GOLDEN APES
„From the Sky“
(Melancholic Wave Rock)
Wertung: Sehr gut
VÖ: 22.07.2022
Label: Icy Cold Records
Webseite: Homepage / Facebook / Wikipedia
Bei der Berliner Band gibt es eine stetige Konstante: Besetzungswechsel, hervorragende VÖs und zwei Brüder. Allen Wirren zum Trotz (intern, extern) gelingt es der Formation erneut, einen galanten Fußabdruck zu hinterlassen, der sich tief in eine Gefühlswelt gräbt, dabei textlich unparolenhaft die Psychologie (Reflexion) und mehr noch die Philosophie (Metaphysik) abdeckt und ganz nebenbei die Romantik lyrisch (Stil, Ausdruck, Eloquenz) abdeckt.
Mit nuancierter Wave Pop Melodie entblättert sich der Opener „From the sky,“ bevor er, beim Einsetzen des dunklen Gesangs, in einen hingebungsvollen Moloch der Melancholie versinkt. Im Mark druckvoll mit kleinen anekdotischen Ruhepolen. Geschickt arrangiert, wie sich die elegante Melodie mal versteckt, mal den ganzen Rahmen ausfüllt. Das bildliche Innenleben pulsiert, während die Stimme mit schwarzer Tusche eine zeichnerische Eruption der Gefühle integriert.
Hier die Liveversion von der kürzlich absolvierten USA (!) Tour.
Als Rezensent vermeidet man meist floskelhafte Adjektive wie „wunderschön“, auch wenn es mehr als passend für das dunkel ausstrahlende Epos „Hold me“ wäre.
Mit cure’eskem Charme introniert und treibend fortgesetzt, erklingt „A new days dawn“. Ganz dezent steigert man sich behutsam in einem Rausch, der auch mal treibend vom Schlagzeug bestimmt wird. Die druckvolle Einheit ergänzt sich durch etwas straighteres Riffing und auch die Stimme legt mit kraftvollen Vocals nach. Auch hier gibt es dieses in Ruhe badende Zwischenspiel, quasi als Blaupause der Energie. Textlich lässt der Anbruch des Tages mehr Zweifel und Ängste als Hoffnung erkennen. Selbst das Gestern wird hinterfragt. Das folgende „Hold in my head“ ist ein teils krachend straighter, teils ein sehr gefühlsbetonter Wave Song. Sehr gezielt variiert (spielt) man mit der Varianz von laut/leise und schnell/langsam. Besonders die Beschreibung des Lochs, welches durchaus dieses Gefühl der Leere beschreibt, welches das Gehirn beschäftigt, ohne den Sinn zu manifestieren.
Neu gemastert wurde „Satori“, welches vor ca. einem Jahr veröffentlicht wurde. Satori bedeutet im Zen-Buddhismus Erwachen, Erleuchtung. Ich weiß gar nicht, ob das Original derart Progrockig eingeleitet wurde. Egal, ist eher ein kurzes Intermezzo zu Beginn, ansonsten ist es etwas tragender arrangiert. Besonders das Momentum des Wartens wird perfekt zelebriert.
Abschließend gibt es noch eine latent kühle, mit feinem 80er Wave Pop Charme umhüllte Version vom Titelsong.
Fazit: Die GOLDEN APES sind vom Gesamtbild etwas druckvoller geworden. Wobei man den samtenen Vorhang der Melancholie nicht an den Rand der Bühne verbannte. Text und Musik eine Melange aus Verzweiflung und Wut, welche die Erhabenheit umgarnt. (andreas)
Die neue Besetzung:
Peer Lebrecht (Gesang, Texte)
Christian Lebrecht (Bass)
Gerrit Haasler (Gitarre), neu
Frank Flenz (Gitarre), neu
Joe Tyburn (Drums), neu