastbeats, aber all das ist nur ein Ausgangspunkt für viel mehr… Horror Metal Of Death halt. Ich finde das neue Material, unabhängig welche Geschwindigkeit es gerade hat, auch gnadenloser und bösartiger. Generell versprühen die Songs eine sehr dunkle und vor allem bedrohliche Atmosphäre. Es überkommt einem die ganze Zeit das Gefühl, sich umdrehen und schauen zu müssen, ob da kein Serienkiller oder ein Monster lauert, das auf das nächste Opfer wartet, welches bestialisch abgeschlachtet werden soll. Und das ist es doch, was Death Metal neben seiner Brutalität, die dieses Mal noch heftiger ausgefallen ist, ausmacht oder ausmachen sollte, nämlich diese düstere und obskure Stimmung und das gelingt der Band auf dieser Scheibe wirklich außerordentlich gut. Das Songwriting ist auch noch mal etwas variabler ausgefallen und wirkt dadurch nicht nur spannender und packender, sondern auch intensiver als es eh schon der Fall war. Da hat Jonny bei einer Séance nach einem üppigem Horrorfilm-Konsum dieses Mal eine besonders ergiebige Muse aus dem Jenseits herbeigerufen. Generell sind alle Beteiligten bestens motiviert und so hören wir neben den Killerriffs und den geilen Keyboards auch mördermäßige Soli von Matt Moliti und wirklich sehr gelungenes, wuchtiges, variables und dynamisches Drumming von Evan Daniele. Aus all diesem heraus entsteht ein prächtiges muSICKalisches Monstrum…
… das natürlich auch eine Stimme hat und was für eine! Ralf Hauber ist mal wieder wahrlich in seinem Element und steht seinen Kollegen was Herzblut und Hingabe angeht natürlich in nichts nach. Aber habt ihr was anderes erwartet? Ich auf alle Fälle nicht. Thematisch geht es natürlich wieder um Horror, Horror und nochmals Horror! Dieses mal beschäftigte sich der Herr anscheinend sehr mit seiner Sammlung alter Kracher, um möglichst viel unheilige Ideen zu erlangen. Jeder Song ist von einem Film inspiriert, z.B. „Freitag der 13.“, „Repulsion“, „Videodrome“, „Re-Animator“, „Motel Of Hell“, „Dawn Of The Dead“, „The Gates Of Hell“ oder „Suspiria“. Letzterer ist aber auch ein musikalischer Tribut, denn die leitende Melodie entstammt dem Hauptthema des Films, im Original von der Band Goblin, die für einige Soundtracks für Dario Argento-Filme zuständig war. Aber zurück zu Ralf, denn dieser kann es gar nicht erwarten, uns die Massen an fettgefressenen Maden und verotteten Kadaver, welche sich in seinem Schlund und in seinem Brustkorb angesammelt haben, in Form seiner sehr gelungenen und absolut top zur muSICK passenden Texte voller Urgewalt entgegen zu kotzen! Das Ganze geschieht wie immer sehr derbe und brutal, aber immer schön differenziert, so dass die Texte, die ja ein wichtiger Bestandteil des Gesamtkonzepts sind, nicht nur wie ein einziger Brei klingen. Ralfs Gesang ist mal wieder überwältigend und auch sehr individuell, wie ich finde. Auf alle Fälle eine der Stimmen, die du gleich erkennst. Der Ghoul in seinem Brustkorb und seine mutierten Stimmenbänder sind hier mal wieder bestens drauf und klingen und wirken wie eine bösartige und dämonische Attacke nicht nur auf unseren Geisteszustand, sondern auch auf unseren Leib selbst! Dazu gibt es fieses und garstig klingendes Keifen und heftige Schreie, die so rüberkommen, als hätte sich der Ghoul auch Ralfs Gehirnes bemächtigt und seines Verstandes beraubt. Und so setzt er mit seiner Stimme und seinen Texten diesem Knalleralbum noch das Sahnehäuberchen des Todes auf!
