REVIEW

ADVOCATUS DEI „Eiszeit“ (Synth-Wave / Dark Wave)

ADVOCATUS DEI

„Eiszeit“
(Synth-Wave / Dark Wave)

Wertung: Gut

VÖ: 18.10.2024

Label: Eigenproduktion

Webseite: Homepage / Bandcamp

1996 gründete sich eine Band unter dem Namen ADVOCATUS DIABOLI und überzeugte mit einer düsteren Melange aus Synth Wave und Goth Rock. Nach einer langen kreativen Pause, von fast zwei Jahrzehnten, kehren die Anwälte des Teufels mit neuer Energie, neuem Namen und einem gelungenen Album zurück. Dieses neue Werk erscheint ohne Label im Hintergrund.

Grandios und mit bedrückender Eleganz lässt man zu Beginn die Zukunft mit der Vergangenheit verschmelzen. Ein energiegeladenes Stück bleibt „Schrei / Enter your Forest 24“ allemal. „Glashaus“ ist ein treibender Düstersong, der geschickt zwischen Atmosphäre und Tanzbarkeit sein Pendel zur Freiheit einklagt. Eine pragmatische, dennoch durchdringende Hookline trifft auch erzählerische Passagen. „Eiszeit“ ist etwas straighter arrangiert und lässt die Gitarren in den Vordergrund rücken. „Alles“ kolportiert den Dadaismus mit kleinen Reminiszenzen an DAF. Das folgende „Fünf“ paraphrasiert über das „Ministerium der Wahrheit“, verwirrend und interessant sind hier die unterschiedlichen Stimmen. Ein politisch heißes Eisen wird hier angepackt und könnte durchaus dafür sorgen, dass die Anwälte Gottes aus „falscher Richtung“ Beifall bekommen. Das wird mit dem folgenden „Welt 2.0“ nicht kühler. Musikalisch erinnert man an die Sisters Anfang der 80er und beschäftigt sich dann mit Transhumanismus – oder extrem ausgedrückt, dem Kampf zwischen Mensch und Maschine. „Mangrovenkanal“ hat in seiner Erzählweise etwas vom „Wasserturm“ der Neubauten“. Getragen und fast sakral fährt der Song in ruhigen Gewässern. Sanftmütige Schwere ist der bestimmende Untergrund. Darüber thront die Stimme von Thomas, der aus einem Buch zu rezitieren scheint. Die Musik scheint sich hier und dort ein wenig Bombast anzueignen, was dem Gesamtkonstrukt zum Ende hin eine gewisse Energie verleiht, während es textlich eher ums „Wegschauen“ geht.

Fazit: ADVOCATUS DEI spielen auf dem erstem Ohr einen traditionellen Dark Wave mit reichlich Einflüssen aus den 90ern. Im Nebenohr wird aber mit jedem Song eine deutliche Gesellschaftskritik erkennbarer. Musikalisch ist es der typische Synth-Wave, den die Band / Das Duo bereits zu Beginn spielte, dezent gestreut sind neue Facetten des Post Punks oder aufgehübschte Variationen des Düsterpops der 80er und ganz versteckt blickt ein wenig eine Melange aus Das Ich und EA 80 um die Ecke. (andreas)