AUTUMN TEARS
„Crown of the Clairvoyant“
(Neoklassik/Dark Wave/Dark Musical)
Wertung: Empfehlung!
VÖ: 22.09.2025
Label: The Circle Music
AUTUMN TEARS ist eine US-amerikanische Band aus Billerica in Massachusetts, die 1995 von Erika Tandy und Ted Tringo (Keyboarder, Pianist, Komponist) gegründet wurde. Die Musik der Gruppe kann im Wesentlichen der Neoklassik zugeordnet werden, enthält aber auch Elemente aus anderen Stilrichtungen. Ihr aktuelles Werk beherbergt Facetten der Modern Oper, dem neumodischen Musical, der traditionellen Klassik und Stilelemente des Barocks. Und irgendwo scheint man Bayreuth und Wagner nicht zu verachten.
Es ist ein im Ohr mehrgängiges Dinner, dessen elegante Tischdekoration mit verschiedenen Stimmvariationen glänzt, während die Schleife um die Serviette mit betörenden Chorälen einen grazilen Charme verströmt. Die Band versteht es, die verschiedensten Extravaganzen für düstere Gesellen betörend darzustellen. Beginnen wir beim an DEAD CAN DANCE angelehnten Opener
„Silhouettes at Sunshine“. Das folgende, graziös klingende „Lunar Coronation“ (mit der Sopranistin Caroline Joy Clarke) hat diesen enormen Bombast, der sich mit einer verführerischen Hingabe den beiden Stimmen hingibt. Am Anfang gibt es ein erzählerisches Intro, welches ein wenig bedrückend die Ouvertüre mimt. Das musikalisch leicht schräge und mit einer latenten Dunkelheit verpackte „Ancestral Premonition“ hat als besondere Komponente Francesca Nicoli von ATARAXIA dabei. Die sanfte Note wird negiert und durch die dramatischen Streicher-Arrangements und einer fast Requiem-gleichen Atmosphäre samt der dunklen Stimme erklingt eine Mischung aus phobischer Bedrücktheit und depressiver Eleganz. Auch bei „The Knell of my Birth-hymn“ trägt Francesca Nicoli zur Perfektheit bei.
„The Light That Shapes Us“ ist ein zerbrechliches Kleinod, welches tröpfelnd in die Gehörgänge und den orchestralen Bombast langsam in die Szenerie rückt. Eine der größten Stärken des Albums sind die grandiosen Chor-Einlagen, welche derart betörend das samtene Bett belegen und nebenbei ganz ungezwungen das Euphorisierende der Musik unterstreichen. Der Titelsong als Schlussepos hat neben aller Bedrücktheit etwas Befreiendes und durch die Schönheit samt gefühlvoller Elegie ein romantisch verklärtes Innenleben, welches zum Finale wie ein vertontes Gemälde von Casper David Friedrich daherkommt. Erinnert vom Gesamteindruck etwas an die Filmmusik von Joan Beaz bei „Silent running“.
Fazit: Das aktuelle Werk ist tief in der neoklassischen Tradition verwurzelt, dabei gelingt es, bei jedem einzelnen Song die Grenzen zu sprengen. Es verwebt barocke Details mit cineastischem Bombast und schafft Klanglandschaften, die sowohl sakral als auch betörend wirken. Die Stücke sind unverschlossene Portale zu vergessenen Träumen, zu verschleierten Zukünften und zu der stillen Poesie, die in den Zwischenräumen verweilt. Das Album wird als digitaler Download, als limitierte CD-Jewel-Case-Verpackung mit einem exklusiven Bonustrack auf CD und als limitierte Vinyl-Verpackung mit einem 12-seitigen illustrierten Textbuch und einem exklusiven Bonustrack auf Vinyl erhältlich sein. (andreas)