Dann kommen wir mal zum Sound, denn dieser ist mal wieder mächtig-prächtig ausgefallen. Die Saiteninstrumente und die Effekte hat Jonny natürlich wieder selber in seinem Studio aufgenommen und Ralf hat für seinen Gesang dieses Mal die Feed The Fox Studios heimgesucht. Die Drums hat sich Ewan in den Parallel Studios aufs Band bannen lassen und Matt schredderte seine Gitarren in Bloomingdale ein. Gemixt hat Jonny natürlich auch wieder selber, aber dieses Mal das Mastering Roger Bergsten (Nevo Mastering) weitergereicht und das Ergebnis klingt wie aus einem Guss, als wären alle als Band in nur einem Studio gewesen. Sehr geil! Attestierte ich dem letzten Release im Grundsound einen gewissen klassischen Metal-Sound wie er Ende der 80er/Anfang der 90er häufig üblich war, kotzt es dieses Mal doch wieder derben Leichensud und stinkigen Friedhofssiff aus den Boxen. Es geht also wieder etwas brutaler und wuchtiger zur Sache, was nicht heißen soll, dass dies beim letzten Release nicht der Fall war. Es kommt nur wieder mehr der Todesblei zur Geltung und das wirklich gelungen. Der HM2-Knarz in den Saiteninstrumenten walzt wirklich oberamtlich und heftig durch euer Hirn, dazu gibt es einen sehr lebendigen und ehrlich Drumsound, gut zu vernehmende Vokillz und die Samples und Effekte sind auch klasse integriert, ohne zu sehr im Vorder- oder Hintergrund zu stehen. Eingesargt in eine sehr natürlichen, feurigen und brachial-intensive Produktion, die alles wie einen unheiligen Fluch zusammenhält, sind aber coolerweise trotz aller Heftigkeit alle feinen Details, die die Kompositionen wie ein modriges Pilzgeflecht durchziehen und auch stützen und verfeinern, wunderbar zu hören. Und so kreiert sich daraus ein Gesamtsound, der die sehr dichte, düstere und erdrückende Atmosphäre der muSICK an sich zu 666% perfekt eingefangen hat, einfach nur unfassbar böse und bedrohlich klingt und euch das Gefühl gibt, dass sich gerade in eurem Raum etwas Abartiges manifestiert, um sich in euren Verstand zu fressen und eure Seele in die Abgründe der Hölle und der ewigen Verdammnis zu reißen!
Optisch wird der Release auch wieder top und natürlich passend zum Bandkonzept realisiert. Verantwortlich dafür zeigt sich eine mir bisher unbekannte Person namens Solomacello und jene hat ordentlich abgeliefert! Inspiriert von einer Maske, die in Jonnys Wohnung hängt, ist ein wirklich sehr cooles Artwork entstanden, dessen Horrorfilmplakat-Flair, inklusive angenehmem Retrotouch, wahrlich nicht zu übersehen ist. Was gibt es zu sehen? Ein riesiger und sehr heller Vollmond entsendet wie ein Scheinwerfer das Spotlight auf eine finstere Gestalt, bestückt mit einer schweren Lederjacke und einem Armeerucksack, in einer Hand einen Schädel und in der anderen eine stark blutverschmierten Machete, in deren Klinge das Motto der Band, nämlich „Horror Metal Of Death“, eingraviert ist. Scheint mir ein Die Hard-Fan zu sein. Am düstersten an diesem Wesen ist aber die stählerne Maske auf seinem Kopf, hoffentlich ist auch wirklich einer darunter, die aussieht wie eine fiese Mischung aus Vogelgesicht, Gasmaske und Kriegshelm mit blutroten Schutzgläsern für die Augen. Diese sind nicht zu sehen, aber auch so spürst du total diesen musternden, starren und mordlüsternden