BELLIGERENCE
„Eschaton Foretold (EP)“
(Death Metal)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 27.09.2024
Label: Eigenproduktion
Webseite: linktr.ee / Facebook / Bandcamp
In Berlin passiert ja jetzt nicht wenig in Sachen Metal-Bands. Immer wieder ploppen neue Bands auf dem Radar auf. Viele ziehen vorbei, manche nimmt man wahr und wenige machen bleibenden Eindruck. Aber dann gibt es doch tatsächlich Ausnahmen, die es schaffen, besonders herauszustechen. So wurde Ende 2022 eine junge Band mit dem Namen BELLIGERENCE gegründet. Nach bester DYING FETUS-Manier als Trio. Die jungen Musiker bewegen sich, beleuchtet man deren Interessenbereich der Musik, in verschiedenen Gassen des Metals, die sie in ihren Kompositionen gekonnt vereinen. Ihr Enthusiasmus und Wille ihre Musik energiegeladen unters Metaller:innen-Volk zu mischen führte sie nach Veröffentlichung einer ersten Demo auf zahlreiche Bühnen in und um Berlin und verschaffte ihnen in kurzer Zeit eine treue und wachsende Anhängerschaft.
Nun folgt am 27. September diesen Jahres der nächste Streich. BELLIGERENCE veröffentlichen eine 6 Song starke EP, mit der sie garantiert erneut Wellen in der Szene schlagen werden.
Doch verlassen wir nun den Blick hinter die Kulissen und beleuchten zunächst einmal die besagte EP, die den Namen „Eschaton Foretold“ trägt, etwas näher, bevor wir noch einen kleinen Blick nach vorne wagen. Die EP beinhaltet wie erwähnt 6 Tracks, darunter ein Intro, mit insgesamt 25 Minuten Spielzeit. Zwei der Songs wurden auf ihrer Demo bereits veröffentlich, jedoch nun neu eingespielt, gemixt und gemastert. Die anderen Songs sowie das Intro sind unveröffentlichtes Material. Die EP startet mit dem schön atmosphärischen Intro „Of Ceaseless Realms“. Man fühlt sich wie in einem okkulten Film. Man stellt sich unmittelbar vor, wie inmitten von Nebelschwaden in eine Gruft einlaufende Druiden mit Fackeln auf einen Altar zulaufen und weiß genau, ihr Plan ist unheilvoll. Mystisch und zugleich bedrohlich wirkt die akustische Szenerie. So, wie in diesen alten Filmen, bevor einem der Schrecken durch den Leib zuckt, weiß man auch hier genau, dass es gleich passiert und es durchfährt einen dennoch, als „Feeding On Deceit“ ohne Umschweife startet. Gleich ohne Vorwarnung direkt nach vorne. Old Schoolig langgezogenes Geballerriff mit direktem, dunklen und kraftvollem Angrunzer, der ein wenig gezogen wird. Das Schlagzeug knattert und rührt einem die Eingeweide gleich zu Beginn erstmal ein wenig um. Direkter Wechsel der Old School-Riff-Atmosphäre in groovige Moderne, zurück zu einem neuen Knüppelpart, kurzer Break und direkt wieder rein ins Geschehen. Wie der Song schon startet! Direkt abgeholt von meiner Seite aus. Der Song ist gespickt mit Dissonanz-Parts, welche für einen kurzen Moment Progressive-Vibs vermittelt. Diese Parts wiederholen sich im Verlauf, sind nicht lang, aber lang genug, um die gut eingepasste Bassarbeit zu bemerken und die Ohren spitz werden zu lassen!
Aber das soll nun auch ausreichen an detaillierter Beschreibung des Geschehens in einzelnen Songs. Denn jeder der Songs ist spannend gestaltet und weiß der zuhörenden Person das Gehör an das Soundausgabemedium zu nageln. Hier wird nichts langweilig. Von vorne bis hinten entdeckt man in den Songs Spannung, Aggressivität, Düsternis und Kraft. Abgesehen vom Drumming sind auch die Vocals brachial druckvoll und präzise und weisen eine abwechslungsreiche Range auf. Die Riffs und deren Anordnung untereinander sind durchdacht und die Songs ergeben eine Symbiose aus verschiedenen Genres. So hört man viel BEHEMOTH-Einfluss aber auch Kandidaten wie SUFFOCATION und MORBID ANGEL mischen mit.
Produziert wurde der Spaß übrigens von Tom Tschernig in den Berliner LTMF-Studios und das für mein Empfinden sehr bandtauglich. Empfand ich beim ersten Durchlauf und im Direktvergleich mit der Demo noch einen kleinen Schmerz in Bezug auf den Basssound, da dieser im Demo-Mix mehr von diesem wunderschönen „Klackern“ abbekommen hatte, musste ich mir bei jedem weiteren Durchgang eingestehen, dass das Augenmerk auf tieferen Basssound großartig ins Geschehen eingemischt wurde, ohne an Bandbreite zu verlieren. Diese Vorgehensweise geht ein wenig in Richtung Hommage an die gute alte Zeit des Death Metal und bedarf Fingerspitzengefühl in Produktionen, die einen gewissen modernen Brückenschlag setzen. Andernfalls gehen Facetten des Basses schnell im Geschehen unter, gerade dann, wenn der Bass auch eigene Läufe spielt und nicht eins zu eins der Gitarre nacheifert. Die Songs sind also schlussendlich so abgemischt, dass alles dort zu finden ist, wo es sein sollte. An den richtigen Stellen sind die richtigen Instrumente leicht vorgehoben aber es legt sich nichts kontinuierlich zu weit in den Vordergrund.
Die Jungs wissen absolut ihre Instrumente zu bedienen und zu nutzen. Auch live machen die Jungs wahnsinnig viel Spaß und bringen eine Energie auf die Bühne, die zum Mitgehen animiert. Wer also bis jetzt noch nicht das Vergnügen hatte, kann das bald ändern. So sind BELLIGERENCE am 09.10.24 im Berliner Urban Spree und eröffnen mit CARNAL TOMB und ENGULFED deren Europatour. Einen Monat später verlassen die Jungs die Gefilde der Hauptstadt und spielen am 09.11.24 im Wolfsburger S.V. Jugendhaus Ost mit CYPHONISM, MAULER und WILT. Genügend Gelegenheit und kein Platz für Ausreden also, um die Jungs live zu erleben! (yves)