Originaltitel: Husk
Herstellungsland: USA
Erscheinungsjahr: 2011
Wertung: Empfehlung!
Regie: Brett Simmons
Darsteller: Devon Grey, Wes Chatham, C.J. Thomason, Tammin Sursok, Ben Easter, Michael Cornelisen, Aaron Harpold, Candice Rose, Josh Skipworth, Nick Toussaint
FSK: ab 16 Jahren
Genre: Horror
Die guten alten Vogelscheuchen mussten in der Horrorfilmgeschichte zwar schon mehrmals ihre Strohbirnen als Bösewichte herhalten, im direkten Vergleich zu irgendwelchen maskierten Wahnsinnigen, Zombies oder degenerierten Hinterwäldlern sind sie aber immer noch eher eine Randerscheinung im Genre. Zwar kommt es alle Jahre mal wieder vor das die gekreuzigten Strohsäcke sich meuchelnd durch diverse Opfer Schaaren mähen, aber bis auf den kaum bekannten „Dark Night of the Scarecrow“ von 1981 schaffte es kaum eine Produktion den eigentlich sehr reizvollen Horrorgestalten etwas wirklich angsteinflößendes ab zu gewinnen. Man denke da nur an die unsägliche „Scarecrow (1) – Slayer (2) – Gone Wild (3)“- Trilogie, die von 2002 bis 2004 die Videotheken terrorisierte.
Nun schickt sich die kleine Indie-Produktion „Husk“ aus der „After Dark“- Schmiede an, den zerfledderten Leinensackträgern frisches Leben einzuhauchen, mit beachtlichem Erfolg. Dabei sieht die Story auf den ersten Blick wenig originell oder innovativ aus. Wiedermal geht es um eine Truppe Mitt-Zwanziger, die sich auf dem Weg zu einem vergnüglichen Wochenendtrip nach einem Autounfall zwischen endlosen Maisfeldern in der Einöde der amerikanischen Landstraßen wiederfinden. Auf der obligatorischen Suche nach Hilfe und einem verschwundenen Beifahrer landet man ganz schnell in den Maisfeldern, die in ihrer Mitte ein verlassenes Farm Haus verbergen. Schnell merkt ma,n dass es hier nicht mit rechten Dingen vor sich geht und auch die Vogelscheuchen im Maisfeld scheinen ein mörderisches Eigenleben zu führen.
Wie gesagt, der Plot hört sich wenig originell an und die Ausgangssituation hat es so oder zumindest so ähnlich auch schon in jedem x-ten Horrorfilm gegeben. Doch im weiteren Verlauf fängt der Film ganz schnell an, Sympathiepunkte zu sammeln. Denn die endlosen Maisfelder werden schön atmosphärisch und bedrohlich eingefangen und die Figuren sind ausreichend sympathisch, um sich an ihre Fersen heften zu wollen. Sowieso spielt „Husk“ hier ein gelungenes Spiel mit der Erwartungshaltung der Zuschauer an die Protagonisten: so denkt man am Anfang sofort, dass man weiß wer die ganze Chose hier überleben wird und wer nicht. Doch das Drehbuch hält diesbezüglich die ein oder andere böse Überraschung parat, so dass man sich nie wirklich sicher sein kann, wer sich denn nun zum Helden mausert oder als nächstes Opfer herhalten muss. Schauspielerisch ist das, bedenkt man mal, dass man es hier mit einer Independent Produktion ohne große Namen zu tun hat, absolut in Ordnung. Auch die Optik des Films ist gut gelungen, auch wenn sich hier und da mal inszenatorische Unarten, wie sie ja zurzeit gerade in Mode sind, z.B. die immer wieder gern kritisierten verwackelten Bilder, eingeschlichen haben. Aber immerhin wurde versucht diese in die Dramaturgie des Films einzuarbeiten, kommen also größtenteils zum Einsatz wenn sie das Geschehen der jeweiligen Szene unterstützen können.
Ein weiterer positiver Aspekt ist, dass „Husk“ es schafft eine komplett eigene, in sich Stimmige und originelle Mythologie rund um die Horrorvogelscheuchen auf zu bauen, die sich mit einem eigenen Regelwerk dem Zuschauer stück für stück eröffnet und sich zu einer äußerst spannenden Angelegenheit mausert. Innerhalb dieser eigenen Mythologie entwickelt sich so eine gut ausbalancierte Mischung aus atmosphärischem Grusel und blutigem Slasher.
Dabei werden die Vogelscheuchen selbst eher sparsam eingesetzt, in der ersten Hälfte bekommt man sie nur selten komplett zu Gesicht, meistens agieren sie als schemenhafte Gestalten im Hintergrund, was den bedrohlichen Charakter gut unterstreicht. Im weiteren Verlauf des Films gibt es dann aber auch die ein oder andere sehr action- orientierte Attacke, die nicht nur die Vogelscheuchen komplett enthüllen, sondern auch ihre Agilität und Kraft gut zur Geltung bringen. Insgesamt werden die Kapuzenmänner also als wirkliche Bedrohung dargestellt und wirken dabei kein bisschen trashig oder lächerlich.
Gepaart mit der sehr treffsicheren Inszenierung und der ohnehin schon unheimlichen Atmosphäre schafft es „Husk“ also tatsächlich, ein stimmiges Horrorszenario zu kreieren, dass trotz des klischeehaften Einstiegs für die ein oder andere Überraschung sorgen kann und obendrein auch noch mit einer innovativen und originellen Grundidee rund um die Vogelscheuchen punkten kann. Auf jeden Fall sehenswert. (sebastian)