Blick, der auf dir liegt, wenn du dir das Artwork anschaust. Hammer! Unterhalb dieser Kreatur eröffnet sich noch eine andere kleine Szenerie, vielleicht eine Erinnerung dieser Person? Dort bahnt sich gerade eine Hand aus einem (noch) offenen Grab, die Schaufel steckt noch in der Erde, und wir blicken auf einen Grabstein mit der Gravur HftD… HEADS FOR THE DEAD! Ist es tatsächlich doch kein Die Hard-Fan, den wir hier sehen, sondern der rastlose Geist, der alle Bandmitglieder miteinander vereint, in Form eines untoten Kadavers und wir sehen die Erinnerung des Verlassens des Grabes? Ich denke schon und meiner Meinung sehen wir hier quasi die Geburt eines Bandmaskottchens. Mal sehen, ob zukünftige Artworks meine These bestätigen werden. Cool wäre es auf alle Fälle. Mir gefällt auch der leicht schmutzige, aber trotzdem gut definierte Zeichenstil und das Spiel mit den Schwarz-, Weiß-, Blau- und Rottönen sehr, die im Gesamten, also auch in Kombination mit dem Bandlogo und dem Albumtitel, eine sehr zur muSICK stimmige, bedrohlich-aggressive und düstere Stimmung erzeugt. Würde ich das Cover irgendwo als Filmplakat sehen, wäre mein Interesse auch tatsächlich geweckt, da ich einen sehr coolen Film erwarten würde. Mission gelungen, würde ich sagen. Düster und mit rostig-rotem Blut verschmiert geht es auch im optisch ansprechenden Booklet weiter, das uns neben den Credits auch die Texte darstellt. Auf der Rückseite der CD-Hülle geht es aber auch nochmal richtig ab, denn dort zeigen sich die vier Recken des Todes in Kombination mit Teilen des Covers, Blut, den Songtiteln und der coolen anderen Variante des Bandlogos. Alles schon sehr geil, wie ich finde. Natürlich darf da Vinyl bei der geilen Aufmachung nicht fehlen, vor allem des Artworks wegen. Dazu bekommt ihr ein doppelseitiges bedrucktes Inlay mit allen Infos und dem Bandphoto . Sieht echt top aus. Das Vinyl an sich gibt es in klassischem Schwarz (100 Stück), in rotem Splatter oder in cooler blauer Marmorierung, beide Versionen jeweils 200 mal. Es gibt übrigens auch Magnetbänder (100 Stück), veröffentlicht über Selfmadegod Records für euch mit blutrotem Tape und einem auffaltbaren Booklet, welches alles, was ich bisher diesbezüglich besprochen habe, beinhaltet und durch das tolle Layout auch der CD oder der LP in nichts nachsteht. Ihr seht, dass ihr also egal welches Format ihr favorisiert, auch optisch voller Herzblut verwöhnt werdet.
HEADS FOR THE DEAD präsentieren sich uns auf „Never Ending Night Of Terror“ mit ihrem Horror Metal Of Death abermals in Höchstform und nicht nur das, denn sie zeigen sich hier noch intensiver, brutaler, variabler und atmosphärischer als zuvor! Falls mal kein Horrorfilm zum Konsumieren parat stehen sollte, legt einfach diese Scheibe ein und genießt diesen akustischen Grusel des Todes. Ihr werdet es nicht bereuen!
„There’s a link between heavy metal and horror. They’re like some strange cousins.“ (Robert Englund)
Songs:
1. The Vastness Of Time 03:59
2. Death Mask 04:28
3. Phantasmagoria 04:27
4. In Disgust We Trust 01:39
5. Never Ending Night Of Terror 06:46
6. Give Me Life 03:03
7. The Harvester 03:53
8. The Shape Of Light Bleeds Black 04:45
9. To The Very Last 04:19
10. Witchkrieg (Goblin-Tribut) 03:52
Spielzeit: 41:11
