ASTARI NITE
„Midnight Conversations“
(Wave/Goth)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 20.07.2018
Label: Cleopatra/Danse Macabre
Die amerikanische Formation um den charismatischen Sänger Mychael Ghost konnte mich bereits mit ihrer 2014er Veröffentlichung „Stereo Waltz“ überzeugen. Somit war ihnen damals die Höchstnote sicher und die Latte für die Zukunft hoch gehängt. 2016 folgte mit „Until The End Of The Moon“ der Nachfolger. Mit dem aktuellen, dritten Album legen Astari Nite erneut ein Werk vor, welches sehr stimmig daher kommt und die Düsternis mit erhabenen Klangstrukturen paart. Hinzu kommt diese wunderschöne Stimme, welche zuweilen an den großen Bowie heranreicht („Rosary society“).
Durch Producer Tom Shear (Assemblage 23) erklingt die elektronische Facette ein wenig druckvoller und in Phasen auch verspielter als früher. Teilweise erinnert die verführerische 80er Melodielinie an das erste Visage Album, bleibt aber trotz herrlich altertümlichen Hooklines nicht in der Vergangenheit stecken, sondern erzeugt einen melancholischen Schauer, der sich durch die Jahrzehnte schleicht.
Als perfekter Opener fungiert „Sunday Queen“, der mit seinem eingängigen, dunkel-romantischen Feeling einen durchdringenden Wave Song kreiert, der sich nicht scheut die Düsternis in poppige Gefilde zu führen, um gleichzeitig eine Spur der experimentellen Elektronik im Untergrund agieren zu lassen. Warme Vocals und verführerisches Riffing vervollständigt den Song, dessen Sahnehäubchen dann der in Melancholie badende Text ist.
Stimme und Text stehen beim folgenden „Unfulfilled Promise“ noch stärker im Vordergrund, während musikalisch der Klangkosmos zu Gunsten von sphärischen Exkursionen etwas ruhiger daherkommt. Die Synths legen einen samtenen Teppich, während die Saiten flirrend aus dem Hintergrund für Beleuchtung sorgen.
Mit „Voices Carry“ covern die Jungs einen alten „Til Tuesday“ Klassiker aus dem Jahre 1985. Nicht nur dass der Song nahtlos ins Gefüge des Albums passt, nein, auch die Interpretation ist gelungen. So spaziert man zwischen demütiger Huldigung und spritziger Neuinterpretation umher. „Devination“ überzeugt mit einer gradlinigen Verführung. Die Melange aus balladesk angehauchter Strophe und durchdringenden Refrain ist gelungen. Spätestens beim Gesang schmelzt das schwarze Herz dahin, das textliche Psychodrama vollendet endgültig ein sehnsuchtsvolles Dahingleiten. Etwas heller gefärbt und mit tanzbarer Komponente ausgestattet erklingt „The Girl who tired“, logisch aber, das auch hier der Text eher im nachdenklich-trüben Teich fischt. Die Tragik in Zusammenhang mit der klanglicher Exkursion in die dunklen Tanztempel erinnert ein wenig an Pink Turns blue zu Zeiten von „Michelle“.
Zum Abschluss gibt es mit Lovesick einen Song, der bereits 2016 (zu Weihnachten) als Single erschien. Der Refrain mit Backings klingt wie aus einer Stadion-Hymne einer großen Wave Pop Band aus den 80ern entsprungen.
Fazit: Während die ersten fünf Songs durch die starke Strahlkraft der Elektronik eine graduell andere Klangfarbe besitzen, erzeugen die restlichen Songs ein Dark Wave Intermezzo, welches mit vollen Zügen genossen werden kann. Zu Beginn wird die Melancholie mit messerscharfer Eleganz durchschnitten, während zum Schluss die Schwermut als liebevolle Umarmung von Text, Gesang und Musik die Dunkelheit zelebriert. (andreas)
Konzerte:
Astari Nite + The Spiritual Bat + Virgin in Veil + Wisborg
06.12. Essen, Don’t Panic
07.12. Hannover, SubKultur
08.12. Hamburg, KiR